Lüneburger Heide, 24. August 2020 – Das Gesträuch kratzt am Schaft der Wanderstiefel, feiner Sand knirscht unter den Schuhsohlen und das zarte Lila einer blühenden Heidelandschaft entfaltet ein außergewöhnliches Naturschauspiel – kurzum es ist angerichtet. So empfiehlt es sich, was sich auch dieses Jahr wieder bestätigt, nach Ende der hitzegeprägten Hundstage, dann wenn die Heide in voller Blüte steht, und dann wenn eine Mischwetterlage die klimatische Regie übernimmt, einen der schönsten Weitwanderwege Deutschlands, den Heidschnuckenweg von Hamburg-Fischbek nach Celle anzugehen.
Diffus erscheint zunächst die naturräumliche Zuordnung der Heideräume, denn man ist grundsätzlich geneigt alles unter Lüneburger Heide zu verbuchen. Jedoch, so einfach ist es scheinbar nicht. So startet man in der zweitgrößten Heidelandschaft Deutschlands, der Fischbeker Heide, die wiederum ein Bestandteil des Regionalparks Rosengarten ist, um im Anschluß in den Naturpark Lüneburger Heide einzutauchen, der sich wiederum in Nord- Süd- Ost- und Hoheheide untergliedert und diese wiederum in weitere Unterabschnitte. Hinzu kommt, daß seit 2015 um Celle der Naturpark Südheide aus der Taufe gehoben wurde, jedoch alles wiederum eingemantelt ist in den Tourismusverbund Lüneburger Heide GmbH. Alles klar? – Nicht wirklich! Jedoch dem Wanderer kann es egal sein – die Wegekennzeichnung ist einheitlich mit einem weißen “H” auf schwarzem Spiegel durchgeführt, einzig die mit Kilometerangaben ausgestatteten Wegweiser sind oberhalb von Soltau in grün gehalten und südlich davon in weiß. Egal ist es auch den 9.000 Heidschnucken, die in 13 Herden rund um das ganze Jahr sich durch das Heidekraut beißen – und egal ist es auch den Heidesträuchern selbst, denn sie stehen heideflächenübergreifend zu dieser Zeit in voller Blüte. Kurzum aus Vereinfachungsgründen liegt man nicht falsch, wenn man sich das Weltbild zusammenzimmert, daß man mit dem Heidschnuckenweg die Lüneburger Heide von Nord nach Süd komplett durchquert.
Etappe 1 Hamburg Fischbek – Handeloh
Gestartet wird der offiziell 224 Kilometer lange Qualitätswanderweg im südwestlichsten Hamburger Stadtteil , Hamburg-Fischbek, dort wo die Fischbeker Heide, als kleine Schwester des Naturparks Lüneburger Heide, unmittelbar vor der Haustüre liegt. Auf der ersten Etappe nach Handeloh sind, was man hier nicht erwartet, stolze 748 Höhenmeter zu absolvieren, was mehr als ein Drittel der Höhenmeter der Gesamtstrecke entsprechen wird. Ein regelrechte Bilderbuchheidelandschaft offenbart sich bereits auf den ersten Metern. Sich durch die Landschaft windende gut gangbare Heidesandwege führen in einem munteren Auf und Ab durch malerische Mischwälder, deren Flurwege mit knorrigen Wurzeln durchzogen sind, vorbei an einem Segelflugplatz, der unauffällig in die Heide eingebettet ist.
Vier Kilometer nach Einstieg geht es durch Tempelberg – eine kleine aber feine Waldsiedlung, dezent eingebettet in die umliegende Heidelandschaft. Wer hier wohnt hat das goldene Los gezogen. Traumhafte Naturlage und die Weltstadt Hamburg vor der Nase. Ausgeschlachtet wird natürlich in den Pamphleten des Tourismusverbandes jede Auffälligkeit, die in diesem Landstrich zu verzeichnen ist. Der Karlstein, ein popeliger Findling, wird bereits kilometerweit zuvor als signifikante Landmarke hervorgehoben. Bei Kilometer 13 ist der erste Weiler, Langenrehm, erreicht. Hier ist ein schmuckes Museum in einer ehemaligen Wagnerei eingerichtet, welches jedoch nur sonntags geöffnet ist.
Über eine Wiesen- und Ackerlandschaft geht es in südöstlicher Richtung nach Dibbersen. Offenkundig unsinnig ist hier die Trassenführung des Fernwanderweges, denn die Wanderwegsbeschreibung empfiehlt einen Abstecher zur hier stehenden Windmühle, nachdem zunächst einen überflüssigen Bogen geschlagen hat. Wohl dem der mit einem GPS-Gerät unterwegs ist, denn man kann über kleine Wirtschaftswege direkt den holländischen Ableger ansteuern. Durch den östlichen Zipfel des Stuvenwaldes erreicht man nach 25 Kilometern den Buchholzer Ortstteil Steinbeck. Zu empfehlen ist hier die Einkehr in das Restaurant des Landhotels Eiche, dort wo man bei einem bekömmlichen Heidebier eine wohlverdiente Zwischenrast einlegen kann.
Vom Ortsteil Steinbeck leitet der Heidschnuckenweg nach und durch Buchholz. Es ist ist schon verdächtig, daß in der Etappenbeschreibung die Stadt keine Erwähnung findet, was im Nachgang jedoch nicht verwundert. Buchholz ist eine konturlose Ansammlung zweckmäßiger Backsteinbauten. So gilt es die Ortschaft rasch zu queren, um im Anschluß der kilometerlangen Trasse der Soltauer Bahn zu folgen um dann in Folge in die Höllenschlucht einzusteigen. Schlucht mag hier dennoch übertrieben sein, es handelt sich um einen klassischen unspektakulären Hohlweg. Klein aber fein ist die nachfolgende nördlichste Heide der Nordheide die sich rund um den immerhin 127 Meter hohen Brunsberg entfaltet.
Nach dem Brunsberg geht es hinein in die kieferbewaldeten Lohberge hinüber zum Pferdekopf ein idyllisch gelegener Heideabschnitt im Büsenbachtal. Auch hier -Heidefeeling pur. Der Büsenbach gurgelt durch sein schmales Bachbett in der Ferne blöken Heidschnuken und scharfe kurze Pfiffe des Heideschäfers verdeutlichen, wer hier das Sagen hat. Spätestens hier merkt man, daß man in der Heide angekommen ist. Nach dem kurzen Heideabschnitt führt der Qualitätswanderweg zum Tagesziel nach Handeloh. 44 Kilometer einschließlich bemerkenswerter 748 Höhenmeter – wohlweislich ein gelungener Auftakt in der Lüneburger Heide.
Etappe 2 Handeloh-Niederhaverbeck
“Durch den lichten Urwald” so die Wegbeschreibung des ersten Abschnittes von Handeloh Richtung Undeloh und fürwahr, zu früher Stunde kann man auf wunderbaren Naturwegen durch das sumpfige Seevental welches mit dem Anmut eines Regenwaldes im Amazonas behaftet ist, wandern. Moose, Farne, Moorboden, verottendes Gehölz, gelbe Sumpfdotterblumen, ein breites Spektrum, welches dieser naturbelassene Abschnitt bietet. Nach neun Kilometern ist Wesel erreicht. Hier könnte man sich, wenn man zu späterer Stunde eintrifft, im Dorfcafe unweit des historischen Backhauses niederlassen. Ansonsten geht es ungebremst weiter, vorbei an den Pastorenteichen in die wunderbare Weseler Heide. Zweifelsohne ist dieser Heideabschnitt auch bei Tagesbesuchern ein Hotspot. Mächtige Bienenstockstände bereichern dabei die Heidelandschaft und verdeutlichen die zweckmäßige Koexistenz von Schnucke und Biene. Die Heideschnucke befreien in der Regel die Heidestöcke von den Spinnweben, so daß das fliegende Volk ungehindert arbeiten kann. Das Leben kann durchaus einfach sein.
Gute drei Kilometer kann man durch die Weseler Heide wandern, um anschließend in die Umlaufbahn eines der populärsten Heideortschaften, Undeloh, einzuschwenken. Ein Potpourri deutscher Autokennzeichen von Offenbach bis Garmisch-Patenkirchen verdeutlicht die touristische Bedeutung dieser Region. Zahlreiche Pferdekutschen bremsen den Verkehr ein, Kohorten von Radlern pendeln zwischen der Weseler Heide und der Heidelandschaft im Radenbachtal. Zweifelsohne – hier liegt das Epizentrum der Lüneburger Heide. Kommerziell hochgetrimmt sind die zahlreichen Stände und Liegenschaften in Undeloh selbst – so geht man als Langstreckenwanderer zügig durch die respektable Ortschaft um wieder einzutauchen in die doch geruhsameren Weiten der blühenden Heidelandschaft. Am langen Ende verlieren sich die Besucherströme in dem Heidegebiet und es gilt die Erkenntnis, wenn man den überschaubaren Bewegungsradius der sandalentragenden Fraktion überschreitet, kann man in Ruhe und Stille die Pracht und Beschaulichkeit der blühenden Heidelandschaft genießen.
Acht Kilometer Heide am Stück liegen zwischen Undeloh und der nächsten markanten Station Wilsede. Trotz der weitläufigen Heidetour – ein Stückchen “mehr” geht immer noch. Bevor man das nächste touristisch geprägte Zentrum erreicht, empfiehlt es sich vor dem Weiler Wilsede den Heidschnuckenpfad zu verlassen, um einen der spektakulärsten Heidewege, den Hermann-Löns-Weg, der rund um den hügeligen heidbewachsenen Totengrund führt, zu begehen. Zweifelsohne rundet dieser Abschnitt die vorausgehenden Eindrücke ab. Ausladende, mit Wacholderbäumen beplankte Heidehänge, eine begehrte Vorlage für zahllose Fotomotive. Apropos – man könnte durchaus geneigt sein jeden Heidebusch abzulichten – jedoch auch hier gilt der Erfahrenswert- weniger ist mehr. Die Pracht der Heide läßt sich am langen Ende nur in der Realität erfahren – hier zeigen sich auch die Grenzen einer fotografischen Momentaufnahme in Landschaftsweiten. Fotografische Heideserien sind am langen Ende nur ermüdend.
Von der Aussichtsplattform gelangt man nach tausend Metern nach Wilsede, für Viele das schönste Dorf der Lüneburger Heide. Autos sind hier verbannt, lediglich zwei Verkehrsmittel sind hier zugelassen: Räder und Pferdekutschen. Imposante Höfe, ein Heidemuseum und zwei große Gastwirtschaften stehen dabei im Fokus des Weilers. Von hier aus kann man in allen Himmelsrichtungen die weitläufige Heidelandschaft erschließen. Folgt man dem Heidschnuckenweg in südlicher Richtung, dann erreicht man nach zwei weiteren Kilometern den Kilimandscharo der Heide. Die Rede ist von der höchsten Erhebung der norddeutschen Tiefebene, dem 169 Meter hohen Wilseder Berg. Heide, Heide – nichts als Heide kann man hier genießen. Begleitet von den Vorboten eines anrollenden Orkantiefes geht es nach einer eindrucksvollen 37 Kilometer langen Heidewanderung abwärts zum Tagesziel nach Niederhaverbeck.
Etappe 3 – Niederhaverbeck – Soltau
Heute ist Plan B angesagt, den nicht immer herrscht eitel Sonnenschein. In der Nacht kündigte sich ein gewaltiger Sturmorkan an, begleitet von Blitz, Donner, ausgiebigen Niederschlägen und Windböen bis zu 100 km/h. Alarmstufe rot. Eingeplant war zunächst eine 40 Kilometer lange Tagesstrecke, die wetterbedingt auf 30 Kilometer eingedampft wird. So stehe man sehr früh auf, erhöhe deutlich die Marschgeschwindigkeit und nehme sich vor, vor Eintreffen der Gewitterzellen das Tagesziel erreicht zu haben. Einzige Unbekannte: die Windbruchgefahr in den Wäldern. So fällt es nicht schwer, daß nach den ausladenden Heideimpressionen des Vortages, die kleine aber feine Wildheide in den Borsteler Kuhlen einschließlich Bispingen durch den Rost fällt. Auch wenn es aus allen Kannen schüttet – die Heide rund um den Wulfsberg leuchtet ungebrochen, schaurig bedrohlich dazu im Kontrast untermalen die mächtigen Wolken das Landschaftsszenario. Ein exzellentes Szenario um einen Tatort mit dem Titel “Der Heidemörder” oder ähnliches abzudrehen. Vor Behringen verlasse ich den Heidschnuckenweg um zunächst der Fährte des Europäischen Wanderweges E1 zu folgen. Einmal mehr zeigen sich die Vorteile einer GPS-Gerätes. Über verzweigte Waldwege des Scharrler Forstes trifft man in der Heidelandschaft des Kreuzbergs wieder auf den Heidschnuckenweg. Passend zur Wetterlage auch die Erkenntnis, daß hinter dieser Heidelandschaft auch bei Sonnenschein die Wegeführung nach Soltau dröge wäre. Entlang breiter Waldpfade umrundend man zunächst den Rummel- und Radaupark, den Heidepark Soltau. Der Rest ist schlichtweg wettergetriebene Fleißarbeit. Durch den durchaus ansehnlichen Wegeverlauf des Soltauer Stadtwaldes erreicht man die Tagesstation, die 21.000 Seelen zählende Stadt. Die backsteingeflutete Fußgängerzone Soltaus verbreitet dabei einen eher sterilen Flair. Zumindest drei Dinge gibt es oberflächlich betrachtet, die für einen Besuch von Soltau sprechen: die Soltau-Therme, wer mag den Heidepark Soltau und das Soltauer Brauhaus, welches in einem herrschaftlichen Gebäude der ehemaligen kaiserlichen Reitschule seit mehr als zwanzig Jahren seine Heimat gefunden hat.
Etappe 4 Soltau-Müden
Der Tag danach – das Unwetter hat sich verzogen- der heutige Streckenverlauf ist unspektakulär eher als technisch bedingte Transferstrecke zu verbuchen. Soltau liegt exakt in der Mitte des Heidschnuckenweges und bildet auch die Grenze zwischen der Nord- und Südheide. Eingeflanscht sind hier Truppenübungsplätze. Die Jungs üben hier scheinbar Tag- und Nacht. Mörsereinschläge, Hubschrauber die im 15-Minutentakt über die Nadelwälder knattern. Auch die übliche touristisch-ölig geprägte Etappenbeschreibung kann dieses Areal nicht gesundbeten: “Landschaft für die Seele, mit stetem Wechsel von Wiese und Feldern. Gehen mit allen Sinnen: Fühlen, Riechen, Schmecken, Sehen und Hören” Fakt ist: wer hinter Soltau kilometerweit den tosenden Lärm der A7 hört, über sich die Hubschrauber donnern sieht und auf zwei Kilometer Schmalspurpfad entlang einer Teerstraße den Diesel-Wohlgeruch von Bundeswehr MAN-10-Tonnern aufnimmt – wandert hier wirklich mit allen Sinnen… Jedoch das ist Jammern auf Höchstniveau. Bei einer mehr als 220 Kilometer langen Strecke gibt es naturbedingt auch einmal Transferstrecken wie diese.
Hinter Meinholz verändert sich die Landschaft. Auf dem Weg nach Wietzendorf führt der Weg vorbei an einer Moorlandschaft. In Wietzendorf selbst hat man Gelegenheit zu einer Einkehr, bevor eine Bergwertung auf den 86 Meter hohen Häteler Berg angesagt ist. Durch das waldreiche Wietzer Gehege schraubt sich der Heidschnuckenpfad unmerklich hinauf zum Highlight des Tages, dem Wietzer Berg. Hier oben ist ein großer Findling als Memorial für den großen Heidedichter Hermann Löns eingebracht worden. Gepflegte Sandpfade ziehen durch die kleine aber feine Heidelandschaft rund um den Löhnstein. Man merkt, daß man sich im Dunstkreis eines der schönsten Orte der Lüneburger Heide, Müden befindet. So strömen die Tagesbesucher in Scharen von Müden hinauf zum Löhnstein. Müden selbst hat seinen ursprünglichen Charme durchaus erhalten können. Unaufdringlich drapieren sich kleine Bauernläden und Cafes in den weitläufigen Fachwerkhöfen – ein Ort der einen besonderen Flair ausstrahlt. So findet nach 34 Tageskilometern eine unspektakulär beginnende Wanderung mit einem mehr als versöhnlichen Abgang ihr Ende.
Etappe 5 – Müden-Weesen
Der Start in den Tag – ein Traum. Durch das beschauliche Müden geht es vorbei an der alten Wassermühle entlang des Heidesees dem Flußverlauf der Örtze folgend. Knorrige Pfade führen oberhalb des Flüßchens durch einen regelrechten Traumpfad. Nach sieben Kilometern ist Faßberg erreicht, dort wo einst die Rosinenbomber starteten um die Luftbrücke nach Berlin aufrechtzuerhalten. Heut erinnert ein Museum nebst Gedenkstein an die einstige Pionierarbeit. Weiter geht es durch den Weiler Schmarbeck zu einem weiteren Highlight des Heidschnuckenweges, dem Wacholderwald, der im Naturpark Südheide gelegen ist.
Hinter dem Wacholderwald bieten sich zwei Möglichkeiten an. Ich wähle eine dritte Variante. Zunächst geht es den offiziellen Hauptweg über die Schmarbecker Grube, vorbei am Weiler Gerdehaus hinauf zum Hausselberg. Von hier aus kann man den 35 Kilometer entfernten Wilseder Berg erkennen. Weitreichend die Blicke über die Heideflächen. Die Chance hier einen Wanderer zu treffen ist relativ gering, das Areal ist weitaus weniger frequentiert als in den Gebieten rund um die touristischen Hotspots. Durch einen weitläufigen Nadelwald führt der Heidschnuckenpfad zuden unteren Ausläufer der Neuoher Heide. Hier empfiehlt es sich eine Zusatzschleife einzulegen um von hinten die zweite Heidschnuckenvariante zu einer Rundwanderung durch die Heidefläche umzuwidmen.
Nach der Heide ist vor der Heide. Durch einen größeren Waldabschnitt führt der Qualitätswanderweg in eine kleinere Heidefläche bei Lutterloh. Der Rest der insgesamt 42 Kilometer langen Tagesetappe ist reine Fleißarbeit. Kerzengerade und kilometerlang geht es entlang einer breit besandeten Kieferwaldschneise nach Weesen. So gilt: Hirn ausschalten, das Laufwerk auf Automatik umstellen und in Ruhe auslaufen für die restlichen sechs Kilometer. Alles in allem: Südheide vom Feinsten – so der Erkenntnisgewinn dieses Tages.
Etappe 6 – Weesen-Soltau
Üblicherweise ist der Weg des Ziel – auf dieser Tagesetappe jedoch nicht. Hier ist das Ziel das Ziel und hierfür gibt es zwei triftige Gründe. Die stimmungsvollen Heidebilder ebben im Laufe der 40 Kilometer langen Tagestour nach Celle ab. Bereits nach zwölf Kilometern signalisieren die Heideflächen des Angelbecksbusches das Ende der Heidekultur. Hinter der Alten Fuhrmannschänke atmet noch einmal eine kleine Heidefläche, die Severloher Heide. Der Rest zieht sich durch eine breite Schneise, vobei an einem Militärgelände, wo scheinbar ununterbrochen mit Vollmantelgeschossen herumgeballert wird. Man hat das Gefühl, daß hinter jedem Busch ein Heckenschütze lauert – aus allen Ecken und Enden kracht es. Spätestens hier muß man sich von der Beschaulichkeit der Heide verabschieden – jedoch gilt für den heutigen Tag die Losung: das Ziel ist das Ziel.
Irgendwie atmet man doch auf, wenn man dem Dauerfeuer des Militärs entronnen ist und die Stadtgrenze der Ortschaft Scheuen erreicht hat. Am südlichen Rand von Scheuen, auf der Höhe des Segelflugplatzes, sollte man eine grundsätzliche Entscheidung treffen. Gehe über Los, folge dem Heideschnuckenweg der eine ausgedehnte aber landschaftlich nutzlose Schleife über Groß- und Klein Hehlen zieht, um dann nach Celle einzuschwenken – oder Kürze das Ganze ab, um dem E1 zu folgen, der zielgerichtet nach Celle leitet. Die gewonnene Zeit und die eingesparten Kilometer kann und sollte man investieren um die außergewöhnliche Fachwerksstadt Celle nebst Schloß zu besichtigen. Im Nachgang eine vortreffliche Entscheidung und am lange Ende wurden aus 40 eingeplanten Kilometern, 38 finale Kilometer, inclusive eines ausgedehnten Stadtrundganges.
Der Heidschnuckenweg – ein beeindruckender und außergewöhnlicher Weitwanderweg und beste Gelegenheit die Lüneburger Heide im Gesamten zwischen Hamburg und Celle zu entdecken. Natürlich ist es die Krönung diesen Trail zur Hochblütezeit zu absolvieren. Durchaus registriert man, wenn man den Weg in Gänze begeht, die unterschiedliche Beschaffenheit der diversen Heidelandschaften, auch wenn oberflächlich gesehen alles im selben Farbschema eingemantelt ist. Bemerkenswert war zudem die Erkenntnis, daß fernab der Erwartungshaltung Heidschnucken nicht an jeder Ecke vertreten sind. Offiziell ist der Heidschnuckenweg in dreizehn Etappen eingeteilt. In sechs Etappen, wie hier vorgestellt, läßt sich die Strecke im Rahmen moderater Tagestouren ebenso bestens absolvieren. Natürlich kann man, statt die Heide in Form einer kompletten Streckenwanderung zu erschließen, das Gebiet auch mit interessanten Streckenalternativen erkunden, wie beispielsweise auf dem 44 Kilometer langen Pastor-Bode-Weg, dem 120 Kilometer langen Freudenthalweg, der 44 Kilometer langen “Lila Krönung” der 88 Kilometer langen “Kultur-Findlinge”, dem 55 Kilometer langen Parcour der Augenblicke, um nur einige zu nennen. Und wenn man Glück hat, sollte man irgendwann und irgendwo auch die ein oder andere Heidschnucke sichten.
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