Irland im Juli 2018 –
Failte! Failte – der irische Ausdruck für Willkommen. Nicht nur zu lesen auf jedem Ortsschild, aufgedruckt auf zahllosen Fußabtretern in den B&B-Lokationen und angebracht in den einschlägigen Gasträumen von Pubs sondern auch praktizierte Willkommenskultur eines herzlichen irischen Volkes.
Irland ein grüner Inseltraum mit unkomplizierten gastfreundlichen und lebensfrohen Menschen ist als Wanderinsel noch relativ jung. 1982 wurde als erster Wanderweg der Wicklow Way eingerichtet. Mittlerweile verfügt man über mehr als 40 markierte Wanderwege mit einer Streckenlänge von über 4.000 Kilometern und der Längste von allen, der Kerry Way beläuft sich in der Langversion auf 230 Kilometer.
Irlandbesucher schwärmen vom legendären Ring of Kerry, die spektakulärste Autoroute, die die grüne Insel zu bieten hat. So hat es sich angeboten, entlang alter historischer Pfade auf der Iveragh-Halbinsel eine Low-Level-Long-Distance-Walking-Route, kurz LDWR genannt, zu entwickeln. LDWR,s zeichnen sich dadurch aus, dass man in der Regel unter 300 Höhenmeter bleibt, und die Textur der Strecke keine größeren Schwierigkeiten beinhaltet, was beim Kerry Way grundsätzlich der Fall ist.
Jedoch, man sollte sich nicht täuschen lassen. Durchschnittlich an 230 Tagen regnet es mindestens einmal täglich an der Westküste Irlands. Die Konsequenz: die torf- und moorhaltigen Bodenschichten verwandeln sich sumpfige Schlamm-und Matschlandschaften. Alle einschlägigen Wanderführer weisen eindringlich darauf hin, sich auf knöcheltiefe Schlammexkursionen einzustellen und sich wohlweislich zu präparieren. Aber: auf der Insel gilt die Lebensweisheit: „Wenn dir das Wetter nicht passt, so warte einfach fünf Minuten“. Startet man mit dieser Einstellung, dann sind die besten Voraussetzungen für eine rundherum gelungene Wanderexkursion gegeben.
Logistisch empfiehlt es sich den Flughafen Kerry anzusteuern. Von hier aus beträgt die Transferzeit zum offiziellen Einstiegspunkt in Killarney per Bus/Taxi gerade einmal 20 Minuten. Killarney, eines der touristischen Hochburgen Irlands ist der traditionelle Einstiegspunkt für Autofahrer und Busreisende, die den Ring of Kerry unter die Reifen nehmen. Bereits bei Anreise berichtet uns der Taxifahrer, dass am nächsten Tag, in Killarney der „Bär tanzt“, da mehr als 8.000 Radfahrer sich auf den Sattel klemmen um den 175 Kilometer langen Charity-Radlauf entlang des Ring of Kerry,s zu absolvieren, und das bereits zum 35. Mal Sorgenfalten legen sich über unsere Gesichter, angesichts des zu erwartenden höheren Publikumsverkehrs in den einschlägigen Pubs.
Trail 1 Killarney – Black Valley
Die Rahmenbedingungen waren günstig. Die Pubs in Killarney „not overcrowded“ und die Wetteraussichten für Irland „bestes Wanderwetter bei für irische Verhältnisse tropischen Temperaturen oberhalb von 23 Grad“. Zeitig vor dem großen Radtourenstart starten wir zur ersten Tagesetappe, die uns unterhalb der höchsten Gebirgsregionen von Irland führen wird. Bedenklich die Hinweise im Wanderführer „Südlich des Upper Lakes“ kann nach Regenfällen alles unter Wasser stehen, so dass man durch das Wasser waten muss. Vom Zentrum Killarneys führt die Passage zunächst in südlicher Richtung, zum Haupteingang des Killarney National Parks. Der 100 qkm große Park ist alleine schon ein lohnenswertes Ausflugsziel. Dank des Golfstromsklimas blüht und grünt es hier an allen Ecken. Hier findet man die ältesten Eichenwälder Irlands, strauchenartige Erdbeerbäume, riesengroße Rhododendronsträucher, die sich mittlerweile zu einer Plage entwickeln , drei große Seen, die mehr als ein Fünftel des Nationalparks beanspruchen und nicht zu vergessen das malerisch gelegene Muckross House und der Torc-Wasserfall, ein begehrtes Ausflugsziel für Tagestouristen. Etwas abseits der touristischen Trampfelpfade liegt das Muckross Abbey, eine von Franziskanern im Jahre 1340 errichtete Abtei, die noch einen guten Erhaltungszustand aufweist. Im Innenhof des Kreuzgangs kann man den ältesten Baum des Nationalparks, eine uralte Eibe, besichtigen. Über die gut gepflegten Gartenanlagen und die aufwändig gestalteten Steingarten bietet es sich an hinter dem Muckross House eine Teepause einlegen um sich für die weitere Etappe zu stärken.
Richtung Torc-Wasserfall schwellen die Besucherströme an. Bei internationalen Schulklassenverbänden scheint der Wasserfall ganz oben auf der Besichtigungsliste zu stehen. Entsprechend dicht das Gedränge auf den gut angelegten Pfaden. Jedoch kurz hinter den Wasserkaskaden geht es steil aufwärts, und es wird zunehmend ruhiger auf dem Kerry Weg. Stetig aufwärts gehend folgt man der „Old Kenmare Road“ einem historischen Pfad, der bis 1830 die Ortschaften Killarney und Kenmare verband. Bizarre Baumformationen und moosbewachsene Steine flankieren an den Steilhängen den Weg. Passagenweise geht es über mit Gitternetz überzogene Eisenbahnschwellen, die eine einigermaßen trockene Passage gewährleisten sollen, durch eine Moor-und Heidelandschaft. Jedoch alle Befürchtungen waren überflüssig. Der Sommer 2018 in Irland – der trockenste Sommer seit 1976, ausgelöst durch eine Wetteranomalie. Dort wo man durch Sumpflandschaften waten sollte, trockene staubige Erde. So könnenwir nur mutmassen, wie beschwerlich die Passage sein kann, wenn „normale Wetterbedingungen“ vorherrschen.
Nach insgesamt 15 Kilometern ist der Knotenpunkt erreicht, wo man in die 200 Kilometer lange Rundpassage einsetzt. Linker Hand, so der Plan, wollen wir nach einer Woche von Kenmare zurückkehren, während die heutige Passage rechts hinein in das Black Valley führt. Nach einem knappen Kilometer ist die N71 erreicht, die veranstaltungsbedingt an diesem Tag für den Autoverkehr gesperrt wurde. Behaftet mit einem wohlgemeinten Rat eines Streckenpostens wandern wir gegen die Fahrtrichtung der Radfahrer um nach einem halben Kilometer den markanten Aussichtspunkt „Ladies View“ zu erreichen. Ein Logenplatz um die vorbeiflitzenden Radsportler aus nächster Nähe zu beobachten.
Auf gut gangbaren Wegen geht es abwärts in das Black Valley, die höchste Erhebung Irlands, das mehr als 1.000 Meter hohen Macgillycuddys Reek-Massiv vor Augen habend. Vorbei am südlichen Ende des Upper Lakes ist eine der hier ansässigen B&B Lokationen erreicht. Eine Nacht im Black Valley – eine Nacht in Abgeschiedenheit, jenseits jeglichen touristischen Rummels ohne Lärmeintrag von der Straße oder vom Luftraum. Selbst die gefiederten Flugobjekte scheinen sich hier verzogen zu haben. Ruhe und Stille in einer naturbelassenen Landschaft – Erholung pur nach einem erlebnisreichen Wandertag der mit insgesamt 29 Kilometern und gut verteilten 595 Höhenmetern gut gangbar gewesen ist.
Trail 2 Black Valley – Glenbeigh
Üblicherweise lassen sich Kerry-Way-Walker zehn bis vierzehn Tage Zeit um die gesamte Strecke zu absolvieren. Für Powerwalker, die hierfür acht Wandertage eingeplant haben, steht mit dem zweiten Trail die anspruchvollste Passage bevor, wobei Einkehrmöglichkeiten unterwegs eine sorgenfreie Tagestourengestaltung ermöglichen. Nach einer erholsamen Nacht und einem kräftigen Full-Irish-Breakfast geht es bei wiederum ausgezeichneten Wetterkonditionen auf den längsten Tagestripp. Gewaltig erhebt sich Irlands größtes Bergmassiv, der Macgillycuddys Reek. Allerdings hat man auf der Insel auch eine andere Höhenwahrnehmung, da man grundsätzlich vom Meereshöhenniveau heraus denkt und selbst ein 200 Meter hoher Maulwurfshügel als markante Steigung wahrgenommen wird. Allemal wasserreich die Region. Zahlreiche Flüsschen werden gequert, man passiert einen Wasserfall und blickt auf die in der Mittelgebirgslandschaft eingebetteten Seen. Punktuell quert man entlang der partiell felsigen Passage kleine Kieferwäldchen, zu der ansonsten nicht gerade mit Baumwuchs gesegneten Insel. Allemal gestaltet sich die Wegeführung jedoch äußerst abwechslungsreich und interessant.
Hinter einem Farmhouse steigt man ein in den Bridia Pfad. Vom Höhenprofil nicht wirklich spannend, da man sich von 100 auf 300 Höhenmeter nach oben bewegt, jedoch die Wegeführung ist durchaus anspruchsvoll, denn die schmalen Pfaden sind nicht wirklich für High-Speed-Walker geeignet. Schmale felsendurchsetzte Pfade und zahllose Stiege und Überquerungshilfen, die die einzelnen Landparzellen begehbar machen, arten zu einem regelrechten Trimm-Dich-Parkur aus. Oben am Pass angekommen eröffnet sich eine weitreichende Blickachse in das Bridia Valley mit weitreichenden Blicken in das unten liegende Tal. Anspruchsvoll jedoch der nachfolgende Steilabstieg zum vier Kilometer unten liegende „Stepping Stone“ einer sehr zu empfehlenden Raststation. Über eine steile Felsflanken geht es permanent abwärts. Selbst bei Trockenheit ist Achtsamkeit auf Schritt und Tritt angesagt. Der Lohn der Anstrengung: immer wieder faszinierende Blicke in das weitläufige Tal mit einer Aussicht auf eine angemessene Ruhepause im unten liegenden Tal.
Nach der Pause ist vor der Pause. Der nächste felsige Steilan- und abstieg steht bevor, einzig der Name des Passes wechselt. Diesmal ist der 388 Meter hohe Beann Dhearg Pass in gewohnter Qualität zu überwinden. Der gewohnte Lohn des Aufstieges: weitreichende Blicke in die irische Seenlandschaft. Nach dem Abstieg kann man entweder die Passage „Glencar via road“ oder „Glencar cross country“ wählen. Empfehlenswert ist die Country-Passage aus zweierlei Hinsicht. Man vermeidet die Asphaltstrecke, bewegt sich auf naturbelassenen Pfaden und verkürzt die Gesamtpassage um zwei Kilometer. Nach insgesamt 22 Kilometern ist Glencar erreicht. Für die allermeisten Wanderfreunde ist hier Tagesendstation, für uns ist etwas mehr als die Hälfte der Passage erreicht. Allemal bietet es sich an, sich in Glencar bei einem Pint of Ale für den zweiten Abschnitt angemessen vorzubereiten.
Zunächst geht es die nächsten acht Kilometer durch das fruchtbare Tal des River Caragh. Es lässt sich mehr als erahnen, durch welche Wassersümpfe man hier nach Niederschlägen waten könnte – so hat die ungewöhnliche irische Trockenzeit auch ihr Gutes. Bei Gortdirragh gilt es abermals eine Entscheidung zu treffen. Zwei Möglichkeiten stehen zur Wahl. Einmal moderat, dafür deutlich länger rundherum um den Seefin Mountain, oder ein Steilanstieg über den Windy Gap. Auch hier gibt es einen klaren Favoriten. Bei guten Wetterkondititionen ist die Windy Gap-Passage eindeutig zu bevorzugen. Belohnt wird man mit dem vielleicht spektakulärsten Blick der gesamten Kerry-Way-Passage, wenn man den Pass erreicht hat. Glenbeigh zu Füßen liegend, nebenan die Landzungen mit den markanten Stränden der Rossbeigh Beach, gegenüberliegend die Halbinsel Dingle und zwischendrin eingebettet die Ausläufer des Ozeans. Ein kurtaxenpflichtiger Ausblick als Tageslohn einer durchaus anspruchsvollen Wanderung. Der Rest die Kür. Bis zur unten liegenden B&B Lokation sind nochmals vier Kilometer zu absolvieren. Am Ende eine langen Wandertages stehen 38 Kilometer mit durchaus respektablen 1.265 Höhenmetern auf dem Wandertacho.
Trail 3 Glenbeigh – Foilmore
Spektakulär der Ausklang des vorangegangenen Wandertages – spektakulär der Einstieg in den neuen Tag. Hinter Glenbeigh eröffnen sich wiederum zwei Möglichkeiten des Vorankommens. Auch hier gibt es einen eindeutigen Favoriten. Diesmal wird die längere Passage, die Nordroute unterhalb des Rossbeigh Hills gewählt. Belohnt wird man mit tollen Aussichten auf das untenliegende Freizeitareal rund um die Rossbeigh Beach. Allemal zu empfehlen ist ein Abstecher zum unten liegenden Strand, den man im Allgemeinen als einen der längsten und besten Strände Irlands bezeichnet. Bekannt ist die Rossbeigh Beach als Lokation für Pferderennen, die hier seit 1924 abgehalten werden. Es fällt schon schwer sich loszureißen von diesem herrlichen Stück Erde, jedoch der Auftrag ist klar definiert: Walking the Kerry Way – not laying around on the beach.
So geht es wiederum langsam aufwärts unterhalb des 640 Meter hohen Drung Hills einem schmalen Pfad folgend. Immer wieder begeistern die Blicke zurück auf die Rossbeigh Bucht. Man quert die N70, dort wo eine ehemalige Bahnstation, die Montain Stage Railway Station angesiedelt war. Dort wo heute die Nationalstraße verläuft ratterte einst der Bahnverkehr über die Schienen. Weiter oben kann man das stillgelegte Gleensk Viaduct bewundern.
Vom höchsten Punkt des Tages, der auf ca. 300 Meter liegt geht es, die Ausblicke Richtung Cahersiveen genießend, permanent abwärts in die Talausläufer von Foilmoore um nach insgesamt 28 Kilometern und 685 Höhenmetern das Tagesendziel zu erreichen. Die Abgeschiedenheit dieser Region garantiert wiederum eine sehr ruhige und erholsame Nacht. Als Erkenntnis des Tages: eine sehr entspannte Streckenführung mit weitreichenden Ausblicken und dem Tageshighlight im Umfeld der Rossbeigh Beach.
Trail 4 Foilmoore – Waterville
Während man in deutschen Landen gewohnt ist ungefragt über Wiesen und Waldzonen zu streifen, ist man in Irland sehr gut beraten die dortigen Bestimmungen zu beachten. Auch wenn es den Anschein hat , ohne ausdrückliche Erlaubnis dürfen Wege abseits der deutlich markierten Pfade grundsätzlich nicht betreten werden. Jedoch bereits am Frühstückstisch erteilte uns die B&B-Inhaberin die ausdrückliche Erlaubnis einen Bypass über den 329 Meter hohen Keelnagore einzuschlagen um auf schnellstem Wege aus dem Hinterland wieder auf den Kerry Way zu stoßen. Die Aussichten entlang des Pfades: schlichtweg herrlich. Weite Aussichten in die Bucht des River Valencias, dort wo die Ortschaft Cahersiveen angesiedelt ist.
Der Weg zum unspektakulären Weiler Mastergeehy wird geprägt von östlichen Bergflanken, die knapp 500 Meter über den Meeresspiegel herausragen. Von der Ortschaft führt eine Passage hinauf zum 244 Meter hohen Coomduff Hill. Gewöhnlich ist diese Höhe nicht wirklich spektakulär, jedoch hat man auf diesem hier gelegenen Höhenniveau spektakuläre Blicke auf die Bucht von Waterville, welche eingekesselt zwischen dem Lough Currane und dem Atlantikbay Ballinskelligs liegt. So hat man mehr als sechs Kilometer Zeit und Muse dieses herrliche Panorama zu genießen, idealerweise bei Sonnenschein, wie an diesem prachtvollen Sommertag, bevor man in die Umlaufbahn von Waterville einschwenkt.
Waterville, eine 500 Seelen zählende Kommune ist eines der Hotspots des Kerry Ways, auch wenn es zunächst nicht zwingend den Anschein hat, da die Ortschaft sich beschaulich entlang der Landzunge schlängelt, was eine gewisse Form der Entschleunigung signalisiert. Waterville ist jedoch ein weltbekanntes Angelzentrum. Walt Disney recherchierte hier für einen Film, Charlie Chaplin verliebte sich in diesen Ort und wurde hier Dauergast. Weiterhin haben hier Amerikaner eines der weltbesten Golfplätze errichtet. Aber auch für einfache Wanderer aus dem Odenwald bietet Waterville genügend Entspannungsmöglichkeit. Nach der sehr überschaubaren Kurzwanderung von 20 Kilometern und 670 Höhenmetern ist relaxen an der Seeseite angesagt. Besonders hervorzuhaben die Qualität der knapp 1,5 Kilometer entfernten B&B-Lokation Brookhaven, deren Zimmer Suitecharakter haben.
Trail 5 Waterville – Castlecove
Man könnte geneigt sein, noch einen Erholungstag einzulegen, jedoch das nächste Tagesabenteuer wartet schon, eine bemerkenswerte und abwechslunsgreiche Tour vom westlichsten Punkt der Tour in östlicher Richtung. Durch das Zentrum von Waterville gelangt man rasch an ein exponiertes Anwesen am südlichen Ortsausgang. Eine große parkähnliche Anlage, eingebettet am Ende der Bucht. Hier landet man mit dem Hubschrauber, anstatt mit der Limousine vorzufahren. Ausdruck dessen dass hier das Epizentrum der Upper Golf-Class liegt. Ein gewisser Tiger Woods soll hier zu besten Zeiten auch schon den Schläger geschwungen haben.
Richtung Caherdaniel gibt es zwei Varianten. Der ursprüngliche Wegverlauf, der hervorragende Aussichtsmöglichkeiten bietet führt über das Mittelgebirge, zu empfehlen ist es jedoch die neuere Passage, die entlang die südlich um den Derryname National Historic Park führt, spektakuläre Pfade bietet und die Möglichkeit eröffnet sich an den schönsten Stränden der Insel niederzulassen. Nach knapp sieben Kilometern ist das erste Tageshighlight, mit 230 Meter der höchste Gipfel des Tages, ein außergewöhnlicher Aussichtspunkt erreicht. Weitreichende Blicke in die eingelagerten Buchten, umrahmt von einem gegenüberliegenden Kleinhafen und der unten vorbeiführenden Kerry-Ringstraße eröffnen neue Einsichten in diese fantastische Insel. Empfehlenswert ist ein Abstecher zum an der Kerrystraße liegenden Ausflugslokal Scarriff Inn.
Was folgt, ist der Abgang zur Küste auf außergewöhnlich schönen Pfaden entlang der wildromantischen Küsste, bevor man die feinsandigen Strandabschnitte an diesem Küstenstreifen erreicht. Die Vielfalt der Impressionen entlang des Mass-Pfades ist schon sehr beachtlich. Auch hier hat man Gelegenheit zu einer Kurzeinkehr, bevor das nächste Etappenziel Caherdaniel erreicht wird, wo mehrere Pubs zu einer längeren Pauseneinkehr einladen.
Weiter geht es entlang der Pfade der historischen Butterroad, dort wo seinerseits Butterfässer von Cork an die Westküste transportiert wurden. Bald ist der Weiler Castle Cove erreicht, dort wo ein mehr als mit hundertjähriger Patina belegtes Herrenhaus als B&B-Lokation mit angeschlossenem Pub als Tagesendziel nach 26 Kilometern und 685 Höhenmetern bereit steht.
Trail 6 Castlecove – Sneem
Obschon mit offiziell zwölf Kilometern als kürzeste Etappe eingepreist, bietet es sich an die Passage noch sinnvoll zu erweitern. Nicht entgehen lassen sollte man sich den Umweg zum vier Kilometer entfernten Staigue Fort, eine der größten und besterhaltensten Festungsanlagen, die auf der Insel vor mehr als 1.500 Jahren errichtet wurde. Mit einem Durchmesser von dreißig Metern, einer Wandhöhe von fünf und einer Wanddicke von vier Metern beeindruckt die Anlage schon vom Weiten. Unbehauene Steine wurden ohne Mörtel zusammengefügt – so beeindruckt speziell die in sich tragende Konstruktion die offensichtlich für die Ewigkeit konstruiert wurde.
Dem Rat eines unterwegs vorbeifahrenden Einheimischen folgend, nehmen wir einen Bypass über eine Anhöhe um quer über den Hügel wiederum im offiziellen Kerryway einzusteigen. Jedoch über wegelose Grasnaben und eingewachsene Talsenken zu wandern erweist sich im Nachgang als besonders tückisch. In der Nachbetrachtung ist es grundsätzlich zu empfehlen, ausschließlich die markierten Wege zu verwenden, und vermeintliche Abkürzungen tunlichst zu meiden.
Weiter geht es über die alte Butterroad, wobei die Wegeführung Richtung Sneem im Gegensatz zu den vorausgegangenen Streckenführungen nicht wirklich mit Spannung unterlegt ist. Kurz vor Sneem folgen wir der Empfehlung des Wanderführers um einen sieben Kilometer langen Bypass des Lomanagh Rundwegs zu begehen. Jedoch die versprochenen grandiosen Blicke auf das Meer und Berge halten sich in deutlichen Grenzen, so dass sich diese Passage am langen Ende nicht wirklich rentiert.
Nach 23 Kilometern und 603 Höhenmetern ist Sneem erreicht – schon mehrfach hat der Weiler den Wettbewerb zum schönsten Dorf Irlands gewonnen – sicherlich auch nicht zu unrecht. Just zur rush-hour erreichen wir das schmucke Städtchen. Rush-hour in Sneem ist zwischen 14.00 und 16.15 Uhr. In diesem Zeitfenster passieren die Tagestouristen via Bus und Auto diesen Landstrich und verdreifachen schlagartig die Einwohnerzahl. Zahlreiche Andenkenläden, Kunsthändler, fliegende Händler, Cafes, Pubs und Restaurants belegen, dass es sich hier um einen touristischen Hotspot handelt. Epizentrum des Weiler ist die engste Stelle des Ring of Kerrys, dort wo man eine Brücke passiert, um die unten liegende Felsbucht zu passieren.
Pünktlich um 16.30 Uhr entvölkern sich die Straßen und in den Pubs hat man wieder ausreichend Gelegenheit sich niederzulassen. An diesem Abend lernen wir Clemens, einen 22 jährigen Wiener Meteorologiestudenten kennen, der seit einigen Tagen alleine auf dem Kerryway unterwegs ist. Sichtlich dankbar nimmt er das Angebot an, uns auf der morgigen 30 Kilometer langen Passage nach Kenmare zu begleiten, da der junge Walker sichtlich mit der Vereinsamung entlang der stillen Route gekämpft hat. Aber allemal Respekt für den jungen Mann, der sich alleine auf diese Tour begeben hat.
Trail 7 Sneem – Kenmare
In toto ist der Kerry-Weg mit einem Asphaltanteil von einem Drittel belegt, wobei es sich bei einer Vielzahl der Wege und um kleine Landstraßen handelt, die es zumeist nur erlauben einspurig zu fahren. Da besagte Pfade zudem im Mittelteil oftmals mit einer Grasnabe belegt sind, entschärft sich somit auch die Belastung für die Fußsohlen.
Auch auf der Etappe Richtung Kenmare absolviert wird man zunächst auf rund zehn Kilometern befestigte Wege, zumeist steigungslos. Im Dunstkreis eines irischen Feudalhotels schwenkt man zur Blackwater Bridge ein, um dann in Folge auf sehr schönen Waldpfaden den schönsten Abschnitt dieser Tagesetappe entlang des Ufers des Kenmare Rivers zu begehen. Wunderbare Ausblicke auf die gegenüberliegende Berea Halbinsel laden regelrecht zu einer Pause am Atlantikufer ein.
Weiter geht es zur N70, vorbei an Templenoe. Mit 2:1 Stimmen erfolgt ein Mehrheitsentscheid um die Passage um fünf Kilometer und 400 Höhenmeter abzukürzen. Die Konsequenz: Sechs Kilometer entlang der schmalen N70, was in der Nachschau nicht wirklich zu empfehlen ist. Hier sollte man wirklich die Höhen- und Kilometer einkalkulieren, um gefahrlos die Strecke zu absolvieren. Nach 31 Kilometern und 500 Höhenmetern ist das Tagesziel erreicht.
Kenmare selbst, einer der Highlights entlang des Rings of Kerry. Obschon nur 4.000 Einwohner zählend, liegt Kenmare im Streit mit Killarney, wenn es um die Frage geht, wo das wirkliche Zentrum dieser Region liegt. Kenmare liegt exakt im Schnittpunkt zweier herausragender Wanderkurse, einerseits dem Kerryway, andererseits den nicht minder schönen Berea-Rundkurs. Bunt und lebendig die Straßenkulisse auf den beiden Hauptstraßen, groß die Auswahl, die das leibliche Wohl befriedigt. Viele Wanderer nutzen den Aufenthalt in Kenmare, um einen Ruhetag einzulegen, eine durchaus nachzuvollziehende Möglichkeit, und eine Option die auch unser österreichischer Mitwanderer Clemens wahrnimmt. Allemal ein abendlicher Gang durch die lebendigen Pubs, viele mit Livemusik-Angebot. bieten Gelegenheit den irischen Flair aufzusaugen, als Gegenpart zur Stille entlang des Trails.
Trail 8 Kenmare –Killarney
Die Schlußetappe – die Kür. Der achte regenlose (!) Tag zum Ausklang, durchaus eine irische Novität aber Regelfall in diesem außergewöhnlichen irischen Sommer. So geht es die ersten sieben Kilometer perspektivisch aufwärts zum Windy Gap, der sich zwischen den beiden Mittelgebirgshügeln Peakeen Mountain und Knockanaguish befindet, beide mehr als 500 Meter hoch. Nach insgesamt zehn Kilometern schließt sich der Kreis, und die Kerrywayumrundung ist quasi abgeschlossen. Was bleibt ist die Fährte vor exakt acht Tagen wieder aufzunehmen um entlang spektakulärer Pfade im Killarney Nationalpark Richtung Torc Wasserfälle zu wandern.
Nach exakt 215 Wanderkilometern und 5.740 Höhenmeter gönnen wir uns eine Belohnung und verzichten darauf die exakt acht Kilometer lange mehr oder minder asphalthaltige Rückpassage zurückzulaufen und nutzen das klassische Tagestouristenangebot, um uns per Pferdekutsche bis vor den Toren des Brauhauses in Killarney kutschieren zu lassen. Ein ausgefallener Abschluss einer grandiosen Wanderung durch eines der schönsten Ecken Irlands.
In der Nachschau ein klares Bekenntnis. Der Kerryweg, ein außergewöhnlicher Langstreckenwanderweg mit einem hohen Erlebniswert. Man muss die Natur mögen und die Stille genießen können. Das Ganze angereichert durch die lebensfrohe Bevölkerung, die Freundlichkeit und Begeisterung an allen Ecken und Enden vermittelt. Irland schlichtweg ein Wandertraum. Nicht selbstverständlich waren natürlich auch die äußeren Rahmenbedingungen. Wochenlange Trockenheit und regenfreie Wandertage legten natürlich die Basis für eine sehr komfortable Wanderung. Die Textur der Wege im Generellen begünstigen den Umstand jeden Abend mit komplett durchnässten Fusswerk einzulaufen, dies muss bei allen Planungen berücksichtigt werden, sollte aber kein Hinderungsgrund sein, sich die irischen Wege unter die Fußsohle zu nehmen.
Man kann die Tour selbst organisieren und unkonventionell, dort wo frei ist in entsprechenden B&B Häusern einkehren. In den Sommermonaten ist jedoch eine Vorreservierung durchaus angezeigt. Wer es komfortabel haben möchte und einen professionellen Service für vertretbare Kosten beanspruchen möchte, sei wie in unserem Falle eine Buchung über das Saarbrücker Unternehmen Abenteuerwege Reisen an das Herz gelegt. Der Veranstalter stellt im Gegensatz zu großen Anbietern wunschgemäß individuelle Pakete inklusive Gepäcktransport und B&B Übernachtung zusammen. Wer eben meint am Tage 38 Kilometer oder mehr laufen zu müssen, kann dies gerne tun. Für geübte Wanderer ist dabei unsere Acht-Tages-Passage ohne Probleme zu bewältigen. Für alle Anderen sind zehn bis zwölf Wandertage auch eine gute Option , sofern man das Wetterrisiko einkalkuliert und/oder einen oder zwei Regenerationstage zwischendurch einplant. Da man von Irland nicht genug bekommen kann, steht zumindest für nächstes Jahr der 180 Kilometer lange Dingletrail auf der benachbarten Halbinsel sehr weit oben auf dem Wanderraderschirm. Und dieser ist nicht minder spektakulär. Failte Ireland!
Hey Martin, ein klasse Bericht! Ich bin den Kerry-Way noch nicht gelaufen, kenne aber fast alle beschriebenen Orte. Super schön! Irland ist mein absolutes Lieblingsurlaubsland. Ich fliege am Samstag wieder hin, eine Woche Urlaub in Connemara und noch einen Tag in Galway. Dieses Gesamtpaket mit einer genialen Landschaft, tollen Menschen und am Abend eine Besuch im Pub mit Livemusik und Guinness macht Irland einfach aus.
Ich hoffe, wir sehen uns im September am Edersee wieder.
Liebe Grüße von Jürgen aus Allendorf (Eder)
Hallo Jürgen, da beneide ich Dich ja, denn oben in Galway ist es auch fantastisch. Genieße die Zeit in diesem tollen Land und nehm durchaus mal einen Wanderurlaub auf der Insel auf den Radarschirm. Ansonsten sehen wir uns am Edersee. Gruß nach Irland -Martin-
Liebe Powerwalkers, ich kann nur wieder staunen – wieder ein fantastischer Bericht und toller Bilder! Als Hobby-Fotograph kann ich nur ein Lob aussprechen über die schönen und ausgesuchten Motive, die Schärfe und Brillanz der Bilder und würde gerne mehr über die benutze Fotoausrüstung bzw. ob die Bilder nachgearbeitet wurden. Mit freundlichen Grüßen
Besten Dank Christopher. Ich bin mit zwei Kameras respektive zweieinhalb Kilo Gewicht unterwegs. Eine Canon-Vollformat mit einem 70-200 mm immer-drauf-Objektiv. Darüber hinaus eine lichtstarke Sony RX100 III mit einem 1 Zoll Sensor, die 24-70 mm abdeckt sowie für spezielle Geschichten ein Canonobjektiv 16mm-35mm. Aufnahmen im Raw-Format erfordern generell eine Bildnachbearbeitung, da das Material nur im “Rohformat vorliegt”. Ich sehe das ausschließlich als Finish – da am Ende die Szenenauswahl der entscheidende Faktor ist. Beste Grüße Martin
Toller Artikel und vor allem Danke für die vielen Fotos. Wieder ein Baustein mehr um endlich auch mal eine Tour in Irland zu machen. 🙂
Besten Dank Thomas – allemal ist Irland eine für Wanderfreunde eine absolute Empfehlung