Waldeck, den 16. September 2016 –
Prädikat: “Unglaublich”. Unglaublich in vielschichtiger Hinsicht, das 24-Stunden-Wanderabenteuer am Edersee, eine Veranstaltung der Touristic-Edersee GmbH, welche bereits zum dritten Mal ausgerichtet wurde. 175 Wanderer hatten sich für die 88 Kilometer lange Extremtour und 125 Wanderfreunde für die 44 Kilometer lange Wanderstrecke angemeldet. Unglaublich die meteorologische Entwicklung zum Veranstaltungstag. Üblicherweise sondiert Wanderfrau und Wandermann eine Woche vor solchen Events die allgemeine Wetterlage, um sich mental und organistorisch auf die Gegebenheiten einzustellen. Die heißen Spätsommerwochen jenseits der 30-Grad-Marke sollten just am Veranstaltungstag ein jähes Ende finden, um mit einem 24 Stunden andauernden Regen den Herbst einzuläuten. So zumindest die Prognose 48 Stunden vor Beginn der Veranstaltung. Jedoch nichts von alldem. Allerbestes Wanderwetter mit 22 Grad in der Spitze, ein mit Sonnenschein blauweiss unterlegter Himmel, Nachttemperaturen von minimal 13 Grad bei nahezu windstiller Luftbewegung von 4/kmh – schlichtweg Traumkonditionen für einen spektakulären Wandertag. Eben unglaublich – der göttliche Draht des Edersees zu Petrus.
07.00 Uhr Schiffsanleger Waldeck-Strandbad. Ein logistisches Schmankerl hatte der Veranstalter vor Beginn der Wanderung eingeplant. “Willkommen an Bord” so die morgendliche Losung. Die Marathonwanderer Unterdeck, die Extremwalker auf das Oberdeck, so die Ablaufplanung des Veranstalters. Nach Ausgabe der Startunterlagen war zunächst eine einstündige Schifffahrt zum Startpunkt Schiffsanleger Bringhausen vorgesehen. Gelegenheit ein zweites Frühstück einzunehmen und viele bekannte Gesichter und Wiederholungstäter zu begrüßen. Mittlerweile zog die morgendliche Sonne auf, und während wir an der Sperrmauer vorbeiglitten, verbreitete sich eine wohlige Kaffeefahrtatmosphäre.
Pünktlich um 8.30 Uhr, startete der Wandertross nach Begrüßung und dem obligatorischen Pressefotos unter Begleitung des Extremwanderers Thorsten Hoyer zu einer Neuauflage der 24 Stunden am Edersee. Taktisch gut eingebettet die Option für all diejenigen, die die 44 Kilometer-Passage gewählt haben, da just in Waldeck, dort wo das Schiff ablegte der Endpunkt für die Marathonis erreicht war.
Hervorragend auch die Organisation der gesamten Veranstaltung. Insgesamt 14 Verpflegungsstationen, wohldosiert mit etwas längeren Abschnitten auf der Tagesstrecke und einer Verdichtung des Nachtens zeugt von einer um- und weitsichtigen Planung. Hervorragend der DIN A3-große Streckenplan, der dem Starterpaket beilag. Alle relevanten Infomationen kartografisch verdichtet, inklusive Rettungspunktangaben, Notfallnummern und Jausestationen – hier merkt man, dass Profis am Werke waren. Auch hinsichtlich der Streckenauszeichnung kann man auf eine gute Infrastruktur zurückgreifen. Während die Tagestrecke überwiegend auf dem 68 Kilometer langen Urwaldsteig verlief, waren nachts überwiegend Passagen des 158 Kilometer langen Kellerwaldsteiges leitführend. Zwischendurch notwendige Streckenabweichungen waren hin- und ausreichend separat markiert.
Von Bringhausen führte die erste Passage auf dem Urwaldsteig um den Bloßberg herum. Bereits hier hier konnte man eintauchen in die Ausläufer des Nationalparks, der 2011 auch zu Recht als UNESCO-Weltkulturerbe geadelt wurde. Flechten- und moosbedeckte Blocksteinhalden, verknorztes Baumgeäst und Farne am Wegesrand erzeugen eine außergewöhnliche Stimmung. Immer wieder hat man von hier aus schöne Aussichtspunkte auf den Edersee. Den Ringelsberg im Zick-Zack aufwärts wandernd, ist nach 6 Kilometern die erste Verpflegungsstation erreicht. Noch sind die 300 Teilnehmer relativ dicht beisammen. Auf schönen Pfaden, geht es über vermorschtes Gehölz über den Salzkopf durch eine spekatukläre Passsage, dem Brückengrundsteig. An diesem Abschnitt kann man bestens nachvollziehen, wie sich ein Wald zum Urwald entwickelt. Vom oberhalb befindlichen Hagen Stein spricht man auch von der Loreley des Edersees, dank der Aussichtsmöglichkeiten.
Bei Kilometer 15 ist das Nationalparkzentrum Kellerwald bei Herzhausen erreicht. Nach einer kurzen Rast geht es vorbei am “vergessenen Dorf” Herzhausen, dort wo 23 Häuser und Höfe dem Wasser weichen mussten. Schöne Pfade führen über den Hochstein nach Asel und von dort aus auf urigen Pfaden über den Katzenberg in das spektakuläre Areal der Hünselburg und des Lindenbergs. Historiker bedauern zwar dass hier Wanderer aus den Steinen der keltischen Wallanlagen Steintürmchen errichtet haben, pragmatisch gesehen, jedoch durchaus eine zweckdienliche und ansehnliche Nutzung. Hier touchiert man auch den Knorreichensteig mit seinen bis zu 1.000 Jahre alten verwachsenen Eichen. Ab und zu hat man einen kernigen Steilanstieg zu absolvieren, jedoch Berge sind ehrlich – wo es aufwärts geht, geht es auch wieder hinab. Nach 32 Kilometern ist die vierte Raststation in Basdorf erreicht. Hier heißt es Kohlenhydrate tanken um sich für die nächsten Stunden zu stärken.
Weiter geht es durch das Naturschutzgebiet Kahle Hardt, hinab nach Nieder-Werbe, dort wo der Edersee in seiner Einbuchtung eher den Charakter eines großen Teiches hat. Da hier das Gewässer mehr oder minder steht hat ein Algenteppich den Seenrand in grün getaucht.Hinter Nieder-Werbe heißt es wiederum aufwärts gehen, prachtvolle Ausblicke Richtung Halbinsel Scheid genießen und immer stetig aufwärts gehend der Jägerstiege folgen. Knackig und schweisstreibend der Aufstieg, jedoch dieses Invest lohnt sich allemal. Nach rund 48 Kilometern ist Halbzeit – die Talstation der Waldecker Seilbahn ist erreicht. Die erfolgreichen Marathonabsolventen nehmen stolz ihre Urkunden in Empfang, genießen zurecht ein Zielbier, während die Extremanderer die rasten, sich das Abendessen schmecken lassen und sich einrüsten für die Nacht. Während manch ein Teilnehmer die Option wahrnimmt per Seilbahn nach Waldeck hinauf zu fahren. ist es zweifelsohne spektakulärer dem Urwaldtsteig zu folgen. Über den Hexenkopf geht es in einem ständigen auf und ab hinauf zur Kanzel. Nur noch Schmauchspuren des Tageslichtes bieten Gelegenheit das umwerfende Panorama von hier oben zu genießen. Von hier hat man auch einen schönen Blick auf das benachbarte Schloß Waldeck. Zwischen lichten Bäumen kann man einige 100 Meter weiter die mittlerweile illumierte Sperrmauer erkennen.
Mittlerweile ist Nachtbetrieb angesagt und mit der Einsicht, nicht mehr über die Aussicht berichten zu können geht es über eine Nebenroute des Urwaldsteiges nach Affoldern. Von hier aus führt ein Zuweg des Kellersteiges zur Freizeitanlage Spicke, die nach 60 Kilometer erreicht ist. Mit “Hurra” und Beifall werden hier die Nachtwanderer begrüßt. Nach einer leckeren Gemüsesuppe ist eine 20 Kilometer lange Kellerwaldpassage angesagt, bevor man abermals den Stützpunkt Spicke erreicht, der als Doppelstation eingerichtet wurde.
Gut gangbar sind sie allemal die Passagen des Kellersteiges und machen durchaus Lust darauf das Areal auch einmal tagsüber zu erkunden. Lagerfeueratmosphäre an der Schutzhütte Halloh bei Albertshausen, Premiumkäsebrote in der Kellerwaldkäse-Hofkäserei Dülfershof, ein vitaler Junge-Damen-Trupp die die Nachtwalker am Sportsplatz in Gellershausen mit den aufmuntern Worten: “Wir haben auch kleine Weizenbiere” begrüßt und wieder zurück nach Kleinern dort wo immer noch leckere Gemüsesuppe auf die Nachtgeister wartet. Angesichts der Methangasgefahren die von solch einer leckeren Suppe ausgehen ist morgens um 3.00 Uhr eher Kaffee angesagt.
Nach einer kurzen Pause geht es westlich des Affolder Sees Richtung Hemfurth. Dank Vollmond, der sich in dieser Nacht entfaltet, kann man passagenweise auf den Einsatz der Taschenlampe verzichten. Angenehm abwärts geht es auf einer hervorragenden Kellerwaldtsteigpassage Richtung Hemfurth. Steil abwärts geht es im Zick-Zack hinab zum gewaltigen E-Werk. Einzig die drei Kilometer lange Wegpassage zur Staumauer des Ederssees ziehen sich wie Juchte. Gemessen an der hohen Qualität der Gesamtpassage jedoch allemal verkraftbar und letztendlich auch alternativlos. Um 05.00 Uhr ist die vorletzte Raststation auf der Sperrmauer erreicht. Hatte der Veranstalter noch vereinbart, die Sperrmauer beleuchtet zu lassen um die Wanderer mit einem optischen Spektakel zu empfangen , hatte irgendein Dödel den Lichtschalter ausgeknipst. Der Rest ein lockerer Auslauf auf dem asphaltierten Fuß- und Radweg entlang des Edersees.
Im Nachgang reift die Erkenntnis, dass man wieder einmal zu schnell auf der Strecke unterwegs gewesen war, denn man hätte den Tagesanbruch, der zwei Stunden später einsetzt, noch locker auf der Restpassage genießen können. Gereift auch die Erkenntnis, die Thorsten Hoyer schon zu Beginn der Wanderung hatte, dass man Dank der ausgezeichneten Witterung locker auf den Rucksack hätte verzichten können, denn einzig die Taschenlampe wurde aus dem Bagpack gezogen. Nach 90 Kilometern, 2.000 Höhenmetern und 10,5 Liter aufgenommener Flüssigkeit, ist die Bergbahnstation Waldeck erreicht. Auf dieser Doppelstation, die von 15.00 Uhr bis 10.00 Uhr in Betrieb war, wird man mit Kaffee und Rührei mit Speck begrüßt.
24 Stunden Wanderabenteuer am Edersee. Ein anspruchsvoller und außergewöhnlicher Trail. Ein unglaubliches Wandererlebnis, hervorragend organisiert vom Team der Ederseetouristik (von neun Mitarbeitern waren acht im aktiven Einsatz) und mit Herzlichkeit unterstützt von mehr als 40 Helfern. Herzlichsten Dank für die phantastische Veranstaltung! Das Ganze professionell begleitet vom rucksackloslaufenden Thorsten Hoyer (Thorsten Du hattest Recht!!!) der als Besenwagen die Restwanderer motivierend zum Ziel führte. Schon heute kann man sich getrost den 15. September 2017 vormerken, dann wenn die Ederseetouristik zum vierten Mal zu einer 24 Stunden Wanderung einlädt. Und für all diejenigen, die nach 24 Stunden noch nicht ausgelastet sind, bietet die Edersee Touristik in Kooperation mit der Touristinfo Willingen und der Hansestadt Korbach eine 48 Stunden-Wanderung -Extremtour über 158 Kilometer und 3.700 Höhenmeter an. (siehe Rubrik Wanderkalender) Bereits jetzt liegen schon 60 Vorregistrierungen vor. Keine Frage – auch in 2017 steht der Edersee wieder ganz oben auf der Wanderagenda.
war mal wieder ein tolles Event und hat viel Spaß gemacht.Wie immer ein sehr schöner Bericht und super Fotos Martin.Schöne Grüße aus Warstein
Winni
Hallo Winni, vielen Dank – das war wirklich großes Wanderkino. Bis 2017, spätestens wieder am Edersee. Beste Grüße Martin
vorher noch Hollenmarsch und Extrem Extrem Willingen 😉
Eine super Erfahrung mit toller Landschaft und guter Organisation. Der Powerwalker Fanclub kam auf 93km. Bis zum nächsten mal zur kleinen Runde!
Hallo Martin, wieder mal ein beeindruckender Bericht mit tollen Fotos über unsere 24 h Wanderung. Vielen Dank dir und auch allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern – uns hat es sehr viel Spaß gemacht.
Beste Grüße vom Edersee
Euer Team der Edersee Touristic GmbH
Ein wahrhaftig perfekt organisiertes Wandervergnügen der Extraklasse. Ein toller Bericht für ein Wanderevent. Wir sehen uns wieder im nächsten Jahr !
Das war ein tolles Wander-Event und ein tolles Orga-Team, die Verpflegungsstadionen richtig toll.
Die Leute waren alle super freundlich und Hilfsbereit es war einfach klasse.
Auch ein Dank an meinen Mitstreitern Bianka und Udo.
Moin Martin! Da sitze ich hier in den piemontesischen Alpen und lasse Dank Deiner tollen Bilder und lesenswerten Zeilen unsere 24 Stunden am Edersee Revue passieren! 🙂
Wir laufen uns über den Weg! 😉
Thorsten
Tante gracie Thorsten! Genieße die herrliche Region, den GTA und die wunderbare okzitanische Küche! Bis spätestens nächstes Jahr im Juni. Beste Grüße Martin
Eine Tolle Wanderung mit super Wegführung und Organisation ,
Hallo Martin,
Vielen Dank für Deine schönen Bilder und den tollen Bericht über die Edersee-Wanderung. Du machst das super. Ich hatte auf der anspruchsvollen Strecke nicht Zeit und Luft um das Ganze noch zu dokumentieren.
Viele liebe Grüße aus Allendorf (Eder) an alle Teilnehmer, Organisatoren und Helfer! Klasse Veranstaltung!
Jürgen Arnold
Jahrelang am Edersee nur vorbeigefahren – wurde wirklich Zeit das mal zu ändern !
Danke den Organisatoren und allen (zahlreichen) Helfern, deren Freundlichkeit und Engagement bewunderswert war !
PS: nächstes Jahr ggf. an einzelnen Stellen noch an der Beschilderung ‘schrauben’, hörte unterwegs mehrfach von ‘verlaufen’…