Dettelbach, den 20. Februar 2021 – Es war schon heftig – ein Temperaturunterschied von 30 Grad im Vergleich zur letzten Maintour der vergangenen Woche. So hinterlässt das Biergartenwetter im zweiten Kalendermonat des Jahres trotz aller widrigen Umstände den nachhaltigen Eindruck: Es kann nur noch aufwärts gehen.
Vom Startort Marktbreit geht es den Main folgend nordwärts Richtung Marktsteft, vorbei an einer Vielzahl von renaturierten Baggerseen, die nunmehr zum Großteil von den örtlichen Anglervereinen okkupiert wurden. Städtebaulich steht Marktsteft eindeutig im Schatten des benachbarten Marktbreits. Erwähnenswert ist der Friedhof mit seiner Freikanzel aus dem Jahre 1603. Dass zudem ein ehemaliger Bierbrauereibesitzer seinen schmuckvollen historischen Grabstein direkt neben der Freikanzel stehen hat, zeugt von der Verbundenheit ortsansässiger Honoratioren mit den himmlischen Heerscharen. Auf dem Weg zur Kreisstadt Kitzingen flachen die Weinberge auf der Höhe des gegenüberliegenden Sulzfelds deutlich ab. Auch im nächsten Weiler Hohenfeld, mittlerweile ein Ortsteil von Kitzingen, nagt der Zahn der Zeit. So geht es zügig weiter zur Mondseeinsel, dort wo im Vorhof der Kreisstadt ein außergewöhnliches Badeparadies errichtet wurde. Während auf der linken Mainseite ein gewaltiges Thermal- und Saunenparadies erbaut wurde, kann man im Sommer über eine Brücke das Freibad auf der gegenüberliegenden Maininsel Mondsee erreichen.
Just vor zehn Jahren war Kitzingen Gastgeber eine Landesgartenschau. So zehrt die Stadt heute noch von dem aufgebrezelten Mainufergelände, dort wo gegenüber der eindrucksvollen Stadtsilhouette das Gartenschaugelände entlang des Etwashausener Mainufers angelegt wurde. Über die alte Mainbrücke könnte man in die Altstadt von Kitzingen gehen, dies wird jedoch am Rückweg nachgeholt. So geht es stromaufwärts weiter, vorbei an Albertshofen, die A3-Mainbrücke unterquerend, um in das Golfgelände von Mainsondheim einzuschwenken. Vermutlich handelt es sich um den einzigen Golfplatz, der direkt am Main liegt und zudem über eine Fährverbindung verfügt. Mit der frei fahrenden Fähre geht es über den Main hinüber nach Dettelbach einem mainfränkischen Kleinod und Wendepunkt dieser Maintour.
Es gibt Städte die man sofort in das Herz schließt. Zweifelsohne, Dettelsbach gehört dazu. Eine gut erhaltene Stadtbefestigung einerseits, gepflegte historische Bauten im historischen Ortskern und Fixpunkte wie das omnipräsente Rathaus, die markante Pfarrkirche St. Augustinus und die außerhalb des Zentrums gelegene Wallfahrtskirche andererseits. Und Tagestouristen nehmen gerne das traditionelle Gebäck, die Dettelbacher Muskazinen mit, die bereits im Mittelalter als Pilger- und Wallfahrtsgebäck in Form von zwei stoßenden Jakobsmuscheln produziert wurden. Der Grund war einfach: Wallfahrer die viel gebechert hatten, kauten gerne das Hartgebäck als Durstlöschersurrogat. Allemal lohnt es Zeit in Dettelbach einzuplanen und im günstigsten Fall in eine der mainfränkischen Wirtshäuser einzukehren.
Stromabwärts geht es zurück Richtung Süden vorbei an den Dettelbacher Weinlagen. Das Schloß Ebracher Hof in Mainstockheim , welches als Seniorenheim umgewidmet wurde, ist mehr oder minder abgeriegelt. So geht es weiter oberhalb der Bahntrasse zur Kreisstadt Kitzingen. Offiziell schlägt der Mainwanderweg einen Bogen um Kitzingen. Man könnte meinen dahinter steckt Berechnung. Beeindruckte auf dem Hinweg das Stadtbild von der gegenüberliegenden Mainseite aus, so enttäuscht der Gang durch die Kitzinger Stadtmitte. Die Stadt wirkt funktional aber nicht homogen. Synonym hierfür steht die evangelische Stadtkirche. Beeindruckt die Barockfassade von außen, so enttäuscht der schlichte Chorraum. Allemal lohnenswerter sind die Satelliten der Kreisstadt, wie Kitzingen oder das fünf Kilometer entfernte Sulzfeld.
Über den aussichtsreichen Frohnbergweg geht es raus aus Kitzingen und hinüber nach Sulzfeld. Einmal mehr signalisieren die ausgedehnten Parkplatzenflächen am Sulzfelder Mainufer , daß es sich lohnt, hier einen Stop einzulegen. Und fürwahr, Sulzfeld ein fränkischer Genußort, ausgestattet mit exzellenten Weinlagen, Geburtsort der Meterbratwurst (der Verzehrrekord liegt bei sechs Meter) und begnadet mit einer fast vollständig erhaltenen mittelalterlichen Befestigungsanlage einschließlich einundzwanzig Türmen. Hier könnte man, wenn man könnte, vortrefflich eine Einkehr einplanen. So bleibt eine kurze Stippvisite, bevor es über die Weinlage Sonnenberg hinauf zur Lage Maustal geht, dort wo ein interessanter Weinlehrpfad eingerichtet wurde.
Weitreichende Blicke, hinüber in das Iphofener Land, dort wo die ersten Anhöhen des Steigerwaldes zu sehen sind, garantiert die Wanderung durch die Weinlage Maustal. Der Main schlängelt sich dezent durch die gegenüberliegende mainfränkische Ebene und verbreitet eine wohltuende ländliche Bräsigkeit. Nach insgesamt 44 Kilometern ist der Ausgangsort Marktbreit wieder erreicht. Einmal mehr dokumentiert diese Mainwanderung wie unterschiedlich die Landschaften sich im Flußverlauf entfalten. So darf man auch gespannt sein auf die nächste Mainexkursion, wenn die größte Flußmäanderlandschaft Bayerns erwandert wird.
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