Bad Ems, den 21. März 2022 – Wohl dem römischen Legionär der hier vor 1.800 Jahren Dienst schieben durfte. Er war schlichtweg begünstigt. Bei Holzhausen an der Haide, dem Startpunkt dieser Limestour, ist mittlerweile Rheinland-Pfalz erreicht. Die Anhöhen, die das Lahntal ausformen geben die Marschrichtung vor. Höhenzüge des Westerwaldes, Ausläufer des Taunuskamms und Berggipfel des Hunsrücks lugen zwischen den Senken hervor und komplettieren das für das Auge wohlgefällige Gesamtbild. Wer weite Panoramablick aufnehmen möchte ist hier genau richtig. Einmal mehr der ÖVP-Logistik geschuldet folgt man auf dieser Wanderung zunächst dem Limes-Wanderweg bis zur Kurstadt Bad-Ems, um auf einer abrundenden Flußwanderung der Lahn bis zum Busbahnhof in Nassau zu folgen.
Neben dem römischen Kastell Holzhausen, welches im letzten Limesbericht vorgestellt wurde, punktet Holzhausen als Geburtsort des berühmtesten Sohnes der Stadt, einem gewissen Nicolaus August Otto, nachdem der Otto-Motor benannt wurde, wobei der Autodidakt, der niemals eine Hochschule besuchte, zunächst einen Gasverbrennungsmotor entwickelte. Mit besten Ausblicken wandert man entlang des ursprünglichen Limes vorbei an Obertiefenbach, um nach fünf Kilometern vor einem aufwändig rekonstruierten Holz-Erdwallkastell in Pohl zu stehen.
Wie Perlenschnüre reihen sich die kleinen Weiler, die man entlang dieser Passage quert, aneinander. Hinter Pohl folgen Hunzel, Berg, die Käsmühle, die Weidenmühle und Dickmühle. Es geht vorbei an Geisig und Dornholzhausen. Waldpassagen wechseln sich mit aussichtsreichen Hochflächen, die oberhalb der Ausläufer des Lahnsteingebirges anzutreffen sind, ab. Kurzum eine abwechslungsreiche Passage im Hinterland, gerade einmal Luftlinie 25 Kilometer vom Rheinstädtchen Braubach entfernt. Über den 416 Meter hohen Wolfsbusch schwenkt man oberhalb von Becheln in die Umlaufbahn der Lahn ein. Sehr zu empfehlen ist dabei ein Abstecher zum Wintersberg, dort wo ein Berghotel mit einer schönen Aussichtsterrasse herrliche Blicke auf die gegenüberliegende steile Felswand, die sich oberhalb der Lahn auftürmt, ermöglicht.
Vom Wintersberg geht es in Schleifen hinab nach Bad Ems – eine Kurstadt mit einer beeindruckenden Geschichte. Schon für Römer war Bad Ems lagetechnisch von herausragender Bedeutung. Ob die Römer sich schon im Wasser der blubbernden Römerquelle suhlten ist nicht wirklich überliefert. Jedoch man arbeitete schon zu damaligen Zeiten hart am Berg um die Erz- und Silbervorkommen des Lahngebirges zu nutzen. Ab dem 17. Jahrhundert entwickelte sich die Lahnstadt zu einem der berühmtesten Badeorte Deutschlands. Europäischer Adel kurte hier und im 19. Jahrhundert erholten sich hier russische Zaren und Schriftsteller. Geschichtlich markant bleibt die Emser Depesche, die zum Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges führte. Und seit 24.07.2021 ist Bad Ems in der Liste des Weltkulturerbes unter der Rubrik der bedeutendsten Kurstädte Europas aufgenommen.
In Bad Ems verabschiede ich mich vom Limes und folge dem Flußverlauf der Lahn, die östlich Richtung Limburg mäandert. Fünf Kilometer von Bad Ems entfernt lohnt ein Abstecher in das historische Dausenau, welches in diesem Blog im Rahmen der Lahnexkursionen vorgestellt wurde. Direkt am Schiefen Turm steigt man auf zum Herrenlay um durch das ehemalige Weinanbaugebiet von Nassau in die gleichnamige Ortschaft abzusteigen.
Die erste Rheinland-Pfälzer Limestour – eine wunderschöne Tour, ergänzt um eine Flußpassage an der Lahn. Mit übersichtlichen 600 Höhenmetern ist diese 40 Kilometer lange Tour eine gute Gelegenheit für eine entspannte Tagespassage.
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