Kunst im EauDeWald

Lichtenberg, den 12. April 2025 – Natürlich würde ein Franzose niemals den Odenwald als Eau de Wald verballhornen, auch wenn es phonetisch durchaus charmant klingt und kunstbeflissen wirkt. Gebräuchlicher ist, um im Dialekt zu bleiben, der “Ourewald“. Und dort wo mithin die schönste Ecke im Odenwald beheimatet ist, sind mittlerweile vierundzwanzig Kunst- und Klangwege eingerichtet, bestückt mit mehr als zweihundert Objekten, die die prächtige Landschaft zusätzlich bereichern. Zwar ist für sich jeder Kunstweg in überschaubarer Länge konfektioniert, allerdings bietet es sich einmal mehr an, benachbarte themenbezogene Wege zusammenzulegen, um eine gediegene tagesfüllende Runde anzugehen, und diesmal den Fokus auf die Kunst am Pfad zu legen.

Gestartet wird in der Perle des Odenwaldes, in Lindenfels, wie man auch zu Recht den einzigen staatlich anerkannten heilklimatischen Kurort im Odenwald bezeichnet. In exponierter Lage ist Lindenfels in die Bilderbuchlandschaft des Odenwaldes eingebettet, und zudem mit einer sagenhaften Aura behaftet, denn Lindenfels liegt zentral im Nibelungenland und so bietet es sich regelrecht an direkt am Deutschen Drachenmuseum, dort wo zudem auch der Drachenkunstpfad eingerichtet wurde, zu starten.

Insgesamt fünf Kunstpfade gilt es auf dieser 33 Kilometer langen Wanderung zu entdecken
Gestartet wird in der Ortsmitte von Lindenfels am Bürgerturm….
…der einerseits im Inneren mit aufwändig illuminierten Drachenmotiven versehen ist und andererseits auf der Aussichtsplattform wunderbare Ausblicke in die Odenwälder Landschaft ermöglicht
..und unterhalb des Turms ist der kleine Drachenkunstpfad mit kunstvollen Arbeiten zum Thema bestückt
Auch wenn das reizvolle Lindenfels in diesem Beitrag nicht thematisiert wird, kann man mitnehmen, dass es im Odenwald für fast jedes Problem eine Lösung gibt….

Den Drachenpfad verlassend geht es südwärts durch die beiden historischen Stadttore um der Fährte des Kunstpfades Lichtenberg-Fürth aufzunehmen. Von Beginn an wandert man auf herrlichen Pfaden, sei es auf dem vielleicht schönste Weitwanderweg des Odenwaldes, der Main-Strombergweg, der mit einem roten Quadrat ausgeschildert ist, oder dem spektakulären Nibelungensteig. Im Schatten des 347 Meter hohen Kapps geht es den herrlichen Pfad folgend strukturell abwärts nach Fürth im Odenwald. Die hier eingebrachten Kunstobjekte kann man dabei durchaus als schmucke Ergänzung der reizvollen Strecke betrachten.

Hie und da gibt es auch etwas Schwund
Klare Sache – “Odenwald” heißt diese Arbeit
Kniffliger an dieser Arbeit ist hier die Deutungshohheit – der offizielle Titel dieses Objektes: “Betrachter”.
Trotz aller menschengemachter Kunst – nicht zu vergessen die herrliche Wanderstrecke – die ganze Landschaft – ein einziges Kunstwerk….
Seit 2007 bereichert das Objekt “Flanieren” den Wanderweg zwischen Lindenfels und Fürth
Zwar kein Kunstobjekt – aber zumindest kunstvoll drapiert……
Jedoch ausdrucksstärker ist diese Arbeit mit dem schlagkräftigen Titel “Schweißen”
Blick auf einen der markantesten Bergrücken des Odenwaldes zwischen Weschnitztal und dem Ulfenbachtal, dort, wo man die Tromm erklimmen kann
Der Stein der Region – Sandstein- hier unter dem Objektnamen “Strecken” auf der Wiese abgelegt
Nachvollziehbarer hingegen dieses Kunstwerk mit dem Titel “Aufbruch zur Wegstrecke”

An der ehemaligen Fürther Flugüberwachungsstation endet dieser Kunstpfad und es geht, die Gemeinde am Nordzipfel querend, hinüber zum nächsten Kunstpfad, der just am anderen Ende der Ortschaft einsetzt und als Kunstbank-Weg “Wanderlust” benamt wurde. Der Bankweg selbst ist zehn Kilometer lang und mit künstlerisch gestalteten Ruhebänken bestückt, allsamt von Kunstschaffenden, die aus der Region stammen. Das Prunkstück ist dabei die Herz-Bank, die dank geeigneter Standortwahl ein formidables und fotogenes Bild abliefert.

Lieblingsplatz Odenwald – keine Frage diese Arbeit ist ein Meisterstück
Kröckelbach, Brombach, Krumbach – der Odenwald ist reich an Gewässern (also doch Eau de Wald) – und daß im Odenwald ein legendärer Seefahrer namens Schann Scheid beheimatet war der alle sieben Weltmeere befuhr, erzählt man sich heute noch in den Bauernstuben zwischen Hammelbach und Kröckelbach
Im Odenwald gelten eigene Gesetze, hier findet die DSGVO keine Anwendung……
Spannend ist es, vor Ort die Kreativansätze der Künstler nachzulesen – ob eine Bank die Vereinsamung vorbeugt, ob eine als Notenbank gestaltete Rastmöglichkeit, oder eine massive Sandsteinbank, die an 2.500 Tonnen erinnern soll, einem Gewicht dass unsere Füße an einem einzigen Tag standhalten – soviel wie zwei Einfamilienhäuser

Den Fürther Ortsteil Steinbach querend geht es stramm aufwärts, jedoch unter schattigen Voraussetzungen, denn die Passage führt durch den Wald hinauf nach Hammelbach, dort wo auch der Hammelbacher Klangweg einsetzt. Man horcht schon auf, wenn aus dem heiteren Himmel die Waldesstille von Klängen, die nicht sofort zu lokalisieren sind, unterbrochen wird. “Stille entdecken und gleichzeitig Klänge erleben”, so das Credo des Klangwanderweges, welcher mit Windharfen, Klangwindspiele, einer Waldmarimba, einem Holzarten-Xylophon und anderen Klanggeräten, wie der Großen Überwald-Glocke, bestückt ist. Zweigeteilt dieser Kunstweg, denn zwischendrin hat es sich noch angeboten den Gras-Ellenbacher Kunstpfad “Zukunft” einzuflechten.

Von wegen Westerwald………………………………………………………..!
Hier hängst Du richtig. In Hammelbach galten schon je her andere Gesetze. “Oben die Toten, unten die Lebendigen”. Oberhalb der Brüstung befindet sich der Friedhof und unterhalb wurden Gefangene in Ketten gelegt
Essen und Trinken wird in der Region groß geschrieben. So finden sich hier noch passabele Möglichkeiten zur Einkehr
Und sollte eine Busladung voller Wanderer vorbeikommen…..
Kunstweg “Zukunft” eine Freiluft-Atelier-Strecke mit vielfältigen Interpretationsmöglichkeiten
Hier kann man sich als Wanderer regelrecht austoben

Angeblich soll sich der eigentliche und bekannteste Siegfriedbrunnen hier in der Gemarkung Gras-Ellenbach befinden, so vermarkten es zumidest die Gras-Ellenbacher sehr geschickt und sehr aufwändig. Ungeachtet dessen, der eingerichtete Kunstpfad führt durch das Gassbachtal an dessen Ende auch eines der bekanntesten Cafes im Odenwald liegt. Hier kehren auch gerne Niblungensteigwanderer ein, um den Körnerhaushalt mit riesengroßen Kuchenstücken aufzufrischen.

Legendär das Cafe Bauer – bis zu 50 verschiedene Kuchen und Torten werden hier aus Meisterhand selbst hergestellt. Und wem es langweilig wird kann nachzählen, ob hier wirklich 500 Kaffeetassen hängen…..
Odenwald pur: “Uffbasse babbisch”
Klangvoll geht es entlang des Klangpfades weiter

Oberhalb des wunderschönen Weschnitztals geht es weiter in einem munteren auf und ab, den 448 Meter hohen Granitblock des Eselsteins umrundend zunächst hinab nach Alt-Lechtern, dort wo mitten im Wald ein sehr beliebtes Ausflugslokal anzutreffen ist. Oberhalb des Steinbachs führt ein schöner lokaler Wanderpfad zurück nach Kröckelbach, dort wo auch die letzte Bank des Bankkunstweges mitgenommen werden kann, bevor via Krumbach der letzte Tagesanstieg hinauf nach Lindenfels ansteht. Auch ohne Kunstobjekte ist der Streckenverlauf ein Genuß und bestätigt einmal mehr, wie wunderbar wanderbar der Odenwald ist.

Acht Kilometer bis zum Ziel. Kröckelbach-Krumbach-Lindenfels – so die restlichen Durchgangsstationen dieser Passage
Ehrensache, dass man am letzten Kunstobjekt nochmals eine Rast einlegt……..
……bevor es bei 23 Grad, und dass Mitte April, zum Schlußspurt…….
…hinauf nach Lindenfels geht……
Am langen Ende bleibt einmal mehr die Erkenntnis: Die ganze Landschaft ist ein Kunstwerk……..

Kunst im Odenwald – diesmal ein anderer Blickwinkel auf die heimatliche Region, auch wenn es altbekannte Wege sind. Immerhin 33 Kilometer, gut bestückt mit 1.100 Höhenmetern, und zahlreichen Kunstobjekten. Den Naturraum als Kunstraum zu erweitern bereichert allemal, auch wenn ab und an man duerchaus in Erklärungsnotstand kommen kann, wenn man ohne begleitende Information die ein oder andere Arbeit zu interpretieren versucht. Jedoch auch das ist eine Kunst. Und perspektivisch gibt es noch weitere neunzehn Kunstwanderwege, die durchaus verknüpft werden können, wenn man möchte.

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