Wertheim, den 18. November 2020 – Dort wo sich das fränkische Mainfranken und das badische Tauberfranken berühren, dort wo die Tauber in den Main mündet und dort wo die Einstiegspforte zur Romatischen Straße bis nach Füssen anzutreffen ist, dort kann man, auch wenn der Herbst seinen Zenit bereits überschritten hat, vortrefflich wandern.
Gestartet wird in am Mainufer von Kreuzwertheim bei allerbesten Konditionen. Der herbstliche Morgennebel verschleiert noch das gegenüberliegende Wertheim und wird in den ersten Stunden des Tages die Höhenlagen der Urpharer Mainschleife mystisch einmanteln. Zunächst geht es aufwärts zu den Weinhängen des Kaffelberges, für Freunde fränkischer Weine, eine Lage von besonderer Qualität. Entlang der mächtigen Trockenmauern schraubt sich der Mainwanderweg stetig aber moderat aufwärts. Idealerweise könnte man, wenn nebelfrei ist, die Aussichten auf den Main und das gegenüberliegende Wertheim genießen – jedoch auch die Nebelwand bietet ihre eigenen herbsttypischen Reize.
Am nordöstlichen Ende von Kreuzwertheim schwenkt man, den Main-Wanderweg in südlicher Richtung folgend ein, und quert oberhalb den Bettingbergtunnel, der einst Bettingen mit Wertheim als Eisenbahntunnel verband, später von Mercedes zu Forschungszwecken genutzt wurde und mittlerweile Winterlager für Fledermäuse ist. Den Mainweg verlassend folgt man dem Heunweg, ein exzellenter Pfad, der durch das felsige Himmelreich führt, dort wo einst auch ein stattliches Schloß, die Wettenburg, stand.
Obschon nebelverhangen, die sechzehn Kilometer lange Wanderouvertüre oberhalb der Mainschleife, die ansonsten sehr aussichtsreich ist, fasziniert auch bei diesen Wetterkonditionen. Bei Kreuzwertheim geht es über die Mainbrücke nach Wertheim um einen bemerkenswerten Einstieg in das liebliche Taubertal unter die Schuhsohle zu nehmen.
Die Wanderwegekennzeichen sprächen Bände. Wertheim ist ein idealer Ausgangsort. Folgt man dem Panoramaweg Taubertal, erreicht man nach 100 Kilometern Rothenberg an der Tauber, investiert man zehn Wandertage, so erreicht man nach 450 Kilometern Füssen im Allgäu auf dem herrlichen Weitwanderweg Romantische Straße, zahlreiche Biergärten inkludiert. Überschaubarer aber nicht minder reizvoll, ist die heutige Passage. Auf herrlichen Waldwegen geht es aufwärts über den Oberen und Unteren Haag. Geographisch wandert man auf einem Hochplateau, welches von der Tauber und der Mainschlaufe eingekesselt ist. Nach einigen Kilometern erreicht man die ersten und ältesten ehemaligen Weinlagen von Reichholzheim, an denen sich die Weinlage Heiligenweinberg anschließt, die heute keine offizielle Reblage mehr ist, sondern von einigen Hobbywinzern kultiviert wird. Vorbei an Streuobstwiesen umrundet man Reichholzheim um zur Dreifaltigkeitskirche zu gelangen, dort wo eine Hochfläche einsetzt, die Reichholzheimer First genannt wird. Mit 15 bis 20 Grad ist hier die Hangneigung der Weinberge sehr flach, dank des muschelkalkreichen Bodens gedeihen jedoch hier vortreffliche Rieslinge und Burgunder.
Bevor man auf das Hochplateau einschwenkt ist ein 100 Meter langer Bypass Richtung Reichholzheim zu empfehlen. Am Ortsrand stößt man auf die größte Ansammlung von Steinkreuzen im süddeutschen Raum. Vierzehn Sandsteinkreuze sind an einer Stützmauer eingelassen, flankiert von einem Bildstock aus dem Jahre 1772. Die Kreuzkonzentrierung gibt bis heute Rätsel auf. Nach einer Sage sollen sich hier beim Nachhauseweg von einer Tanzveranstaltung vierzehn Burschen im Streit um ein Mädchen gegenseitig erschlagen haben. Über die Weinlage First erreicht man ein gewaltiges Anwesen, den Schafhof, welcher sicherlich seine eigene Geschichte hat. Dem Verlauf des Brunnenbachs folgend geht es entlang einer herrlichen Waldweges hinab zum impossanten Kloster Bronnbach, ein mächtiges Zisterzienserkloster, welches bereits 1098 gegründet wurde. Mönche kultivierten die versumpfte Tauberwildnis, bauten Entwässerungssysteme, sorgten für eine regulierbare Wasserzufuhr, führten den Mühlbetrieb ein und beschäftigten sich mit Ackerbau, Viehzucht und Weinkultivierung. Heute kann man die weitläufige Klosteranlage besichtigen und im angeschlossen Shop regionale Weinerzeugnisse erwerben.
Vom südlichsten Punkt der heutigen Tour geht es gegen den Tauberstrom wandernd zurück Richtung Wertheim. Über den Edelberg könnte man direkt nach Reicholzheim wandern. Jedoch ist eine zusätzliche Schleife über den Satzenberg hochgradig zu empfehlen. Hier wandert man über den letzten bewirtschafteten Terrassenweinberg im Taubertal, den bereits die Mönche angelegt hatten. Riesling und Weißburgunder werden hier auf den Buntsandsteinböden gezogen. Von der Spitze des Weinbergs kann man seine Blicke über die weitreichende Klosteranlage nochmals schweifen lassen. Der Rest ein harmonischer Auslauf durch das Taubertal. Zunächst quert man die Tauber bei Reichholzheim, wandert vorbei an der Teilbacher Mühle, um dann bei Waldenhausen wiederum die Tauber zu queren um dann in die Umlaufbahn von Wertheim einzuschwenken. Auf der Rückpassage empfiehlt sich ein Gang durch die sehenswerte historische Altstadt von Wertheim, um nach abermaliger Flußquerung, diesmal den Main, den morgendlichen Startpunkt, das Mainufer von Kreuzwertheim zu erreichen.
Die Wertheimer Main-Tauberrunde – eine außergewöhnliche Tour. Die frühmorgendliche Einstimmungsrunde oberhalb der Mainschleife und der Taubertaleinstieg mit dem markanten Kloster Bronnbach als besonders zu erwähnende Destination. Ein komfortabele Tagestour mit 39 Kilometern und wohldosierten 810 Höhenmetern. Bereits jetzt gilt für 2021 das Taubertal nach Rothenburg und die Romantische Straße nach Füssen als eingebucht. Man darf gespannt sein……
Wow, was eine tolle Tour hast Du da wieder zusammengestellt. Da juckt es in den Füßen auch wieder los zu ziehen. LG Michael.
Und für uns liegt das Ganze noch um die Ecke Michael. Dank und Gruß in die Nachbarschaft -Martin