Bacharach, den 1. Mai 2018 –
Prädikat: „Best of Wandern“ so die Erkenntnis nach der zweiten Langstreckenetappe auf dem Rheinburgenweg von Bacharach nach Boppard-Hirzenach. Wenn idealerweise zum Wanderstart, wie an diesem 1. Mai, ein bedrohliches Wolkenszenario Richtung Osten entschwindet und auf dem Weg von Süd nach Nord, immer die Sonne im Rücken habend, spannende Licht-und Schattenspiele die außergewöhnliche Strecke besonders in Szene setzt, dann hat man das Wandernirwana erreicht.
Bereits der Start beginnt fulminant. Vom Bahnhof Bacharach geht es einmal quer durch die historische Altstadt des schmucken Weinortes, um nördlich steil aufwärts führend hinauf zum Postenturm, und darüber hinaus noch weiter steil aufwärts steigend, den vielleicht herrlichsten Aussichtspunkt auf die „heimliche Haupstadt der Rheinromantik“ zu erreichen. Würde nur noch eine Flasche gekühlter Riesling nebst Käseteller fehlen, um das Wohlbefinden zu perfektionieren… Jedoch, der Tag ist noch zu frisch um bereits in diesen Hemisphären zu schweben.
So geht es weiter auf dem Rheinhöhenplateau, um zwischen Wiesen und Rebhängen immer wieder herrliche Blicke auf das untenliegende Rheintal zu genießen. Bereits zu früher Stunde ist ein reger Schiffsverkehr auf dem Rhein zu beobachten. Frachtschiffe, die schwer beladen von der Nordsee kommend Richtung Süden schippern, zahlreiche Flußkreuzfahrtschiffe die Tages- bzw. Streckentouristen durch das Weltkulturerbetal bringen. Kein Wunder – denn hier befindet man sich wenige Flußkilometer vor der Loreley. Zwischendurch bietet es sich an einem der zahlreichen Aussichtspunkte eine Frühstückspause mit Blick auf die Burg Pfalzgrafenstein einzulegen, die mitten in einer Felsinsel vor Kaub gelegen ist.
Weiter auf dem Hochplateau erreicht man gefühlt viel zu schnell den nächsten markanten Punkt Burg Schönburg, welches ein Premiumhotel in außergewöhnlicher Lage beherbergt. Über den Dächer von Oberwesel kann man hier vortrefflich logieren, natürlich auch auf einem entsprechenden Preisniveau. Hinter der Burg folgt man sinnvollerweise der Beschilderung Elfenley, um das nächste Wanderspektakel unter den Schuhsohlen aufzunehmen. Ein enger felsdurchsetzter Pfad, nicht zu empfehlen für Stöckelschuhträger, schlängelt sich hinab nach Oberwesel mit schwindelerregend schönen Ausblicken. Wer es immer noch nicht glaubt wieso es am Rhein so schön ist, hier kann man es hautnah erfahren.
Oberwesel selbst ist auf den ersten Blick nicht mit dem Anmut der Rheinvorzeigestadt Bacharach behaftet und will links und rechts der Hauptdurchgangsgtrecke entdeckt werden. So bleibt dem Langstreckenwanderer entlang des Rheinburgenweges die Erkenntnis, dass es zu passender Zeit noch andere Möglichkeiten dieses Gebiet intensiver zu erkunden.
Per se jedoch keine Zeit zum Innehalten, denn das nächste Wanderabenteuer drängt sich förmlich am anderen Ortsende von Oberwesel auf, dort wo es zu den Weinbergen wieder hinauf geht. Hier ist eine wetterabhängige Entscheidung zu treffen. Droht Schnee und Eis, oder besteht ein Trittsicherheitsproblem, empfehlt sich der Gang über den Skulpturenpfad. Ansonsten ist die Passage über den Oelsberg-Klettersteig dringend eanzuraten. Diese Passage ist eine der spektakulärsten Wanderabschnitte auf dem Rheinburgensteig. Über Trittbügel, Leitern und stahlseilgesicherten Felspfaden geht es vorbei an Gehölz und Hecken, entlang schmaler Wurzelpfade, das ganze eingerahmt von einer frühjahrsbedingt explodierenden Natur. Schlichtweg ein Wandererlebnis auf höchstem Niveau.
Nach weiteren drei Kilometern hat man Maria Ruh erreicht und vielleicht eine Erkenntnis gewonnen. Millionen Japaner können sich subjektiv betrachtet durchaus irren. Nicht von der Loreley hat man den spektakulärsten Blick, sondern vom Loreleyblick unterhalb von Urbar auf die gegenüberliegende Seite. Damit zeigt sich einmal mehr, dass der Rheinburgenweg , zumindest was die Aussichtsmöglichkeiten anbelangt, dem Rheinsteig durchaus vorzuziehen ist. Hochgradig zu empfehlen ist das hier befindliche Restaurant Maria Ruh zu besuchen. Das Waldchalet, als Ableger des Schloßhotels Burg Rheinfels errichtet, genießt man in dem 2015 modernisierten Areal einen ausgezeichneten Service zu sehr moderaten Preisen. Stilvolle Eleganz – aber nicht abgehoben.
Vom Loreleyblick geht es auf schönen Pfaden durch das Seelenbachtal nach Sankt Goar welches man oberhalb durchquert, um auf die Burg Rheinfels zu stoßen, wo ein Hotel auf hohem Niveau betrieben wird. Die Burg hochfrequentiert, da sehr gut mit dem Fahrzeug erreichbar und ein beliebter Hotspot jedes Tagestouristen ist, der sich in dieser Region aufhält.
Von der Burg geht es zunächst steil abwärts durch das Gründelbachtal um auf der Gegenflanke noch steiler aufwärts führend wiederum das altbekannte Höhenniveau zu erreichen. Mit immer wieder tollen Ausblicken geht es weiter durch den Staatsforst Goar, vorbei an Holzfeld um nach 31 Kilometern und knapp 1.100 Höhenmetern die Bahnstation Boppard-Hirzenach zu erreichen.
Wenn man jede Schleife dieser Passage auslaufen würde, käme man locker auf eine Marathondistanz. Möchte man jedoch diesen absolut herausragenden Abschnitt etwas intensiver geniessen, so stellt diese Variante als eine sehr gut gangbare Alternative dar – getreu dem Motto dieses Blogs interessante Langstrecken für kultur- und naturinteressierte Wanderer aufzuzeigen.Man darf gespannt sein auf die nächste Passage, die dann nach Koblenz führen wird.
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