Marathon

Auerbacher Burgen- und Blütenwegrunde

Auerbach, den 20.April 2020 – “Strata montana” nannten schon die Römer dieses herrliche Stückchen Erde zwischen Darmstadt und Heidelberg, dort wo gegenüber dem Pfälzer Mittelgebirge die Rheinebene in die Höhenzüge des Odenwaldes aufsteigt, dort wo Mandel- und Pfirsichbäume blühen, dort wo das geologische Herz der Region freigelegt ist, dort wo sich zwölf Burgen- und Schlösser aneinander reihen und dort wo zwei exzellente Weitwanderwege, nämlich der Burgensteig auf den Anhöhen und der unterhalb verlaufende Blütenweg, der sich durch die blühenden Vorgärten der Ortschaften zieht, eingerichtet wurden. So bietet es sich an den die “Strata montana“, die Bergstraße, durch eine Kombination von Burgenweg und Blütenweg zu erschließen. Das Grundprinzip ist einfach. Von Nord nach Süd, zunächst über den Burgenweg, und dann zurück über den im Schnitt 200 Meter niedriger gelegen Terassenweg, dem Blütenweg, das Ganze gesplittet in fünf Exkursionen in Marathonqualität, gespickt mit hin- und ausreichenden Höhenmetern. Gestartet wird in am Ortsrand von Darmstadt-Eberstadt. Eine Infotafel des Odenwaldklubs listet akribisch die Schlösser- und Burgenpracht auf, die entlang der Strecke liegen. Ein Handikap muß man allerdings in der Coronapandemiezeit einkalkulieren. Sämtliche Burgen und Schlösser, die bewirtschaftet sind, sind abgeriegelt, um aus verständlichen Gründen die Besucherströme zu unterbinden. Schon die ersten Kilometer auf dem Burgenweg, die durch den Darmstädter Stadtwald führen, gestalten sich von feiner Qualität. Gute Pfade mit einer lebendigen Textur. Bereits nach den ersten Kilometern merkt man, daß man sich im Vorhof des Odenwälder Felsenmeers befindet. Nach drei Kilometern ab Start erreicht man die Burg Frankenstein, die weit über die Landesgrenzen hinaus [read more…]

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Eine gesalzene Kirschblütenwanderung

Ockstadt, den 15. April 2020 – “Hanami” ist in Japan eine regelrechte Volkssportbewegung. Wenn im März die ersten Kirschbaumblüten sich entfalten gibt es kein Halten mehr. Alles (natürlich außerhalb der Coronazeiten) was Beine hat, ist draußen, um nach japanischer Wertvorstellung die kurze Zeit von  Schönheit, Aufbruch und Vergänglichkeit zu genießen. Man kann das Ganze aber auch abkürzen, in dem man seine Wanderstiefel schnürt, sich in die Wetterau nach Friedberg-Ockstadt bewegt, um in die wunderbare Blütenwelt von mehr als 42.000! Kirschbäumen einzutauchen. Wie man dazu die ganzen Passage mit einer formidablen Prise Salz garnieren kann, wird sich 28 Kilometer später auflösen. Die Wetterau – jahrhundertelang mit dem Prädikat “Kornkammer des Rhein-Main-Gebietes belegt. Einst unterhielt man hier Baumwollplantagen, jedoch die Märkte brachen, ausgelöst durch die amerikanische Unabhängigkeitserklärung zusammen, und man mußte sich nach Alternativen umsehen. Man versuchte es mit Kartoffeln und landete schließlich bei Kirschbäumen, und das bereits seit mehr als 200 Jahren. So verteilen sich mittlerweile 42.000 Kirschbäume auf 500 Eigentümer und rund 50 Ockstädter Kirschbauern kümmern sich um die Hege und Pflege. Es gibt keinen expliziten Kirschblütenrundwanderweg in Ockstadt. So gilt es in der Ortsmitte von Ockstadt zu starten, um zunächst einmal das größte zusammenhängende Streuobstgelände Hessens zu umrunden. Nordwärts geht es der Kapellenstraße folgend hinauf zum kleinen Funkturm. Angeblich sollen mehr als 40 Kirschsorten hier zu finden sind. Unterschiedlich dabei die Wachstumsstände der Kirschbäume. Früher baute man Kirschbäume an, die in die Höhe schossen, was für die Ernte eher hinderlich war. Heute werden viele Kulturen eher flach gehalten. Am [read more…]

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Der Nibelungenring – das Finale

Knoden, den 08. April 2020 – Finale – sprachlich gesehen etwas abschließendes, im sportlichen Bereich ein Höhepunkt als Schlußakzent einer Reihe von vorausgegangenen Aktivitäten. Als würdiges Finale gestaltete sich die letzte Etappe der ringförmig ausgebauten Nibelungensteigexpedition. Sportlich ambitioniert und hochattraktiv bezüglich der Streckenführung. Gestartet wird in Knoden, dem Wendepunkt der vorausgegangenen Expedition. Nicht umsonst prangt am Ortseingang des 100-Seelen-Weilers ein großer Stein mit eingemeiselter Aufschrift “Hüte dich für Knoden” Für mit dem Auto anreisende Wanderer ist Knoden schlichtweg nicht ausgelegt – Parkplätze sind Mangelware. So bleibt es in das benachbarte ein Kilometer entfernte Schannenbach zu fahren, um dort hinter dem Dorfgemeinschaftshaus das Auto abzustellen. Von Knoden aus führt der Nibelungensteig zunächst rund um den 511 Meter hohen Knodener Kopf. Bereits hier stößt man auf Granitsteinformationen – ein Vorgeschmack zum gewaltigen Felsenmeer, welches nach acht Kilometern erreicht wird. In weitreichenden Schleifen führt der Steig hinab nach Reichenbach, dort wo sich dank Granitreichtum eine florierende Steinmetzindustrie angesiedelt hat. Da nach amtlichen Veröffentlichungen das Informationszentrum des Felsenmeers am Nibelungensteig geschlossen hat, wähle ich von Reichenbach den Direktauftstieg über einen lokalen Wanderweg. Ansonsten empfiehlt sich durchaus ein Gang zum Infozentrum, um sich aus erster Hand über die Geschichte des Felsenmeers zu informieren. Die ehemalige “Werkstadt der Römer” ist immer wieder beeindruckend. Mehr als dreihundert von römischen Steinmetzen bearbeitete Steine sind hier mittlerweile dokumentiert und katalogisiert, der Rest liegt einfach so herum. Gut angelegte Pfade, die mit zahlreichen Rastmöglichkeiten bestückt wurden, ermöglichen eine gefahrlose Besichtigung des imposanten Areals. Oberhalb des Felsenmeers steht auf dem Felsberg [read more…]

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Ostertaler Nibelungenring

Ober-Ostern, den 06. April 2020 – Just in time zur Karwoche steht bei dieser Nibelungenringrunde das Ostertal, eines der schönsten Täler des Odenwaldes im Fokus. Gestartet wird in Ober-Ostern, ein Reichelsheimer Ortsteil, der unterhalb der Walburgis-Kapelle liegt. Standardmäßig geht es von Anbeginn hinauf, zunächst in nordwestlicher Richtung über den Stotz, um an der anderen Seite der Bergflanke steil hinab zum Gumpener Kreuz zu wandern. Leicht ansteigend geht es vom Gumpener Kreuz, zur “Perle des Odenwaldes”. Unter diesem Begriff firmiert Lindenfels im Odenwald. In exponierter Hanglage gelegen war Lindenfels schon von je her ein strategischer Standort. Zu normalen Zeiten sollte man sich für die Stadt Zeit nehmen, denn hier gibt es Vieles zu entdecken. Diesmal geht es zügig durch den Stadtkern, die markante Burrg umrundend um dann den hässlichsten An- beziehungsweise Abstieg, (gefühlt 30 Prozent) des Nibelungensteiges hinab nach Schlierbach zu folgen. Auch für Schlierbach, eines der schönsten Flecken des Odenwaldes, sollte man sich Zeit lassen. In der Ortsmitte führt der Nibelungensteig am vielleicht interessantesten Friedhof des Odenwaldes vorbei. Calvinisten aus der Schweiz brachten damals die Stickel-Bretter mit, weiße Kreuze mit einem Dach und aufgemalten Blumen. Ein Brauch welcher heute noch gepflegt wird. Hinter Schlierbach geht es stramm aufwärts, zum Krehberg, der eine im Odenwald eine gute Landmarke ist, denn auf der Spitze befindet sich eine 100 Meter hohe UKW-Sendemastanlage. Hier betritt man auch eine neue geologische Zone. Granitgestein löst hier den Buntsandstein-Odenwald ab. Zieht man gedanklich eine Linie von Heidelberg nach Seligenstadt, so hat man die Achse wo der Granit-Odenwald [read more…]

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Grasellenbacher Nibelungenring

Marbach, den 04. April 2020 – Die Stätte eines heimtükisches Mord wird im Zentrum dieser Exkursion stehen. Gestartet wird am Marbacher Stausee, der Wendepunkt der letzten Nibelungenringtour. Noch duckt sich die Morgensonne hinter den nordöstlichen Anhöhen des Odenwaldes. Vor einigen Jahren noch führt der Nibelungensteig über die steilen Anhöhen des Schnappgalgens zur Olfener Höhe. Mittlerweile hat man die Passage entlang des Marbach-Stausees nach Gütterbach via Hüttenthal geführt – und damit die Attraktivität dieses Abschnitts nochmals aufgewertet. Der Nibelungensteig schraubt sich langsam in die Waldzone gen Hüttenthal hoch, die Ortschaft die überregional für Ihre hochwertigen Molkereiprodukte bekannt ist. Die Morgensonne im Rücken habend entfalten sich beste Lichtverhältnisse auf der Passage nach Güttersbach. Idylllisch bettet sich Güttersbach in den Ausläufer des Mossautals ein. In der 460-Seelen Gemeinde findet man einige Beherbergungsbetriebe. Wer in gediegener Atmosphäre abschalten möchte – hier ist man richtig aufgehoben. Von Güttersbach aus geht es aufwärts zunächst in südlicher Richtung zum Olfener Bild. Der alte Bildstock mit leerer Nische steht am historischen Wallfahrtsweg nach Walldürn. Einen Kilometer weiter erreicht man ein außergewöhnliches Naturschutzgebiet, das “Rote Wasser“. Namensgeber ist eine Braunalge, die das hier befindliche Wasser bindet und sich als rostroter Belag absetzt. Gerade in der noch blätterlosen Jahreszeit entfaltet dieses Areal eine besondere Magie. Für Botaniker ist die Moorlandschaft ein Paradies, denn hier hat sich eine besondere Flora entwickelt. Von der Moorlandschaft geht es weiter aufwärts, hinauf zum 548 Meter hohen Spesssartkopf, der auch im Nibelungenlied erwähnt wurde. Hier sollen einst die Burgunder ihre Vorräte gelagert haben. Unterhalb der [read more…]

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Oberzenter Nibelungenring

Oberzent, den 02. April 2020 – Schöllenbach, der zweigeteilte Ort an der hessisch-badischen Landesgrenze ist Startpunkt dieser Nibelungenringexkursion. Die Wanderplanung erfolgt nach bewährtem Muster. 20 Kilometer aufwärts entlang des Nibelungensteiges und der Rückweg auf gut gangbaren Wanderwegealternativen, die der Odenwald zur Genüge zu bieten hat. Hinter der Wallfahrtskapelle führt der Nibelungensteig in einer Schleife durch den dichtbewaldeten Langen Forst. Das Euterbachtal ist eng und es wird noch einige Stunden dauern bis hier das Sonnenlicht ein wenig Erhellung in den dunklen Waldabschnitt bringt. Moderat die Steigungen, die sich auf den nächsten sieben Kilometern verteilen. Nur noch Bäume vor Augen verpasse ich eine Landmarke des Nibelungensteigs, den Rutschstein, ein mysteriöser Buntsandsteinblock mit räselhaften Vertiefungen. Mit dieser Bildungslücke behaftet erreiche ich Gebhardshütte, eine Ortsteil-Enklave von Hetzbach-Oberzent. Fünfzehn Gehminuten von Gebhardshütte entfernt erreicht man das Ebersberger Felsenmeer, eine größere Anhäufung von Buntsandsteinfelsen. In Kriegszeiten verschanzten sich hier die Einwohner aus den umliegenden Gemeinden. Vier Kilometer hinter dem Sandsteinfelsenmeer erreicht man ein Meisterwerk deutscher Ingenieurs- und Baukunst, das Himbächel Viadukt. 1880 errichtet, 250 Meter lang, aus zehn Bögen bestehend und aus 16.400 Kubikmetern heimischen Sandstein gefertigt. Gewaltig strecken sich die 43 Meter hohen Bögen über den unten durchlaufenden Nibelungensteig. Abkürzungsfetischisten könnten hier vier Kilometer einsparen und am Viadukt die Passage zum Marbachsee deutlich kürzen. Da man aber im Regelfall des Wanderns willens wandert, ist es nicht verboten der Schleife via Ebersberg und den Heumatten zum Marbachstausee zu folgen. Einst wurde der Stausee zum Hochwasserschutz der talabwärtsliegenden Gemeinden errichtet. Mittlerweile hat sich das Areal in coronafreien [read more…]

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Hesselbacher Nibelungenring

Hesselbach, den 28. März 2020 – Auf der dritte Passage der Nibelungenringreihe steht der südöstlichste Zipfel Hessens im Zentrum, dort wo am Drei-Länder-Stein sich einmal jährlich die Bürgermeister der Grenzländerkreise aus Bayern, Baden-Württemberg und Hessen die Hand reichen. Ob es in 2020 zu einer Handreichung kommen wird ist aus aktuellem Anlaß höchst ungewiß. Start der Rundtour ist diesmal Ottorfszell, den Wendepunkt der vorausgegangenen Nibelungenringpassage. Standardmäßig geht es wieder aufwärts in die Mittelgebirgsregion. Nachtaktives Schwarzwild hat frische Spuren in den Wald- und Wiesenregionen hinterlassen, kein Wunder, der Tisch ist klimabedingt reich gedeckt. Der Nibelungensteig führt hinauf zum Fahrenberg , um dann im weiteren Streckenverlauf im Kastaniental anzuknüpfen. Augenfällig sind die zahlreichen Bildstöcke, die hier in der Region eingebracht wurden. Unwetter, Krankheiten, Viehseuchen, und Sühnen waren Beweggründe um sichtbare Zeichen der Frömmigkeit und Dankbarkeit zu setzen. Vor dem Anstieg in das Kastaniental kommt man am vermutlich ältesten Bildstock des Odenwaldes vorbei. Just gegenüber ist eine große Madonnenstatue an einem Feldrand angebracht. Ob 600 Jahre später einmal ein Bildstock an eine Weltseuche des 21. Jahrhunderts erinnert erscheint in unserem Zeitalter mehr als fraglich. Zwischen den Kuppen des Fahrenbergs und des Mühlschwangs führt ein Taleinschnitt zum Weiler Breitenbach. Noch Anfang des 19. Jahrhunderts verteilten sich hier 120 Bewohner auf 12 Bauerngehöfte. Eine ausbrechende Hungersnot führte zur Flucht aus dem Tal, der letzte Bauer ließ seine Egge im Jahre 1836 fallen. Heute ist wieder ein Gehöft besiedelt. Ein Kleinod ist die hier im Tal befindliche Breitenbacher Kirche, von außen ein schlichter Sandsteinbau, im Innenbereich prunkvoll [read more…]

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Amorbacher Nibelungenring

Reuenthal, den 27. März 2020 – Kontaktsperrenbedingt gibt es nur eine Alternative: Ab in den Wald – vorzugsweise auf Premiumpfaden. Planungsträger war dabei der Nibelungensteig – eine der schönsten Wanderwege in unseren Landen. Der zweite Teil der Nibelungenringpassage setzt dabei in Reuenthal, ein Sackgassenweiler des Marktes Weilbach im unterfränkischen Kreis Miltenberg, ein. So gilt es zunächst die Hauptpassage auf dem Nibelungensteig bis nach Ottorfszell zu bewältigen, um dann den Rückweg auf ausgesuchten Pfaden als Ringwanderung abzuschließen. Klar auch die coronaseuchenbedingten Konventionen: Meide Stadtbesichtigungen, Sitzaufenthalte an öffentlichen Plätzen und Annäherungskontakte zu allen Zweibeinern. Es wäre schon blöde an einem Marktbrunnen die Rucksackbrotzeit auszupacken. Reuenthal – aus den Tiefen dieser Spessartregion stammte einer der bedeutensten und produktivsten Minnesänger Deutschlands, Nithard von Reuenthal, dessen Grabmal am Wiener Stephansdom eingebracht ist. Ohne Minnengesangbegleitung geht es moderat aufwärts zum knapp zwei Kilometer entfernten Gotthardsberg, dort wo in exponierter Lage eine dreischiffige Pfeilerbasilika über Amorbach trohnt. Vom Gotthardsberg geht es auf schönen Pfaden hinab nach Amorbach eine der schönsten Barockstädte Deutschlands. Unter normalen Umständen wäre eine ausgedehnte Besichtigung der unterfränkischen Stadt angezeigt. Jedoch man kommt nicht in Versuchung, denn der Nibelungensteig selbst führt am nordöstlichen Zipfel von Amorbach vorbei, dort wo einWeltmarktführer rund um die Uhr OWA-Deckensysteme produziert. OWA steht dabei für Odenwald Werk Amorbach. Unterdess kann man sich entlang des Steiges über den Stein der Region, den Sandstein, weiterbilden. Hinter Amorbach setzt eines der schönsten Abschnitte des Nibelungensteigs ein. Auf allerfeinsten Pfaden geht es durch das Morretal ohne nennenswerte Steigungen zur Zittenfeldener Quelle. Der Weg, [read more…]

Marathon

Miltenberger Nibelungenring

Freudenberg, den 24. März 2020 – Aus der Not eine Tugend machend. In Zeiten von notwendigen Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen ist mehr denn je Kreativität gefragt, wenn es darum geht im möglichen Rahmen den Wandersport zu frönen. Die Konventionen sind klar. Sportliche Aktivitäten Einzelner sind nach wie vor gestattet, Einkehrmöglichkeiten sind gestrichen, öffentliche Verkehrsmittel sind zu meiden. So bietet es sich im wahrsten Sinne des Wortes an, neue Wege zu erschließen. Man nehme einen zertifizierten Premiumwanderweg, wie den Nibelungensteig, insgesamt 125 Kilometer lang, garniert mit knackigen 4.000 Höhenmetern. Im Regelfall läßt sich dieser, im Jahre 2018 als drittschönster deutscher Wanderweg geadelt, in drei Etappen mit zwei Übernachtungen entdecken. Im Coronazeitalter eröffnen sich jedoch neue Perspektiven. Man teile die Strecke in 20-Kilometer-Abschnitte auf, baue einen interessanten Rückweg ein und schnüre die Wanderstiefel um altbekannte Wege neu zu entdecken. Üblicherweise beginnt man mit dem Nibelungensteig im Westen an der hessischen Bergstraße, um am Main im bayrischen Freudenberg irgendwann die Wanderstiefel aufzuschüren. Ich steige in diese “Nibelungenringpassage” bewußt in Freudenberg ein, um die Chance zu wahren, dank Richtungswechsel neue Impressionen aufzunehmen. Gestartet wird am Mainufer von Freudenberg, dort wo genügend Parkplätze vorzufinden sind. Eng ist es zwischen Main und den Anhöhen des Spessarts, die geologisch gesehen zum bayrischen Odenwald zählen. Die Häuser dicht an dicht eingepresst. Wer am Berg wohnt hat einen Keller für Wein und Vorrat, tief in den Berg eingeschlagen, kühl unter fast jedem Haus. Kaltstart am frühen Morgen – denn es sind 300 Stufen zu bewältigen, bis man nach einem Kilometer [read more…]

Themenwanderung

Mandelpfad reloaded

Schweigen-Rechtenbach, den 17. März 2020 – Just ein Jahr nach meiner ersten Mandelpfadtour in der Pfalz lockte wiederum die Region zu einer Exkursion durch die jahreszeitbedingt mit rosaroten Blütenwolken eingehüllten Landschaft – und dafür gab es mehrere gute Gründe. Im Exkursionsbericht des vergangenen Jahres wurde die Streckenführung bereits detailliert beschrieben. Da lagebedingt aus verständlichen Gründen diesmal die Infrastruktur deutlichst eingeschränkt war standen diesmal Stadtexkursionen und die Besichtigung kultureller Einrichtungen nicht im Fokus. Offizieller Start- oder Endpunkt des mittlerweile 100 Kilometer langen Pfälzer Mandelpfades ist Schweigen-Rechtenbach, dort wo das imposante Deutsche Weintor das Erscheinungsbild der Gemeinde prägt. Rational wäre es sogar angezeigt aus logitischen Überlegungen heraus im drei Kilometer entfernten elsässischen Wissembourg zu starten, dort wo sich eine Bahnstation befindet. Jedoch wurde 24 Stunden zuvor die Grenze nach Frankreich dicht gemacht. So schnüre ich meine Wanderstiefel am noch im rosa Licht eingetauchten Deutschen Wandertor um die Fährte des ersten 40 Kilometer langen Abschnittes nach Gleisweiler, unweit von Edenkoben aufzunehmen. Sanft hügelig die sich vom Pfälzer Mittelgebirge abflachende Landschaft. Unterhalb des Mundatwaldes und des 561 Meter Hohen Dest schlängelt sich die sonnenverwähnte Weingegend an der Auslaufkante des Pfälzer Waldes entlang. Die Ausschilderung des Mandelpfades ist ausgezeichnet – man könnte sich hier auch ohne Karte und GPS zurechtfinden – im Zweifelsfall gibt die Himmelsrichtung und die Landschaftstextur die Marschrichtung vor. Im südlichen Zipfel des Mandelpfades Richtung Bad Bergzabern ist das Mandelbaumaufkommen geringer ausgeprägt. Zwischen Oberotterbach und Dörrenbach ist ein größeres Mandelhainaufkommen entlang der Deutschen Weinstraße zu besichtigen – der Blütenstand ist teilweise von [read more…]

bis 35 km

Im Vorhof des Frühlings

Rapallo 19. Februar 2020 – 1,8 Kilometer pro Stunde – 44 Kilometer am Tag. Mit dieser durchschnittlichen Geschwindigkeit bewegt sich der Frühling vom südwestlichen Zipfel Europas in die nördlichen Gefilde unseres Kontinents, wobei als Parameter der Sproßaustrieb diverser Pflanzen angesetzt wird. Lagebedingt begünstigt sind dabei die maritimen Küsten Europas und hier insbesondere die Mittelmeerküsten. So bietet es sich an, wenn man dem drögen Winterwetter überdrüssig ist, den Frühling ein wenig vor Ort zu begleiten. Dabei ist Ligurien ist bereits im Februar ein ausgezeichnetes Wanderziel. Hervorragend die Wanderwegsinfrastruktur, angenehm die Temperaturen, die durchaus 15 Grad und mehr erreichen können, und ausgezeichnet die ligurische Küche. Start dieser Exkursion ist eine der spannensten Passagen der Riviera di Levante. Es geht von Rapallo nach Camogli über die Halbinsel Portofino. Rapallo. Geschichtslehrer bekommen feuchte Augen bei diesem Stichwort – denn hier wurde 1922 eine der bedeutensten völkerrechtlichen Verträge geschlosssen. Die idyllisch im Golfo del Tigullio eingebette Stadt ist ein idealer Ausgangspunkt für weitreichende Wandertrails. Gestartet wird am Wahrzeichen der Stadt, an der alten Hafenburg Rapallos. Entlang der Strandpromenade, der Lungomare Vittorio Veneto, dort wo tagsüber die Generation 70 plus die Sitzbänke okkupiert, geht es vorbei an Hotels und Restaurants Richtung Yachthafen. Der Via San Michele di Pagana folgend erreicht man nach drei Kilometern die gleichnamige Ortschaft, ein Ortsteil Rapallos. Gut beraten ist man der Fußwegbeschilderung zum Nachbarort Santa Margherita Ligure zu folgen um einen Bypass über die ligurischen Hügel zu nehmen. Es wäre schlichtweg lebensgefährlich der SP 227 zu folgen, dort wo Roller, Busse und Lieferfahrzeuge [read more…]

Walking Special

Leutascher Winterweitwanderung

Schnee. Schnee per se ist aus der Wanderbrille betrachtet nicht unbedingt prickelnd, zumindest in den flachen heimischen Gefilden. Schnee gehört in die Berge. Im benachbarten Tirol, in der Olympiaregion Seefeld hat man den Trend der Zeit erkannt und den ersten Tiroler Winterweitwanderweg in 2019 aus der Taufe gehoben. So hat der Touristikverband ein attraktives Gesamtpaket geschnürt. 56 Kilometer im Schnee, drei Übernachtung inclusive Gepäcktransport und einer Hüttenübernachtung auf 1.700 Meter Höhe, buchbar jeweils von Mitte Januar bis Mitte März – dann also, wenn im Allgemeinen das sechzehn Kilometer sonnendurchflutete Leutaschtal mit hin und ausreichend Schnee versorgt ist. 142 Winterwanderwegskilometer und 256 Loipenkilometer eingemantelt zwischen Wetterstein- und Karwendelgebirge eröffnen dabei für Winterwanderer und Skilangläufer herrliche Panoramasichten. Gestartet wird im Weiler Burggraben auf 1.100 Meter Höhe am Gasthof Mühle, dort wo das Gepäck abgegeben werden kann. Idealerweise bietet es sich an bereits am Vortag anzureisen, die köstliche Tiroler Küche zu genießen und ausgeruht in die erste Etappe nach Weidach einzusteigen. Zur Orientierung hat der Ausrichter ein 70seitiges!!! Booklet übersandt. Akribisch wurde jeder Wegzeichnungsstandort abgelichtet und mit einer Streckenrichtungsangabe versehen. Wirklich gut gemeint, aber für den Wandereinsatz nicht notwendig. Tendentiell genügt es der Wegekennzeichnung und den gespurten Wegen zu folgen auch wenn drei, vier Stellen hinsichtlich der Kennzeichnung optimiert werden können, für all diejenigen die ohne Trackingunterstützung unterwegs sind. In Burggraben, die erste Ortschaft hinter Mittenwald, ist das Leuttaschtal noch eng. In Sommermonaten empfiehlt es sich den Wasserfallweg entlang der Geisterklamm zu wandern – im Winter ist die Klamm geschlossen. Ungünstig und ungewöhnlich [read more…]