Weißenburg, den 03. April 2023 – Zwar wird 15 nach Christus noch kein Römer “Viva Bavaria ” ausgerufen haben können, denn der süddeutsche Volksstamm wurde erst 500 Jahre später ansässig, jedoch noch heute sind neben baulichen Überbleibseln noch weitere Schmauchspuren des ehemaligen Römischen Reiches erkennbar. Wer hätte beispielsweise gedacht dass die urbayrische Sprache linguistisch stark vom Lateinischen geprägt ist. Alleine im Satz: “Zur Vesper mog I a Brez‘n, an Kas mit Pedersoi und a Semme. Dazua no a Butter, an Radi und a Bier” kann man acht Wörter lateinischen Ursprungs identifizieren. So ist beispielsweise das Wort Radi dem lat. radix (Wurzel) zu verorten.
Auf der vorletzten Passage des Deutschen Limeswanderweges ist wieder einmal ein Grenzübertritt angesagt. Gestartet wird am strategisch günstig gelegenen Bahnhof Goldshöfe bei Aalen im östlichen Gefilde von Baden-Württemberg. Insgesamt stehen 110 Kilometer bis zur Römerstadt auf dem dreitägigen Wanderprogramm, wobei in Gänze die Steigungen zu vernachlässigen sind, da man sich mehr oder minder auf einem Höhenniveau durch die waldarme Agrarlandschaft bewegt. Bereits drei Kilometer nach dem Start ist der Limespark Rainau erreicht, der ein Bestandteil des weitläufigen Freizeitgebietes am Stausee Buch ist.
Die zweite Tagesetappe führt von Mönchsroth in das 44 Kilometer entfernte Gunzenhausen, dem touristischen Einstiegsportal in das Altmühltal. Durch die dünn besiedelte Region wandert man via Wilburgstetten nach Weiltingen. Folgt man dem Wegeverlauf des Deutschen Limeswanderweges würde man über einen ausladenden Bogen in nordöstlicher Richtung zum Schloß Dennenlohe wandern. Kann man machen – ist aber nicht zu empfehlen. Außer den bekannten Hinweisschildern auf ehemalige römische Wachtürme verpasst man auf dieser Route nichts. Interessanter ist es von Weiltingen aus zum 40 Hektar großen Römerpark Ruffenhofen zu wandern, ein ausladendes Areal welches seit 2012 mit einem Limeseum erweitert wurde. So wäre durchaus angemessen den Verlauf des Deutschen Limeswanderweges an dieser Stelle entsprechend anzupassen, denn auch hinsichtlich der Streckenlänge gibt es keinen Unterschied.
Vom Römerpark aus wandert man auf den nächsten vierzehn Kilometern waldlos durch die offene Landschaft. Sanfte Hügel, ohne nennenswerte Steigungen prägen dabei das Bild der kultivierten Landschaft. Immer wieder lugen linker und rechter Hand Kirchturmspitzen hinter dem ein oder anderen Hügel hervor und geben dabei als Landmarke eine gute Orientierung.
In Dennenlohe stößt man wieder auf die ursprüngliche Limeswanderwegroute. Hier steht eines der schönsten Barockensembles des Freistaates Bayern, jedoch ist die Öffnung erst an Ostern vorgesehen. Ursprünglich war eingeplant den Dennenloher Schloßpark zu queren. Hier kann man zur Blütezeit auch den größten Rhododendronpark Süddeutschlands auf 26 Hektar besichtigen. Jedoch außerhalb der Blütezeit 15 Euro für eine Parkdurchquerung abzudrücken ist schon mehr als heftig. So ist es kostengünstiger zweitausend Meter rund um den Park zu wandern, um dann zwischen Mühlweiler und Dennenlohner See die Wanderung gen Lellenfeld fortzusetzen. Jedoch zur Blütezeit ist der Park auf jeden Fall ein lohnenswertes Zwischenziel.
Hinter Kleinlellenfeld tauchen die ersten Wegweiser, die sich auf die Fränkische Seenlandschaft beziehen auf. Kein Wunder, denn hier reihen sich die Stauseen regelrecht aneinander. So ist der Altmühlsee ein Wasserreservoir, der über den Altmühlüberleiter den Wasserstand des Kleinen und des Großen Brombachsees reguliert. Der Nebeneffekt – die ganze Seenlandschaft ist zudem ein wunderbares Naherholungsgebiet, welches auch von überregionalen Besuchern gerne frequentiert wird. Die südliche Spitze des Altmühlsees umrundend wandernd man dem Flußverlauf der Altmühl folgend hinein in das historische Zentrum von Gunzenhausen, der zweiten Übernachtungsstation dieser Limeswanderung.
Der Schlußspurt am dritten Tage führt von Gunzenhausen in die bayrische Römerstadt Weißenburg. Von Gunzenhausen aus ist der steilste Anstieg (50 Höhenmeter) der gesamten Passage entlang der 109 gewanderten Kilometer zu bewältigen – und mit zweieinhalb Kilometer zudem der längste Waldabschnitt der gesamten Passage. Zugleich erreicht man hier auch den nördlichsten Punkt des raetischen Limes. Kurzum – eine Strecke der Superlative und das kurz nach dem Tagesstart. Der Rest der Strecke entspricht dem Raster der beiden vorausgegangenen Tage. Mehr oder minder wandert man auf einem Höhenniveau durch die Weiten der mittelfränkischen Ackerflächen. Vorbei an einer gewaltigen Golfanlage, die sich entlang des Flusses Schwäbische Rezat schlängelt, (man fragt sich wieviele Golfbälle hier schon versenkt wurden) erreicht man Ellingen dort wo das gewaltige Deutschordenschloss Ellingen beeindruckt. Eingeplant war, der Schwäbischen Rezat folgend weiter zum Römerkastell der Stadt Weißenburg zu wandern – baustellenbedingt war jedoch als Notprogramm der Gang entlang des Radweges an der Staatsstraße nach Weißenburg angesagt. Einmal mehr wird klar dass der Spruch: “Alle Wege führen nach Rom” keine Binse ist.
Viva Bavaria – das Beste kommt zum Schluss….vielleicht… Noch ausstehend ist die Finalwanderung einschließlich eines gebührenden Highlights zur Komplettierung des gesamten obergermanisch-raetischen Limeswanderweges vom Rhein bis zur Donau als markanter Abschluss dieser außergewöhnlichen Wanderreihe. Demnächst hier auf diesem Blog.
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