Dieburg, 19. Januar 2014
In Deutschland sind knapp zehn historische Verkehrswege mit dem Namen “Hohe Straße” bekannt. Die Frankfurter Mainfurt war ihrerseits entlang des Wendelsweges in Sachsenhausen direkt mit Dieburg, dem Hauptort der Civitas Auderiensium, verbunden Händler, Kriegsheere und Reisende benutzten bis ins 19. Jahrhundert die ursprünglich von den Römern gebaute Trasse. Die römischen Verkehrsadern waren im Gegensatz zu manch einer heutigen Verkehrstrasse aufwändig konstruiert. Angelegt mit entsprechenden Unterbau, inklusive Drainage und einem widerstandsfähigen Pflaster konnten Pferdefuhrwerke Mensch und schweres Material auf sicheren Pfaden transportieren.
Durch den Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald wurde die “Hohe Straße” zwischen Dieburg und Stockstadt am Main gekennzeichnet, und mit Hinweistafel zur reichen Geschichte des bedeutenden Verkehrsweges ausgestattet. Gestartet wird am Schloß Fechenbach in Dieburg.
Zweckmäßigerweise folgt man dem dem Symbol eines römischen Reisewagens. Der Weg ist primär für Radfahrer konzipiert, und verläuft steigungslos auf kerzengraden Wegen (typisch römisch), da man schon früher bedacht war, die kürzeste Verbindung zwischen zwei Orten zu schaffen. Bereits im Dieburger Wald ist noch heute, circa zehn Meter vom Wirtschaftsweg entfernt, der Wegverlauf der römischen Trasse erkennbar. Der eigentliche Straßenkörper war leicht gewölbt und bis zu sechs Meter breit. Meilensteine gaben die Entfernung zunächst in römischen Meilen (1,48) und später in gallischen Leugen (2,22 km) an.
Vorbei am Ausiedlerhof Römerhof passiert man die Umstädter Gemarkung um kerzengerade zwischen Langstadt und Schlierbach auf Höhe der Straßenmühle den weiteren Wegverlauf durch die Schaafheimer Gemarkung zu folgen. Ein regelrechter Grenzgang führt hinab zur Gersprenz. Unmittelbar neben der noch heute sichtbaren Landwehr, die 1486 vom Mainzer Kurfürst angelegt wurde, verläuft die bayrisch/hessische Grenze. Die Landwehr bestand aus bis zu drei Gräben. Die Wallkrone wurde mit einem undurchdringlichen Dickicht gepflanzt, damit das Passieren der Stellen nur an bestimmten Stellen möglich war. Der Mainzer Bauherr wollte damit erreichen, dass die zahlreichen von Süden kommenden Besucher der Frankfurter Messe nicht die Abkürzung durch hanauisches Gebiet nahmen. So sicherte man sich den Zoll und konnte weiterhin gegen bare Münze Geleitschutz anzubieten – clevere Mautpolitik in harten Zeiten.
An der bayrischen Grenze endet die bis dato ausgezeichnete Kennzeichnung der Wegstrecke. Ziel der Tagesexkursion ist die Stockstädter Zellstofffabrik, dort wo eine Informationstafel über das ehemalige dort anssäsige römische Kastell informiert. Die Anlage war Teil des Limes und markierte die nasse Grenze des Mains. Das über 32.000 qm² große Kastell nahm zu besten römischen Zeiten eine Kohorte von 600 Mann auf. Heute qualmen auf dem Areal Tag und Nacht die Schornsteine. Knapp 450.000 Tonnen Papier und 160.000 Tonnen Zellstoff produziert das mittlerweile zu einem südafrikanischen Konzern gehörenden Unternehmen auf dem historischen Römerareal. Nach 25 gelaufenen Kilometern empfiehlt sich die Rückreise vom gegenüberliegenden Bahnhof straight-ahead nach Dieburg.
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