
Forchheim, den 22. Oktober 2023 – Außergewöhnlich die Form, mystisch der Name, magisch der Berg. Das Walberla – einer von drei heiligen Bergen der Franken. Wobei der landläufige und eingebürgerte Name nicht wirklich korrekt ist, den das Bergmassiv, unter Geologen als sogenannter Zeugenberg verortet, heißt offiziell Ehrenbürg, bestehend aus einer Doppelkuppe, dem 532 Meter hohen Rodenstein am südlichen Ende des Tafelberges und dem 513 Meter hohen Walberla gegenüber. Schon zu Keltenzeiten befand sich hier oben eine bedeutende Siedlung und heute gilt das Walberla als Tor zur Fränkischen Schweiz. Urkundlich belegt ist es, das bereits im 14. Jahrhundert das urigste fränkische Bergfest, das Walberlafest auf dem Bergplateau gefeiert wird – ursprünglich als Wallfahrt und Prozession zur Walburgiskapelle deklariert. Spätestens 1804, so nach den Aufzeichnungen einer Erlanger Studentenvereinigung, wich die wahre Andacht dem Drang nach der Deckung niederer menschlicher Bedürfnisse, denn für Studenten gehörte es zum Pflichtprogramm auf das Walberla zu pilgern, um dort ausgiebig und aussichtsreich zu zechen.
Heute ist das Walberla ein beliebtes Wanderziel in der Fränkischen Schweiz, und im Rahmen einer dreitägigen einhundert Kilometer langen Passage, einschließlich einer marathontauglichen Strecke hat sich die Gelegenheit geboten, den außergewöhnlichen Berg zu erkunden, 360-Grad-Aussichten auf dem Tafelberg zu genießen und im Rahmen einer 360-Grad-Wanderung rund um den Gebirgszug einzutauchen in die vielfältigen Facetten dieser bemerkenswerten Region .
Los geht es in Ebermannstadt, nördlich vom Walberla gelegen und ein ideale Ausgangsort um die Bergformation Ehrenbürg von ihrer vielleicht spannendsten Seite zu erkunden. Schon von je her war die Region wasserreich und zahlreiche Mühlen waren in der Region angesiedelt. Im Areal der Pretzfelder Wässerwiesen wurden einst Holzstämme geflößt und die Wasserkraft sogar zur Stromerzeugung für die Webereien genutzt, die sich Ende des 19. Jahrhunderts in Forchheim ansiedelten. Noch heute nutzen gerne Paddler Teilabschnitte des insgesamt 78 Kilometer langen Flusses, der durch die Fränkische Schweiz blubbert.









Man könnte, wenn man wollte, direkt von Kirchehrenbach zum Walberla hinaufmarschieren. Könnte man, sollte man jedoch nicht, wenn man erstmals das Areal erkundet. Wandertechnisch bewegt man sich auf der Schokoladenseite des Landstrichs, wenn man zunächst dem Skulpturenpfad folgt, um auf dem Gemarkungspfad Kirchehrenbach/Wiesentau in der ersten Etage des Ehrenbürgs zum südlichen Zipfel des Berges zu wandern, um zunächst den Anstieg zum Rodensteingipfel in Angriff zu nehmen, dort wo ein mächtiges Gipfelkreuz die Anhöhe markiert. Anzumerken sei, dass man den Anstieg zur frühen Morgenstunde ins Auge fassen sollte, dann dann hat man die besten Lichtverhältnisse für umfassende Ein- und Ausblicke in die westliche Hemisphäre.














Die allermeisten Wanderer kehren auf dem selben Weg vom Walberla zurück auf den Rodenstein und weiterführend abwärts. Kann man machen, ist jedoch nicht spannend. Alternativ bietet sich eine komplette Plateaurunde an und folgt dem östlichen Albpfad der im weiteren Wegeverlauf abwärts nach Leutenbach führt. Von Leutenbach aus wandert man nördlich weiter auf einem schönen Wanderpfad und hat Zeit und Muse, die jedoch unspektakuläre Ostflanke des Ehrenbürgs zu studieren. Via Kolmreuth, Altreuth und Pretzfeld erreicht man nach einer ausgedehnten Walberla-Runde wiederum den morgendlichen Startort Ebermannstadt





Von Leutenbach aus startet am nächsten Morgen eine nicht minder eindrucksvolle Tour in den östlichen Korridor des Walberlas. Steil aufwärts geht es von der Brauerei Drummer aus einem Kreuzweg folgend. Für Profiwanderer ist es keine neue Erkenntnis, dass Kreuzwege per se steil aufwärts führen. So auch der Kreuzweg der seine 14. Station am Moritzbrunnen beheimatet, just einige Meter von der St. Moritzkapelle entfernt. Über den Kanzlersteig wandert man weiter aufwärts zum Burgsteig Burgstall. Der Lohn des Aufstiegs: ein prachtvoller Ausblick hinüber zum Walberla.







Im Prinzip ist es fast egal für welche Streckenführung man sich hier in der Region entscheidet, jedoch die hier gewählte Variante scheint im Nachgang besonders bemerkens- und empfehlenswert zu sein. Von Seidmar aus wandert man auf dem Schloßberggrat zum Thuisbrunner Felsen, von dort aus zum Aussichtspunkt Kugelspiel und weiterführend zum eindrucksvollen Augustusfelsen oberhalb von Egloffstein. Starke Pfade, gespickt mit Wurzeln und Dolomitengestein, durchsetzt mit Kalkmagerrasenflächen in den felsdurchsetzten Wacholderheideflächen, durchzogen von Sinterterassen und angereichert mit steil abfallenden Albtraufhängen. Mehr bedarf es wirklich nicht für eine eindrucksvolle Wanderung.










Entlang des Wasserwiesenbachs, der durch das Todsfeldtal mäandert, wandert man nach Thuisbrunn und weiterführend entlang eines Höhenweges vorbei an Neusles hinauf zum Höhendorf Regensberg. Drei Gaststätten sind in der 50 Seelen zählenden Gemeinde ansässig. Kein Wunder, exponiert die Lage und atemberaubend die Aussicht, die hier die Tagesgäste genießen. Jedoch, wer als Wanderer an einem Montag anrückt hat die berühmte A…Karte gezogen. Denn just an diesem Tag haben alle den Zapfhahn hochgeklappt. Was bleibt ist die kostenfreie Aussicht…








Von Regensberg aus geht es steil abwärts, zunächst nach Oberehrenbach und wiederum aufwärts auf der Gegenflanke nach Ortsspitz, dort wo unter dem Leitmotiv “Wir fangen die Düfte der Natur ein und füllen sie in Flaschen ab” eine Erlebnisbrennerei betrieben wird. Abgerundet wird diese Passage durch einen Gang vorbei am Moritzbacher Wasserfalls unweit der St. Moritzkapelle, die am frühen Morgen passiert wurde.



Zur Abrundung der 360 Grad Walberla-Exkursion fehlt noch eine Ecke – die südwestliche Flanke, die sich um den Heiligen Berg legt. Offiziell hat der Tourismusverein “Rund ums Walberla Ehrenbürg e.V, einen 23 Kilometer langen Brennereien-Weg konzipiert, der rund ums Walberla zu feinen Edeldestillerien führt. Jedoch dies ist nur die halbe Wahrheit. Obschon in der Region die Schnapsbrennerei einen besonderen Ruf genießt, ist die Region ebenso für das gepflegte Brauhandwerk bekannt. So bietet es sich förmlich an, den bestehenden Brennereien-Weg zu optimieren und um eine handfeste Passage, der über den Kellerberg in Forchheim, dort wo der weltgrößte Biergarten ansässig ist zu ergänzen, und darüber hinaus abzurunden durch den Forchheimer Walk-of-Beer (so der offizielle Titel!) der die drei Stadtbrauereien berücksichtigt. So gesehen eine Marathonstrecke in mehrfacher Hinsicht.
Gestartet wird am Bahnhof in Gosberg, wobei der Brennereiweg seitens des Tourismusvereins nicht wirklich konsequent zu Ende gedacht wurde. Zwar hat man die Wegstrecke offiziell in die Wanderkarte Walberla eingepflegt, jedoch hat man auf eine offizielle Wegemarkierung verzichtet. Zu vermuten ist, dass eine dezidierte Beschilderung als Brennereiweg keine politische Tragfähigkeit hatte, obschon andererseits ohne Scham einschlägige Bierwege markant ausgeschildert sind. Just eine Woche zuvor (am dritten Oktoberwochenende) fand der alljährliche Tag der offenen Brennereien statt. Hier öffnen dreizehn Brennereien ihre Destillatskammern und laden zur Schnapsverkostung und zum Schaubrennen ein. Zweckmäßigerweise holen dabei Busse die Besucher an den Bahnhöfen ab und karren diese von Dorf zu Dorf – ergo betreutes Trinken auf hohem Niveau.








Ein offenes Wort: wandertechnisch ist der Brennereienweg nicht wirklich zu empfehlen. Die themenbezogene Strecke ist asphaltlastig und wäre eher als Radstrecke geeignet. Jedoch Fahrrad und Brennereien vertragen sich nicht wirklich, so bleibt der Spagat als deklarierter “Wanderweg” Einzig die zahlreichen schmucken Fachwerkhäuser kann man als kulturhistorische Dreingabe noch besonders erwähnen.






Sicherlich gewinnt man auf der Brennereienrunde einen guten Überblick über die hier ansässigen Edeldestillerien. Ein Blick auf die jeweiligen Aushänge der Brennereien verdeutlicht auch das breite Spektrum des Angebots bei einem durchaus zivilen Preisniveau. Wie es um die Qualität der Produkte bestellt ist, mögen Kenner der Materie sicherlich trefflicher beurteilen – als Wanderer der zu früher Stunde unterwegs ist, bedauert man es auch nicht wirklich keine Gelegenheit zu einer Verprobung erhalten zu haben. Spannender hingegen der zweite Teil dieser Expedition. “Der Berg ruft” gilt auch an diesem Tag. Von Wiesenthau aus bietet es sich an, den Brennenreienweg in einen Brauereienweg umzuwidmen und die Tour via Reuth gen Forchheim zum Kellerberg fortzusetzen. Der Kellerberg – letztendlich der “Heilige Berg für Biertrinker. 23 Bierkeller, bestückt mit 30.000 Sitzplätzen im Kellerwald, ein Paradies für Biertrinker. Legendär das jährlich Annafest über welches im Blogbeitrag “Ein Bier(geh)nuß der Superlative” ausführlich berichtet wurde. Natürlich ist Ende Oktober die Biergartensaison gelaufen und einige wenige Keller haben auch ganzjährig, zumeist an Wochenenden, geöffnet.


Clever sind sie schon, die Touristenmanager in Forchheim. Analog dem “Walk of Fame” in Hollywood hat man in Forchheim vor ausgesuchten Braustätten Sterne unter dem Signet “WALK OF BEER” eingelassen. Als es noch keine Kältemaschine gab, wurde das Bier in 18 Brauereien in der Altstadt gebraut und zur Reifung und Lagerung in den Kellerwald gebracht. Das Gewerbe entwickelt sich und 1938 gab es 49 Schankstätten in der Stadt und sieben im Kellerwald. Heute existieren noch drei Brauereien und 23 Bierkeller auf dem Kellerberg. Vor den Brauereien Hebendanz, Neder und Greif, sowie vor der Brauereigaststätte Eichhorn und am Fuß des Kellerwaldes ist jeweils ein Walk-of-Beer-Stern eingelassen. Für 28 Euro verkauft die Touristeninformation ein Walk-of-Beer-Paket beinhaltend einen Forchheimer Bierkrug, einen Rucksack, einen Flyer und vier Biergutscheine. Wer noch zwölf Euro zusätzlich investiert kann sich noch mit einem Walk-of-Beer-T-Shirt ausstatten. Das Ganze kann man natürlich abkürzen und die einschlägigen Brauereien direkt aufsuchen. Dies spart Zeit und Geld. An diesem Tag sind drei Brauhäuser geöffnet, die Brauereien Greif, Hebendanz und Neder. Drei Dinge haben die Häuser gemein: 1. Allesamt werden hervorragende Biere gebraut. 2. Die Einrichtung der Schankstube ist spartanisch ausgelegt. Biergenuss und Zweckmäßigkeit geht vor Tischdecken und dekorativem Firlefanz. 3. Wer Hunger hat ist hier fehl am Platz. Beim Neder darf man traditionell seine Brotzeit in die Schankstube mitbringen, das benachbarte Brauhaus Hebendanz hat mittlerweile gleichgezogen. Alternativ kann man für kleines Geld eine überschaubare Brotzeit käuflich erwerben.





Zwei Dinge, die auf dieser Brauereiexkursion aufgestoßen sind sollten noch erwähnt werden. Unverständlich, dass in der Brauerei Greif, die schon mehrfach internationale Preise erhalten hat, einzig das Helle gezapft wird – der Rest wird flaschenweise abverkauft. Nicht akzeptabel ist zudem das Schankverhalten in einer namentlich nicht genannten Brauerei. Biere werden vorgezapft, Schaumhäferl werden zusammengeschüttet. Eine Schanksünde die einerseits eine Beleidigung für den Brauer ist, der mit hohem Aufwand ein exzellentes Produkt erzeugt, und eine Unverschämtheit gegenüber dem Gast dem ein zusammengepantschtes Bier kredenzt wird. Versagen auf den letzten Metern von der Schankanlage zum Gast und eine Schande für die Zunft. Wahrlich kein Aushängeschild für eine “Walk-of-Beer-Brauerei.
Nach einer ausgedehnten und im Nachgang dennoch und durchaus bekömmlichen Bierverprobung erfolgt der geordnete Rückzug auf vorhandenen Flurwegen zurück zum Bahnhof Gosberg als regenerierende fünf Kilometer lange Schlußpassage.
360 Grad Walberla – drei spannende Tage und ein regelrechter Rundumschlag in einer Region in der Natur- Kultur- aber auch Biergenuss großgeschrieben wird. Gesichert ist eine Terminvormerkung: Das Walberlafest vom 3. bis 5. Mai 2024 – bereichert mit einer erweiterten Fünf-Seidla-Steig Exkursion einsetzend am südöstlichen Ausläufer des Walberlas.


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