Koblenz, den 19.5.2018 –
Szenenwechsel in mehrfacher Hinsicht auf der vierten Etappe des Rheinburgenwegs. Das Weltkulturerbeareal Oberes Mittelrheintal verabschiedet sich in Koblenz bei Rheinkilometer 593; das den Wegeverlauf begleitende Gewässer ändert sich zunächst von Rhein in Mosel; die Weinbergshänge werden steiler und in den Wirtshäusern wird verstärkt Kölsch ausgeschenkt, je näher man in den Dunstkreis von Andernach kommt. Hat man zuvor Koblenz als Endpunkt einer Etappe gewählt, ist es nicht zwingend sinnvoll den Verlauf der zweiten Schleife über den Rittersturz durch den Koblenzer Stadtwald zur Schwedenschanze und weiterführend zum Stadtteil Karthause zu folgen. Die hier verpassten Blicke auf die Mosel kann man ohne Probleme auf der anderen Seite oberhalb der Winninger Weinbergshänge mehr als hinreichend genießen.
So geht es vom Koblenzer Bahnhof entlang des Hauptfriedhofs Richtung Westen um die Eisenbahnbrücke, die die Koblenzer Stadtteile Moselweiß mit Güls verbindet zu queren. Ein Stück die Mosel begleitend wandert man parallel zur Moselweinstraße durch ein ansehnliches Obstanbaugebiet um kurz darauf unterhalb des Landeplatzes Koblenz-Winningen in das ausgedehnte Weinanbaugebiet einzusteigen.
Beeindruckend sind die hier befindlichen terrassierten Weinbergslagen mit Steillagen von teilweise mehr als 70%. Man kann nur erahnen wie aufwändig die Bewirtschaftung der Rebkulturen in dieser Region sein muss. Gegenüber erhebt sich der Koblenzer Fernmeldeturm der auf den Anhöhen zwischen Rhein und Mosel steht. Schon ein Stück beschaulicher als auf der drüben befindlichen Rheinseite geht es an der Moselseite zu. Der Schiffsverkehr gemäßigt, der Bahnverkehr überschaubar.
Auf den nächsten Kilometern folgt man der gemeinsamen Wegekennzeichung von Moselsteig und Rheinburgenweg. Angesichts der frühen Morgenstunde wird auf einen Gang durch das adrette Weinstädtchen Winningen verzichtet, um oberhalb den Pfad hinauf auf die Weinberge zu folgen. Die Belohnung: weitläufige Blicke entlang der Moselsteilhänge und die oberhalb von Winningen befindliche Domgartenhütte ist ein idealer Punkt für eine zweite Frühstücksrast.
Auf guten Pfaden geht es weiter zur mächtigen Moseltalbrücke, die unterquert werden will. Gerne nutzen Autofahrer, die an eine der hier befindlichen Autobahnraststätten Station machen die Pause, um die Moseltaltiefenblicke unterhalb der Autobahn zu genießen.
Anstrengend, da sehr steil abwärts führend geht es hinab in das Langenbachtal um auf der Gegenflanke wiederum durch das Belltal steil aufwärts gehend das nächste Hochplateau zu erreichen. Vorbei am Weiler Wolken quert man die nächste Autobahn, die A48. Zwei Kilometer vor Bassenheim empfiehlt es sich einen Abstecher Richtung Karmelenberg zu nehmen. Hier lies ein gewisser Freiherr Waldbott von Bassenheim 1662 auf dem Weg zur Marienkapelle 150 Bäume pflanzen. Heute sind noch 106 teilweise knorrige und skurril ausgeformte Baumboliden vorzufinden, eine wahre Augenweide für Freude gepflegter Baumkulturen.
Auch wenn bereits Kilometer zuvor entsprechende Hinweisschilder auf Einkehrmöglichkeiten in Bassenheim hinweisen, Hoffnung auf eine passable Mittagsrast sollte man sich hier samstags nicht machen. „Wir sind hier halt in Bassenheim“ so der trockene Kommentar einer Verkäuferin in einer Backstube, die glücklicherweise als letzter Rettungsanker geöffnet hatte. Die Ortsmitte mit dem Fachwerksrathaus hinterlässt zwar einen adretten Eindruck, die nebenan befindliche Burg Bassenheim, die 1948 Schauplatz der deutsch-französischen Aussöhnung war, nicht zu besichtigen, da im Privatbesitz, so dass alles in allem die Motivation gering ist, sich länger in diesem Weiler aufzuhalten.
Hinter Bassenheim ist einmal mehr eine Autobahn, die A61 zu queren. Auf einem herrlichen Streuobstwiesenweg kann man die Weiten der Region genießen. Blick auf die Rheinberge auf der einen, erste weitreichende Blicke hinein in die Eifel auf der anderen Seite. Ausgedehnte Anbauflächen erschließen sich dem Betrachter zwischen Pfaffenbruch und dem Kettiger Berg. Bekannt ist die Region für den Holunderanbau. Weitreichende Holunderbaumplantagen, die links und rechts den Wanderweg flankieren, stehen zu dieser Jahreszeit in voller Blüte. Hier befindet sich eines der größten Bio-Holunderanbauareale Europas und alljährlich wählt man in Kettig eine Holunderkönigin.
Da der Rheinburgenweg nicht direkt über Andernach führt, ist es mehr als ratsam einen Abstecher in eines der ältesten Städte Deutschlands zu nehmen. Andernach, auch als Tor zur Eifel bezeichnet, ist zurecht ein touristischer Hotspot am Rhein. Entsprechend geschäftig auch das Treiben in der Innenstadt und am Rheinufer. Von hier aus hat man auch die Gelegenheit im Rahmen einer kurzen Schifffahrt den höchsten Kaltwassergeysir der Erde (Auswurfhöhe 60 Meter) zu besichtigen. Mit diesem Schlusspunkt endet die 39 Kilometer lange Etappe. Die Höhenmeter, mit knapp 1.000 Metern überschaubar und passabel für diese Langstrecke. Bleibt noch die Krönung, die letzte Passage des Rheinburgenwegs, die Passage von Andernach zum Rolandsbogen.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar