Haspelmoor 11. Januar 2014
Wer kennt sie nicht, die Mitglieder des bayrischen Kultvereins, die im Bundesgebiet und im benachbarten Ausland bei fast jeder Marathonwanderveranstaltung Abgesandte entsenden, um als laufende Werbeträger auf den Haspelmoorer Wintermarathon hinweisen. Im Zweijahresabstand läutet der Verein im Januar die IVV-Marathons im Bundesgebiet ein.
Altbekannte Gesichter aus der nationalen Wandermarathonszene fanden sich bereits gegen 6.30 Uhr zum Start ein. Insgesamt machten sich am ersten Tag 172 Langstreckenläufer auf die Piste – davon viele Teilnehmer aus dem benachbarten Österreich. Bemerkenswert, dass der dorfansässige Beherbungsbetrieb bereits um 5.45 Uhr das Frühstück bereitstellte. Auch wenn mangels Winter der “Wintermarathon” eher als vorgezogene Frühjahrswanderung eingestuft werden konnte ist das Haspelmoorer Leitthema unverkennbar: WWW als Synonym für Wandern- Weißwurst und Weißbier; pure bayrische Lebensqualität beherrschte zur Freude der Teilnehmer die gesamte Veranstaltung.
Haspelmoor und das Federseemoos sind die einzigen Hochmoore im Altmoränengebiet in Süddeutschland. Hier finden man noch Endemiten, also Pflanzen, die nur noch hier angesiedelt sind. Noch um 1800 war es zu gefährlich das Moor zu durchqueren, was aber niemand daran hinderte 1840 die erste Eisenbahnlinie Europas, die durch ein Moor geführt wurde, zu bauen. In der Mitte des 19.Jahrhunderts waren bis zu 1600 Torfarbeiter aus ganz Bayern im Haspelmoor in Lohn und Brot. Das auch heute noch das Moor seine Tücken hat, beweist die folgende Aufnahme.
Ein absolutes Highlight waren die Haspelmoorer Kontrollstationen. Ob aufwendig errichtete Hütten und beheizte Zelte, die bundesweit beste Verpflegungstation in Mammendorf, dort wo Weißwurst, Leberkäs und Weißbier zur notwendigen Grundausrüstung des Langstreckenwanderers gehören, oder Deutschlands härteste Kontrollstelle bei Peter Eckstein, der sein Wohnhaus zur Wandereinkehrzentrale umfunktionierte, mit der gerne angenommenen Aufforderung sich niederzulassen, um zur Reaktivierung ein “Helles” zu verzehren. So versammelte sich auf der heimischen Eckbank ein illustrer Kreis aus Nah und Fern um über den Sinn und Zweck von Wandern im Allgemeinen zu sinieren. Der Inbegriff von “Heimat”- in Haspelmoor gelebte Kultur.
In Mammendorf wurden wir von einem bekannten Gesicht begrüßt. 50 Kilometer Geher-Weltmeister Horst Lenz, (Altersklase M75), beklagte sich, dass er heute langsam sei und für die ersten 17 Kilometer zwei Stunden gebraucht habe. Die Geherlegende, mittlerweile 78 Lenze zählend, absolviert heute noch 5- bis 6.000 Kilometer pro Jahr. Horst hat ein klares Ziel: Seniorenweltmeister in der Altersklasse M100 zu werden. Zuzutrauen ist es ihm.
Im brettflachen Alpenvorland führt die Wanderstrecke durch ein Vielzahl von kleinen Gemeinden im Landkreis Fürstenfeldbruck. Besonders zu bemerken ist der Streckenverlauf der teilweise entlang der alten römischen Haupthandelsstraße die von Günzburg bis nach Salzburg führte. Außergewöhnlich ist die an dieser Strecke liegende Kirche St. Willibald. Sie ist eine der wenigen, nahezu unverändert erhaltenen spätmittelalterlichen Landkirchen Oberbayerns und birgt die bedeutendste gotische Flachdecke Altbayerns, bemalt mit 594 Blumen und 561 Sternen. Der alljährliche Willibald-Ritt, der durch die Kirche hindurchführt, geht auf ein Gelöbnis von 1712 zurück, als eine Viehseuche die Pferde bedrohte.
Alles in allem ist der Wandermarathon in Haspelmoor eine Pflichtveranstaltung – obligatorisch daher die Terminvormerkung für 2016.
Ein treffender Bericht,kann ich nur zustimmen.