Fulda, 4. Oktober 2015
Wenn einmal jährlich die International-Marching-League-Walker in Fulda zum Marsch antreten, ist man gut beraten daran teilzunehmen – und zwar in mehrfacher Hinsicht. Jährlich werden durch den Ausrichter, die Volkssportfreunde in Fulda, immer wieder neue Strecken angeboten und jährlich tritt immer wieder ein illusterer Kreis von internationalen Wanderprofis an. Traditionell wird die Veranstaltung als Zivil-Militärischer Marsch angeboten. Auch wenn die Militärpräsenz durch den Abzug der amerikanischen Truppen nicht mehr so ausgeprägt ist, wie in früheren Jahren, ist es immer wieder ein besonderes Erlebnis an der Veranstaltung teilzunehmen.
Ob internationale Militärgruppen, Polizeiabordnungen, Reservisten, Masterwalker aus den Niederlanden, Belgien, den skandinavischen und den osteuropäischen Ländern, Teilnehmer aus Übersee, Einheimische, angereiste Odenwälder, Engländer, Schotten oder Haspelmoorer – gerade diese Mixtur macht den Reiz dieser Veranstaltung aus. Babylonisch das Stimmgewirr entlang der Piste. Eine Vielzahl von Wanderern sind hoch dekoriert und schwer beflaggt mit Abzeichen internationaler Veranstaltungen, wie Dodentocht, 4-Daagse-von Nijmwegen o.a., unterwegs. Eines ist auch ablesbar: hier treten internationale Walking-Spezialisten an. Langstrecken- und Ausdauerwanderer, High-Speed-Walker und Kilometerfresser, rüstige Pensionäre die mit Minimalausrüstung im maximalen Speed unterwegs sind, skandinavische Kampfwalker, die an jeder Kontrollstelle ein deutsches Bier genießen um dann mit Hochgeschwindigkeit wieder auf die Marathonstrecke zu gehen, Nordic-Walking-Stock-Besitzer, die mit unterschiedlichster Fortbewegungstechnik unterwegs sind, Hybridwalker die sich nicht zwischen Wandern und Joggen entscheiden können – das ganze Spektrum der Wanderszene kann man hier vortrefflich studieren.
Bereits 30 Minuten vor dem offiziellen Start sind die ersten Walker bereits auf der Piste. Eine Vielzahl von Langstreckenwanderer haben bereits am Vortag den Ein-Strecken-Marathon von Rasdorf nach Fulda absolviert. Am Folgettag wurde ein Rundweg via Maberzell, Lütterz, Eichenau, Harthershausen und Kämmerzell angeboten. Ausgeschrieben mit 42,3, tatsächlich absolviert 46,1 Kilometer. Jedoch lieber ein Quantum mehr als deutlich zu wenig.
Gemeinsam mit einem Zug junger deutscher Soldaten starte ich gegen 7.15 Uhr. Das Anfangstempo das die Uniformierten, ausgestattet mit Marschgepäck vorlegen, ist respektabel. Mit knapp 7 Stundenkilometern bei frischen 8 Grad geht es durch die morgendlichen Nebelschwaden. Nach einer halben Stunde stellt ein junger Gefreiter die Frage “Warum rennen wir eigentlich so?” Scheinbar wächst die Erkenntnis, dass dieses Marschtempo mit Vollgepäck nur schwerlich durchzuhalten ist. Ich hänge mich an einen polnischen Militärtrupp, der immer noch ein ordentliches Marschtempo vorlegt und lasse die bundesdeutsche Einheit hinter mir.
Langsam verzieht sich der Nebel und die Sonne schiebt die Temperaturskala auf immerhin 18 Grad im Tagesverlauf an. Der Streckenverlauf- eine wunderbare Mixtur aus Waldgebieten und Panoramapfaden die weitreichende Blicke in die Rhön und in die Ausläufer des Vogelsberges ermöglichen. Leicht verdaulich die moderaten Anstiege der insgesamt 900 Höhenmeter . Wie in Fulda üblich ist die Streckenkennzeichnung sehr gut und die Kontroll- und die Verpflegungsstellen im Sieben-Kilometerhythmus wohl dossiert.
Vis a vis des Zieleinlaufes am Deutsch-Amerikanischen Sportzentrum an der Blackhorse-Straße wird man schneller als geglaubt von den aktuellen Geschehnissen eingeholt. Während an beiden Tagen 4.000 Wanderer aus allen Herren Ländern das Gemeinschaftserlebnis Wandern teilen, ist in unmittelbarer Nachbarschaft eine Notunterkunft für Flüchtlinge eingerichtet worden – für Menschen, die teilweise unter unsäglichsten Bedingungen ihre Heimat verlassen haben. So endet eine wunderbare Wanderung in eine nachdenkliche Heimfahrt.
Allemal zu empfehlen ist eine Vormerkung für 2016 – mit der Zielsetzung nächstes Jahr an zwei Tagen, die angebotenen Marathonstrecken zu absolvieren.
Moin Martin,
wie gewohnt von Dir schmucke Bilder und ein interessanter Bericht!
Da möchte unsereiner direkt die Wanderschuhe anziehen und losgehen.
Schöne Grüße aus Soest
Wilhard