Panoramawanderung am Limes

Bad Ems, den 21. März 2022 – Wohl dem römischen Legionär der hier vor 1.800 Jahren Dienst schieben durfte. Er war schlichtweg begünstigt. Bei Holzhausen an der Haide, dem Startpunkt dieser Limestour, ist mittlerweile Rheinland-Pfalz erreicht. Die Anhöhen, die das Lahntal ausformen geben die Marschrichtung vor. Höhenzüge des Westerwaldes, Ausläufer des Taunuskamms und Berggipfel des Hunsrücks lugen zwischen den Senken hervor und komplettieren das für das Auge wohlgefällige Gesamtbild. Wer weite Panoramablick aufnehmen möchte ist hier genau richtig. Einmal mehr der ÖVP-Logistik geschuldet folgt man auf dieser Wanderung zunächst dem Limes-Wanderweg bis zur Kurstadt Bad-Ems, um auf einer abrundenden Flußwanderung der Lahn bis zum Busbahnhof in Nassau zu folgen.

Neben dem römischen Kastell Holzhausen, welches im letzten Limesbericht vorgestellt wurde, punktet Holzhausen als Geburtsort des berühmtesten Sohnes der Stadt, einem gewissen Nicolaus August Otto, nachdem der Otto-Motor benannt wurde, wobei der Autodidakt, der niemals eine Hochschule besuchte, zunächst einen Gasverbrennungsmotor entwickelte. Mit besten Ausblicken wandert man entlang des ursprünglichen Limes vorbei an Obertiefenbach, um nach fünf Kilometern vor einem aufwändig rekonstruierten Holz-Erdwallkastell in Pohl zu stehen.

Start am Geburtshaus. Otto setzte zu Lebzeiten auf Gas, während sein Kollege Rudolf Christian Karl Diesel den Grundstein für den VW-Diesel-Skandal legte
Aufwändig gestaltete Wegekennzeichnung in Rheinland-Pfalz
Noch, aber nicht mehr lange, dominiert die Farbe Braun
Herrliche Aussichten im Rhein-Lahn-Kreis
2011 wurde in Pohl ein unter archäologischer Begleitung authentisch errichtetes Erdwallkastell eingeweiht
Es waren schon große Blender, die alten Römer. Das Kastell wurde, wie dieses, ohne Stein und Ziegel errichtet. Man verwendete ausschließlich Holz und Erde und aufgesetzten Rasensoden. Die Bekleidbretter wurden als Anmutung einer weißen Steinquadermauer mit roten Fugenstrichen versehen, um den Germanen eine imposante Fassadenpracht vorzugaukeln. Schon früher wurde Volksverdummung auf hohem Niveau betrieben.
Auch der Wachturm wurde aus Holz errichtet und gaukelt Mauerwerk vor

Wie Perlenschnüre reihen sich die kleinen Weiler, die man entlang dieser Passage quert, aneinander. Hinter Pohl folgen Hunzel, Berg, die Käsmühle, die Weidenmühle und Dickmühle. Es geht vorbei an Geisig und Dornholzhausen. Waldpassagen wechseln sich mit aussichtsreichen Hochflächen, die oberhalb der Ausläufer des Lahnsteingebirges anzutreffen sind, ab. Kurzum eine abwechslungsreiche Passage im Hinterland, gerade einmal Luftlinie 25 Kilometer vom Rheinstädtchen Braubach entfernt. Über den 416 Meter hohen Wolfsbusch schwenkt man oberhalb von Becheln in die Umlaufbahn der Lahn ein. Sehr zu empfehlen ist dabei ein Abstecher zum Wintersberg, dort wo ein Berghotel mit einer schönen Aussichtsterrasse herrliche Blicke auf die gegenüberliegende steile Felswand, die sich oberhalb der Lahn auftürmt, ermöglicht.

Drei bis vier Meter lange zugespitze Eichenpfähle mit einem Durchmesser von bis zu 60 Zentimetern – fertig war der Limes. Der im Boden steckende Fuß wurde dabei durch Ankohlung haltbar gemacht.
Bei Berg ist ein spannender Obstlehrpfad unter dem Motto “Das Obst der Römer und Germanen”. Während der einfache Germane sich nur von Äpfeln ernährte, führten die Römer als Feinschmecker, Pfirsiche, Esskastanien, Feigen und Weinreben ein. Auch die schmackhafte Mispel war ein römisches Importgut. Heute ist unter den Ebbelwoiexperten in der Frankfurter Hemisphäre das Mispelchen (2cl Apfelweinbrand mit Mispelsaft) ein Kultgetränk . Frei nach der römischen Erkenntnis: “Vivas”
Herrliche Wege im Limeskorridor
Viele ehemaligen Mühlen sind in der Region auch heute noch anzutreffen
Aufwändig gestaltete Areale dokumentieren eindrucksvoll die römischen Baufertigkeiten
Und vor den Römern waren die Kelten da, wie dieser Erinnerungsposten auf einem Hügelgrab verdeutlicht
Im Holzbunker ist noch Platz…..
Rund um den Wintersberg hat der Wald auch schon besser ausgesehen
Ein Römerturm über der Lahn
Und gegenüber der Terrasse des Berghotels Winterbergs…
baut sich oberhalb von Bad Ems imposant der Lahnfels auf

Vom Wintersberg geht es in Schleifen hinab nach Bad Ems – eine Kurstadt mit einer beeindruckenden Geschichte. Schon für Römer war Bad Ems lagetechnisch von herausragender Bedeutung. Ob die Römer sich schon im Wasser der blubbernden Römerquelle suhlten ist nicht wirklich überliefert. Jedoch man arbeitete schon zu damaligen Zeiten hart am Berg um die Erz- und Silbervorkommen des Lahngebirges zu nutzen. Ab dem 17. Jahrhundert entwickelte sich die Lahnstadt zu einem der berühmtesten Badeorte Deutschlands. Europäischer Adel kurte hier und im 19. Jahrhundert erholten sich hier russische Zaren und Schriftsteller. Geschichtlich markant bleibt die Emser Depesche, die zum Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges führte. Und seit 24.07.2021 ist Bad Ems in der Liste des Weltkulturerbes unter der Rubrik der bedeutendsten Kurstädte Europas aufgenommen.

Das edle Grand Hotel von Bad Ems – hier geben sich die Kellner gegenseitig Trinkgeld
Der Russische Hof. Einst ging der europäische Adel ein und aus, heute ist das ehemalige Hotel als Wohn- und Büroareal umgewidmet..
..und gegenüber blickt man auf die Russische Kapelle
Frühlingsstart an der Kurpromenade
Es dauert nur noch einige Tage bis der Magnolienbaum explodiert
Bad Ems liegt an der Bierscheide. Freunde des gepflegten Weißbieres werden hier genauso glücklich…..
..wie Liebhaber des gepflegten Kölschs…
Wer mit hopfenhaltigen Getränken nichts anfangen kann, darf sich mit expliziter behördlicher Genehmigung an der örtlichen Natrium-Kalium-Magnesium-Calcium -Quelle erfrischen

In Bad Ems verabschiede ich mich vom Limes und folge dem Flußverlauf der Lahn, die östlich Richtung Limburg mäandert. Fünf Kilometer von Bad Ems entfernt lohnt ein Abstecher in das historische Dausenau, welches in diesem Blog im Rahmen der Lahnexkursionen vorgestellt wurde. Direkt am Schiefen Turm steigt man auf zum Herrenlay um durch das ehemalige Weinanbaugebiet von Nassau in die gleichnamige Ortschaft abzusteigen.

Bitte nur sonntags……….
Blick auf das Lahnprofil von Dausenau
Bei zwei Meter Abweichung aus dem Lot trägt der Schiefe Turm von Dausenau zurecht diese Bezeichnung. 1951 reduzierte man die Turmhöhe aus statischen Gründen um neun Meter
Ein Zubringer zum Lahnwanderweg
Die Lahnwanderwege sind wunderbar wanderbar
Nassau – wer aus diesem Ort kommt ist ein Nassauer……

Die erste Rheinland-Pfälzer Limestour – eine wunderschöne Tour, ergänzt um eine Flußpassage an der Lahn. Mit übersichtlichen 600 Höhenmetern ist diese 40 Kilometer lange Tour eine gute Gelegenheit für eine entspannte Tagespassage.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*