Cochem, den 26. Oktober 2022 – Wohlweislich in den letzten beiden Oktoberwochen ist es durchaus empfehlenswert eine alljährliche Weinlagenwanderung einzuplanen. Die Reben sind seit Wochen eingeholt, üblicherweise bestimmen stabile Hochdrucklagen die Wetterlage, der Federweiße wird kanisterweise ausgeschenkt und zur Herbstmitte zeigen sich die Rebblätter an den Steilhängen von ihrer schillerndsten Seite.
Gestartet wird in Winningen an der Mosel, einem Wandermekka, dort wo 96 Stunden später der emsige Wanderverein “Schnelle Füße” zu einer spektakulären Langstreckenwanderung einladen wird. Vom Winzerort geht es steil aufwärts hinauf zum Winninger Domgarten, dort wo ein exzellenter Riesling gezogen wird. An der Kante zum Rabensberger Wald erreicht man nach drei Kilometern die einzigen Kaffeestationen, die am Moselsteig 7/24/365 geöffnet sind, nämlich die an der A61 gelegenen Raststationen Moseltal Ost und West. Der Moselsteig leitet uns weiterführend durch ein Waldgebiet oberhalb des Winninger Hamms hinüber zu einem Hochplateau um im Anschluss zwischen der Ober- und Unterburg hinab nach Kobern-Gondorf zu wandern.
Die Moselbrücke die Kobern-Gondorf mit Niederfell verbindet querend führt der Moselsteig über den Nachtigallen-Weg steil aufwärts zur Mönch-Felix-Hütte, dort wo man den weiteren Flussverlauf über die Reiherschussinsel aus erhöhter Lage in Augenschein nehmen kann. Vorbei an sichtbar gemachten Spuren einer ehemaligen keltischen Besiedlung wandert man in ausladenden Schleifen gen Alken. Wer die imposante Burg Thurant besichtigen möchte schwenkt am Kreuzweg der Kirche St. Michael gen Osten aufwärts in die Weinlagen. Imposanter ist jedoch der Anblick der mächtigen Burg von der Ortsmitte aus. Hinter Alken queren wir erneut die Mosel um via Löf nach Hatzenport zu wandern, dort wo man am nächsten Morgen die farblich unterlegte Moseltour fortgesetzt wird.
Die zweite Tour startet in Hatzenport mit Tagesziel Klotten. Der Textur des Moselsteigsetappe entsprechend wandert man vom Moselstädtchen zunächst aufwärts, vorbei an den örtlichen Weinlagen. Vor Moselkern verschwenkt der Moselsteig in nordwestlicher Richtung um über Lasserg zur spektakulärsten Burg entlang der Mosel, die Burg Eltz, die vielfach auch als “Märchen aus Stein” bezeichnet wird, zu führen. Steil abwärts führt die Passage hinab zur Ringelsteiner Mühle, dort wo übrigens auch ein sehr zu empfehlendes Landhotel liegt. Der Moselsteig folgt auf herrlichen Pfaden dem Elzbach und führt unmittelbar hinauf zur mächtigen Burganlage, die seit 34 Jahren im Besitz des gleichnamigen Geschlechtes der Grafschaft von und zu Eltz ist, und an der immerhin 500 Jahre lang herumgewerkelt wurde, bis das Meisterwerk in der heute zu besichtigenden Form fertiggestellt wurde.
Von der Burg Eltz schleift der Moselsteig offiziell über Müdenerberg abwärts gen Müden um im Anschluss an der Bahnlinie nach Karden zu führen. Wir schenken uns den Abzweig und wählen die Mosel-Jakobsweg-Variante um direkt zum Aussichtspunkt Kompes Käppche oberhalb von Treis-Karden einzuschwenken. Hier lädt ein hervorragender Rastplatz oberhalb der mächtigen Kirchenanlage St. Castor förmlich zur Pause ein. Vom Aussichtspunkt führt eine steile Felspartie abwärts nach Karden. Linker und rechter Hand verzweigen tief eingeschnittene Moseltäler. Nicht umsonst spricht man hier vom “Siebengebirge der Moselregion”. Von Karden geht es wiederum aufwärts zum Pommerer Mart, dort wo mit viel Aufwand eine Keltensiedlung rekonstruiert wurde. Über den Goldberg wandert man hinab nach Pommern und weiterführend über die heimischen Weinbergslagen, vorbei am Wahrzeichen der Region – einer mächtigen Sonnenuhr, die oberhalb der Rebstöcke errichtet wurde, hinab zur Bahnstation in Klotten, der Endstation dieser Tagestour.
Die letzte Passage dieser herbstlichen Moseltour führt von Klotten nach Beilstein, wobei am Zielort. Hier nutzen wir mangels Bahnhof die Option per Schiff zurückzufahren, eine abrundende Alternative, die steilen Hänge nebst Ortschaften nochmals von der wassernahen Perspektive wirken zu lassen. Zum Tagesstart geht es zunächst durch eine dicke Nebelschicht stramm aufwärts zum Schellberg. Bei steigenden Höhenmetern schält sich oberhalb der Weinbergskuppen der blaue Himmel heraus und legt oberhalb der Nebelsuppe, die sich unterhalb ausgebreitet hat, schöne Sichtachsen auf die gegenüberliegenden Anhöhen frei. Vom oberhalb gelegenen Wildpark Klotten führt ein herrlicher aber steiler und steiniger Felsweg abwärts nach Cochem. Hier könnte man, wenn man könnte, herrliche Tiefenblicke auf das touristische Moselzentrum ernten, jedoch noch arbeitet die Sonne intensiv gegen die Nebelschwaden. Cochem und die Skagerrakbrücke querend, wechseln wir die Moselseite um auf dem Moselsteig, der hier gleichzeitig auch als Weinbergs-Panoramaweg fungiert, gen Valwig weiterzuwandern. Steil die Hänge – prägnant die Aussichten.
Von Valwig verschwenkt der Moselsteig hinauf zum Valwiger Berg und schleift über einem Plateau hinab gen Bruttig-Fankel. Kann man machen, jedoch zu dieser Jahreszeit, bei diesen Konditionen wird hochgradig empfohlen, den Breva Wein&Weg unter die Wandersohle zu nehmen. Der Weinweg ist schlichtweg ein Traum und führt allerdings auf sehr engen und teilweise ausgesetzten Abschnitten durch eine der steilsten Steilhangslandschaften der Mosel. Die Ausblicke grandios, der Weg anspruchsvoll, allerdings sollte man den Weg nur bei trockenen Wetterverhältnissen angehen. So wandern wir auf diesem außergewöhnlichen Abschnitt nach Bruttig-Fankel um von dort aus zur kleinen aber sehr feinen Moselstadt Beilstein zu wandern, dort wo es per Schiff Richtung Koblenz zurückgeht.
Zur rechten Zeit am rechten Ort – exzellent die Rahmenbedingungen dieser Exkursion die sich auf insgesamt knapp 80 Kilometern bei knapp 2.000 Höhenmetern erstreckte. Knackige An- und Absteige bereichern dabei die Streckenführung. Mit einer Länge von insgesamt 365 Kilometern bietet der Moselsteig natürlich noch weitere Potentiale für anstehende Herbstwanderungen.
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