bis 35 km

Rund um den Neroberg

Wiesbaden, den 19. April 2019 – Ein sommerlicher Karfreitag, 25 Grad, bei prognostizierten 12 Stunden Sonnenschein. Dort wo noch vor wenigen Tagen dürre Äste in den Himmel ragten explodiert förmlich der Wald. Blau der Himmel, krachend grün der Blättterwald – ideale Voraussetzungen für eine ausgedehnte Runde mit Weitblick- und Erlebnisgarantie. Gestartet wird im südöstlichen Zipfel der hessischen Landeshauptstadt, oberhalb des Villenviertels welches sich zwischen Kurpark und Bierstädter Straße befindet. Ein neoklassizistischer Bau reiht sich nach dem anderen auf. Rasch ist die Parkanlage “Warmer Damm” erreicht, dort wo sich das Zentrum des repräsentativen Boulevards, die Wilhelmstraße befindet. Hier ist an Werktagen Livestyleshopping im exklusiven Raum angesagt. Karfreitags gegen 8.30 Uhr jedoch ist die umsatzträchtige Straße ausgestorben. Der Autoverkehr scheint eingestellt zu sein, der gegenüberliegende Kurpark verwaist. Scheinbar hat die Stadt das Atmen eingestellt. Am Ende der Wilhelmstraße, am Kureck, folge ich der Taunusstraße, die sich Richtung Nerotal hochzieht. Prachtvolle Jugendstilbauten prägen das Straßenbild. Wiesbadenadäquat die hier vorzufindende Infrastruktur. Antiquitätengeschäfte, Edelitaliener und hochpreisige Bars verdeutlichen in welcher Liga hier  gespielt wird.  Städtebaulich formvollendet mündet die Straße in die Nerotalanlage. Würde man heute auf dem Reißbrett eine Stadt planen, perfekter könnnte man es nicht gestalten. Man schrieb das Jahr 1897, als man hier entlang des Schwarzbachs eine Parkanlage kreierte, als Verlängerung eines aus dem Taunus in die Stadt hineinreichenden Grünzuges. Artenreich der Baumbestand, großzügig die parkartigen Freiflächen und das Ganze flankiert von opulenten Villen in bester Hanglage.  Die Bebauung versammelt das gesamte Spektrum des Villenbaus im späten Historismus.  Spätklassizistischen Villen, Bauten im Stile der Neorenaissance [read more…]

Urban Walks

Von Hauptstadt zu Hauptstadt

Mainz/Wiesbaden 19. Dezember 2015. 8 Stunden 8 Minuten – von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang verschärfte Bedingungen für eine  Langstreckenwanderung bei gemischten Wetterverhältnissen. Startpunkt ist der Mainzer Bahnhof mit der Zielsetzung auf historischen römischen Pfaden diesseits des Rheins und auf neuzeitlichen Kulturpfaden jenseits des Rheins die Landeshauptstädte von  Hessen und Rheinland-Pfalz zu erkunden. Zwei Städte, an der Wassergrenze namens Rhein liegend, die unterschiedlicher nicht sein können.  Das lebensfrohe Mainz, die alte Römerstadt, die scheinbar 365 Tage von Fußball und Karneval regiert wird und  das “Nizza des Nordens“, das mondäne Wiesbaden, ausgestattet mit heißen Quellen und Kasinobetrieb. Gepflegt wird eine gewachsene Städterivalität. Das Beste an Wiesbaden ist der Bus nach Mainz” wissen die Mainzer zu berichten. Verschärft der Ton nach dem Zweiten Weltkrieg: Die Amerikaner ordneten die Mainzer Vororte rechts des Rheins Mainz-Kastel, Mainz-Kostheim und Mainz-Amöneburg dem Stadtkreis Wiesbaden zu.  Übrigens behaupten die Wiesbadener auch umgekehrt, dass das Beste an Mainz der Bus nach Wiesbaden sei. Wie eine Stadt tickt, lässt sich am besten ergründen wenn man zeitig startet. Eineinhalb Stunden vor Sonnenaufgang geht es via Binger Straße zum bedeutensten neuzeitlichen Kulturdenkmal von Mainz, den Fastnachtsbrunnen am Schillerplatz. Normal ist dieser Brunnen nicht. Inmitten eines Wasserbeckens richtet sich ein knapp neun Meter hoher Turm auf, in dem über 200 bronzene Figuren und sinnbildliche Darstellungen miteinander verwoben sind. Die Stadtgöttin Moguntia, Vater Rhein mit Tochter Mosel, Till Eulenspiegel, der Narr Bajazz mit seiner Laterne, der Mann mit dem Brett vor dem Kopf, der Kater am Aschermittwoch, Hanswurst, Schwellköpp, Weck, Worscht un Woi und und und …  So tront er [read more…]