Leiningen, den 19. Oktober 2022 – Im Nordosten der Pfalz liegt das Leiningerland, ein Landstrich als Vorposten des Pfälzerwaldes und gleichzeitig Aussichtsplateau in die Rhein-Neckar-Ebene. Eine der mächtigsten Herrschaftsfamilien der Pfalz steuerte von hier die Geschicke der Region, wobei zu besten Zeiten das Leinigerland sich bis in den Elsass erstreckte.
Zwei Premiumwanderwege, der Leininger Klosterweg und der Leininger Burgenweg bieten dabei Gelegenheit in die geschichtsträchtige Region einzutauchen. Da historisch gesehen Klöster und Burgen am langen Ende schon immer auf eine gemeinsame Geschichte zurückblickten ist es sinnvoll über beide Wege eine Klammer zu ziehen und zu verbinden.
Als Einstieg in diese Wanderkombination bietet sich Neuleiningen an, wobei auch Hertlinghausen (Wanderparkplatz Rahnenhof) am nordwestlichen Zipfel dieser Exkursion durchaus angebracht ist, wobei man in diesem Falle zur Streckenhalbzeit sogar eine Rast auf der aussichtsreichen und bewirtschafteten Burgterrasse der Burg Neuleiningen einplanen kann.
Sonne war an diesem Tag bestellt, Dauernebel wurde geliefert. Keine Chance daher die durchaus spektakulären Weitsichten zu genießen, sondern als Alternative die Gelegenheit zu nutzen, um einzutauchen in die nebulöse Mystik des Pfälzer Waldes. Burg Leiningen versenkt im Nebel, die Weinterrassen die sich hinab in die Rheinebene in östlicher Richtung verziehen nicht auszumachen, so startete die Exkursion gen Battenberg, dort wo bereits die Reste der nächsten Burg besichtigt werden können.
Burg Battenberg ist in zweifacher Hinsicht eine bemerkenswerte Lokation. Bei guten Sichtverhältnissen kann man die Blicke über die Pfälzer Weinlandschaft bis hin zum gegenüberliegenden Odenwald genießen und der idyllische Wein/Biergarten des auf der Burg befindlichen Hofgutes ist eine vortreffliche Stätte der gepflegten Einkehr. Von der Burg aus wandert man in südwestlicher Richtung weiter, bevor man auf den kommenden acht Kilometern auf sehr schönen Waldpfaden die ersten Anhöhen bis zum Kupferbergfelsen umrundet. Hier verschwenkt der insgesamt 22 Kilometer lange Leininger Burgenweg hinüber nach Altleiningen, was jedoch auf dieser Tour ignoriert wird. Oberhalb des Höninger Baches wird ein Verbindungsweg genutzt, um hinüber nach Höningen zu wandern, dort wo man als erweiterte Runde in den Leininger Klosterweg einsteigt.
In Höningen selbst, dort wo noch einige Giebelfassaden an das ehemalige Kloster Höningen erinnern steigt man ein in den Leininger Klosterweg. An vielen Passagen des Weges verbleiben heute nur noch Fragmente oder Erinnerungsschilder die verdeutlichen, dass hier verschiedene klösterlichen Stätten vor Jahrhunderten angesiedelt waren. Von Höningen geht es moderat aufwärts steigend hinauf zum Leuchtenberg und weiterführend durch den Mischwald rund um den Steinkopf und den Kieskautberg, dem höchsten Punkt der Passage, dort wo man, wenn nebelfrei ist, mit einer schönen Aussicht belohnt wird. Durch den Kirchheimer Wald geht es abwärts nach Hertlingshausen, dort wo bereits im 12. Jahrhundert ein Kloster gegründet wurde, dessen Reste aber heute nicht mehr sichtbar sind.
Am Wendepunkt Naturfreundehaus Rahnenhof geht es vorbei am Ortsrand von Hertlingshausen Richtung Ortsteil Selighof und weiterführend den Flußverlauf des Eckbachs folgend bis nach Altleiningen. Die Streckenführung in diesem Abschnitt ist nicht wirklich spannungsgeladen, wobei entlastend zu berücksichtigen ist, dass es sich ab dem Gut Neuhof, welches einst ebenso zum Kloster Höningen gehörte, um eine Transferstrecke handelt, die die beiden Premiumwanderwege miteinander verbindet.
Wo Altleiningen draufsteht ist Altleiningen nicht drin – so zumindest der Eindruck, wenn man als Gebietsfremder Neuleiningen mit Altleiningen vergleicht. Sicherlich partizipierte Neuleiningen von der mächtigen Festungsanlage und der sich anschließenden städtebaulichen Ausgestaltung. Der Kern von Altleiningen hingegen ist geprägt durch eine die Ortschaft zertrennende Landesstraße und dem Fehlen eines Ortsmittelkerns. Bauten der 50er und 60er Jahre prägen das Erscheinungsbild der Verbandsgemeinde – jedoch das eigentliche Pfund thront oberhalb, die Burg Altleiningen, dort wo heute eine Jugendherberge untergebracht ist. Spätestens hier realisiert man, dass man sich wiederum auf dem Leininger Burgenweg befindet.
Schlußspurt auf dem Weg von Altleiningen nach Neuleiningen Auf einem Höhenweg wandert man zurück zum ursprünglichen Ausgangsort. Gen Ende der Wanderung zieht sich der Nebel zurück und ermöglicht erstmals an diesem Tag neue Aussichten. Einzig das Grundrauschen der benachbarten A6, die Kaiserslautern mit der Großregion Mannheim/Ludwigshafen verbindet, erinnert daran, dass man sich trotz Pfälzer Idylle auch im Nucleus einer industriellen Großregion findet, obschon man gerade hier ausgezeichnet Stadtflucht betreiben kann.
Zwei Rundwege zu einer Tagesexpedition zusammengeführt. 41 Kilometer und 999 Höhenmeter – so der Tachostand auf dem GPS-Gerät. Sicherlich, bei entsprechende Wetterverhältnissen mit guten Aussichtsmöglichkeiten wird diese Tour erheblich aufgewertet. Wer einmal eine andere Facette des Pfälzer Waldes kennen lernen möchte, kann hier getrost auf Entdeckungsreise gehen – bei Bedarf natürlich auch auf zwei Rundetappen.
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