Marathon

Luther 1521 -Westroute

Butzbach, den 7. Juli 2021 – Mit Luther war noch eine Rechnung offen. Just vier Jahre nachdem in 2017 der seinerseits offiziell in Betrieb genommene Lutherweg von Worms nach Eisenach in neun Etappen erkundet wurde, fehlte noch eine Passage – die Westroute. Da Luthers Reiseroute nicht immer eindeutig überliefert war, bietet die Pilgerstrecke in Mittelhessen eine Besonderheit. Zwischen Friedberg und dem Hessenbrückenhammer bei Laubach trennt sich die Strecke in eine Ost- und eine Westroute. Gestartet wird am Bahnhof des Butzbacher Ortsteils Ostheim, gelegen am Rande des Taunus, in der mittelhessischen Kornkammer, der Wetterau. Im Hinterhof der höchsten Erhebung des Taunus, dem Feldberg, ist es flach wie eine Flunder. So kann man bei klarer Sicht Weitblicke auf die 80 Kilometer entfernten Anhöhen der östlich gelegen Rhön ernten. Gerade einmal zwei Kilometer hinter Ostheim gelangt man nach Nieder-Weisel, dem geistigen Zentrum des Johanniter-Ordens. Hier betreibt der Orden sogar ein Drei-Sterne-Hotel und der Verkehrskreisel in der Stadtmitte ist mit dem Johanniter-Kreuz-geschmückt. Nach einer A5-Querung gelangt man zum Nachbarort Rockenberg. Auch hier ist eine Besonderheit auszumachen. Dort wo im Marienkloster sich Zisterzienserinnen im 14. Jahrhundert freiwillig einschlossen, sitzen heute jugendliche Straftäter nicht wirklich freiwillig in den Zellen. Wenn man sich an der Pforte meldet, kann man sogar das Gefängnisareal betreten, um die Marienkapelle zu besichtigen. Jedoch kurz nach sieben Uhr morgens erklärte der diensthabende Justizvollzugsbeamte an der Pforte, dass zu dieser Zeit leider noch kein Kollege für einen begleitenden Klostergang abgestellt werden könne. Zu einer anderen wohlgefälligeren Zeit herzlich gerne. Luther, der für seine [read more…]

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Eine gesalzene Kirschblütenwanderung

Ockstadt, den 15. April 2020 – “Hanami” ist in Japan eine regelrechte Volkssportbewegung. Wenn im März die ersten Kirschbaumblüten sich entfalten gibt es kein Halten mehr. Alles (natürlich außerhalb der Coronazeiten) was Beine hat, ist draußen, um nach japanischer Wertvorstellung die kurze Zeit von  Schönheit, Aufbruch und Vergänglichkeit zu genießen. Man kann das Ganze aber auch abkürzen, in dem man seine Wanderstiefel schnürt, sich in die Wetterau nach Friedberg-Ockstadt bewegt, um in die wunderbare Blütenwelt von mehr als 42.000! Kirschbäumen einzutauchen. Wie man dazu die ganzen Passage mit einer formidablen Prise Salz garnieren kann, wird sich 28 Kilometer später auflösen. Die Wetterau – jahrhundertelang mit dem Prädikat “Kornkammer des Rhein-Main-Gebietes belegt. Einst unterhielt man hier Baumwollplantagen, jedoch die Märkte brachen, ausgelöst durch die amerikanische Unabhängigkeitserklärung zusammen, und man mußte sich nach Alternativen umsehen. Man versuchte es mit Kartoffeln und landete schließlich bei Kirschbäumen, und das bereits seit mehr als 200 Jahren. So verteilen sich mittlerweile 42.000 Kirschbäume auf 500 Eigentümer und rund 50 Ockstädter Kirschbauern kümmern sich um die Hege und Pflege. Es gibt keinen expliziten Kirschblütenrundwanderweg in Ockstadt. So gilt es in der Ortsmitte von Ockstadt zu starten, um zunächst einmal das größte zusammenhängende Streuobstgelände Hessens zu umrunden. Nordwärts geht es der Kapellenstraße folgend hinauf zum kleinen Funkturm. Angeblich sollen mehr als 40 Kirschsorten hier zu finden sind. Unterschiedlich dabei die Wachstumsstände der Kirschbäume. Früher baute man Kirschbäume an, die in die Höhe schossen, was für die Ernte eher hinderlich war. Heute werden viele Kulturen eher flach gehalten. Am [read more…]

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Lutherweg 1521 Friedberg – Mücke

Friedberg, den 11. Februar 2017 – Die Wetterau. Dank guter Böden als Kornkammer klassifiziert, dank der geologischen Fortsetzung der rheinischen Tiefebene eine gewachsene Kulturlandschaft, dank der noch moderaten Grundstückskosten ein beliebter Rückzugsort für Frankfurter Pendler. So führt die fünfte Passage quer durch diesen Landstrich  und bietet immer wieder Gelegenheit zu weitreichenden Aussichten in der kultivierten Agrarlandschaft. Gestartet wird in der Kreisstadt Friedberg. Vor Sonnenaufgang ist, wie nicht anders zu erwarten, die Stadtkirche noch verriegelt. So geht es weiter durch die breite Promenadenstraße vorbei am Anwesen der Kaiserstraße 32, dort wo Luther nachweislich auf seiner Passage 1521 übernachtete. Am Beginn der Kaiserstraße thront die im 12. Jahrhundert errichtete Burg Friedberg mit dem mächtigen Adolfsturm auf einem Basaltbergsporn. Namensgeber des besagten Turmes war Graf Adolf von Nassau, der von Friedberger gefangen genommen wurde. Das erpresste Lösegeld, verwandte man für den Turmbau, den man nach der freigelassenen Geisel benannte. Respektable Ganovenehre! Just vor dem Schloß residiert standesgemäß das Finanzamt im ehemaligen Renaissance-Schloss des Burggrafen.         Zwei Lutherwegspassagen führen von hier aus nach Eisennach. Gewählt wird die Ostroute Richtung Grünberg. Drei dicht an dicht gebaute Eisenbahnbrücken unterquerend geht es weiter dem Flüsschen Usa folgend Richtung Dorheim, dort wo heute noch ein Herrenhaus des ehemaligen Dornheimer Schlosses steht. Außerhalb von Dornheim, mit Blick Richtung Bad Nauheim führt die Passage vorbei an zwei Mineralbrunnen, dem Löwen- und den Sauerbrunnen. Das Wasser ist salzig und mit einer eigenwilligen Geschmacksnote unterlegt. Ein Hinweisschild weist darauf hin, dass man nicht mehr als 200 ml von diesem [read more…]

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Lutherweg 1521 Frankfurt-Friedberg

Frankfurt, den 05. Februar 2017 – Sonntag 6.45 Uhr: Status ausgestorben. Dort wo werktags unweit der Hauptwache der Verkehr brodelt, dort wo sich in der angrenzenden Zeil stündlich 14.250 Passanten (Platz 3 im Bundesgebiet) durchschieben und dort wo 60.000 Banker in den Finanztürmen täglich Millionenbeträge jonglieren herrscht eine ungewohnte wohltuende Stille. Die Katharinenkirche an der Hauptwache noch verschlossen, der Platz an der Hauptwache selbst noch verwaist.  So führt der Lutherweg durch die Frankfurter Zeil. Sicherlich auch ein Alleinstellungsmerkmal, dass ein Pilgerweg mitten durch eines der belebtesten Konsumtempelareale unseres Landes führt. Der Name Zeil stammte übrigens aus dem 14. Jahrhundert, als zwischen zwei romanischen Stadttoren eine einseitige Häuserzeile (Zeil) errichtet wurde. Die Häuser sind längst Vergangenheit, der Name besteht nach wie vor.             Der Markierung des Lutherweges folgend ist zwischen Nord-und Ostend via Friedberger Anlage rasch der Bethmannpark erreicht. Nach wenigen Minuten steht man vor der Martin-Luther-Kirche, ein markantes Sakralgebäude, welches aus einem neogotischen Turm  eingerahmt von zwei Glaskörpern besteht. Der Martin-Luther-Straße folgend ist rasch die moderne Wartburgkirche erreicht. Der schlanke Kirchenturm ist gleichzeitig auch als Bienenturm deklariert, da im unteren Turmdrittel Bienenstöcke unterhalten werden.         In östlicher Richtung geht es hinein in den Frankfurter Stadtteil Bornheim, dort wo die Silhouette eines Zwiebelturmes den Standort der barocken Johanniskirche preisgibt. Von Bornheim führt der Pilgerpfad zur vierten Kirche, in den Stadtteil Seckbach, die, obschon Sonntag, ebenso wie die anderen drei verschlossen ist, zumindest im Regelfall bis 10 Uhr, wie im Pilgerführer nachzulesen ist.   [read more…]

Mittelhessen

Rosen, Römer, Ritter und Ruinen

Bad-Nauheim, den 26. Mai 2016 – Wer eine gepflegte Langstreckenwanderung mit kulturhistorischen Höhepunkten und weitreichenden Panoramablicken sucht, dem sei dringendst die erste Hälfte des insgesamt 96 Kilometer langen Taunus-Rhönweges empfohlen. Auch wenn der VHC, der Vogelsberger Höhenweg-Club, für die Teilstrecke von Bad-Nauheim nach Laubach zwei Wandertage veranschlagt, ist es nicht verboten die Strecke für einen ausgedehnten Wandertag zuzüglich ÖVM-getriebener Verlängerungsoption einzuplanen. Gestartet wird am Bahnhof der Kurstadt Bad Nauheim, die für ihre Solequellen bekannt ist und die von namhaften Kurgästen wie Otto von Bismarck, der Kaiserin Sissi oder u.a. Roosevelt besucht wurde. Angesichts des bevorstehenden Wanderpensums ist eine vertiefenden Besichtigung der interessanten Stadt nicht möglich, und aufgrund der frühen Morgenstunde auch nicht sinnvoll. So geht es zunächst durch den Goldsteinpark, dort wo 2010 eine Landesgartenschau stattfand und die Nachbildung eines Limesturmes an die römischen Zeiten in der Wetterau erinnert. Beeindruckend die hier im Park angebrachten außergewöhnlichen Installationen des Planetenweges. Durch ein schmales Waldstück geht es durch Feld und Flur in das fünf Kilometer entfernte Steinfurth, die Kommune, die sich als Rosenstadt auszeichnet. Hier wurde 1868 Deutschlands erste Rosenschule gegründet, die heute mit über 1.000 Rosensorten eines der weltweit größten Rosenangebote offeriert. Weiterhin kann ein Rosenmuseum (sonntags ab 11.00 Uhr) besichtigt werden, welches auch den weltweit umfangreichsten Literaturbestand über die Edelblume beherbergt. Das hochgewachsene Gras auf den ausgewiesenen Wanderwegen legt Zeugnis ab, dass dieser Wanderweg eher selten begangen wird. Die gesamte Strecke ist mit einem blauen Kreis auf weißem Spiegel gekennzeichnet, wobei man sichtlich bemüht war, die Wanderstrecke auszuzeichnen, was nicht immer gelungen ist. Teilweise irreführend, [read more…]

bis 35 km

Von Kloster zu Kloster

Altenstadt, 24. Januar 2015 Infrastrukturell hatte der Trauerzug von Bonifatius 754 n.C.  keine Probleme. Der Auftrag war klar. Den von Friesen gemeuchelten heiligen Mann von Mainz nach Fulda zu überführen.   Der neuzeitliche Wanderer, der sich 1.251 Jahre später auf die  Pilgerstrecke des Bonifatiusweges  begibt, hat sich ganz anderen Herausforderungen zu stellen. Je weiter man sich dem Nuklus von Frankfurt entfernt, desto herausfordernder die Organisation einer eintägigen Streckentour,  mit inkludierter Inanspruchnahme des öffentlichen Verkehrsnetzes. Bereits hinter Glauburg-Stockheim verschwenkt die Bahn in nordwestlicher und südöstlicher Richtung. Was bleibt ist zumindest ÖPVN-logistisch eine Sahelzone – zumindest am Wochenende. Auch mit Inanspruchnahme von Anrufsammelbussen, die mindestens 60 Minuten vor den festgelegten Fahrplanzeiten telefonisch anzumelden sind, lassen sich Retouren von 40 Kilometern und mehr als Halbtagesausflüge mit mindestens drei Stunden oder mehr ausgestalten. So ist eben Planungskreativität gefragt.  Mit der ersten Bahn, die immerhin schon um 7.43 Uhr (!) startete geht es von Altenstadt zunächst nach Glauburg-Stockheim. Von dort zu Fuß entlang einer Alternativstrecke nach Effolderbach. Eine freundliche Hundebesitzerin gibt die Empfehlung entlang der Nidderauen  zum Kloster Konradsdorf zu gehen. Fürwahr ein guter Tipp. Das renaturierte Nidderareal hat sich zu einem wunderbaren Naturschutzgebiet entwickelt. Parallel hierzu verläuft der Vulkanradweg des Vogelbergareals. Apropos- das 2.500 qkm umfassende Gebiet ist das größte geschlossene Basaltmasiv Europas. Hier in der Wetterau flacht sich der Untere Vogelsberg deutlich ab. Analogien zur toskanischen Vulkanlandschaft sind hier ebenso erlebbar. Sanftwellige Hügellandschaften und weitreichende Panoramablicke, ein ideales Areal für ausgedehnte Wanderexkursionen. Der Abstecher zu  Klosterruine Konradsdorf lohnt allemal. Eine sehr markante dreischiffige Pfeilerbasilika mit aufwändig  gearbeiteten Portalen und Fensterstürzen [read more…]