Best of Dolomiten I

Deutschnofen/St. Ulrich im Juli 2024 – “Sie sind die schönsten Berge der Welt” – sagte einst die Bergsteigerlegende Reinhold Messner. Poetischer formulierte es der Schriftsteller Dino Buzzati: „Treten Sie näher, ich bitte Sie, und betrachten Sie dieses Schauspiel, das ohne Zweifel eines der schönsten, imposantesten und hervorragendsten Dinge unseres Planeten ist. Sind es Steine oder Wolken? Sind sie real oder ein Traum?” 2009 wurden die Dolomiten wegen ihrer einzigartigen Schönheit von der UNESCO als Weltnaturerbe ausgezeichnet. So lag es auf der Hand den 175 Kilometer langen Weitwanderweg, den Dolomites World Heritage Geotrail, der die schönsten Berggruppen der Dolomiten durchstreift, unter die Wandersohle zu nehmen. So zumindest der Plan. Tagesstrecken wurden ausgearbeitet, Höhenmeter kalkuliert, Unterkünfte entlang der Route lokalisiert – jedoch bereits sieben Monate vor Start die Ernüchterung. Zum Großteil waren Unterkünfte nicht mehr verfügbar, denn gerade in den Sommermonaten sind Exkursionen im Hochgebirge stark nachgefragt.

So wurde die Alternative “Best of Dolomiten” entwickelt – insgesamt fünfzehn Touren, ausgehend von vier zentralen Übernachtungsstandorten, wobei sich der Verlauf des Dolomites World Heritage Geotrail als roter Faden durch die Gesamtplanung gezogen hat. Der Aufwand lohnt sich, denn am Weitwanderweg begreift man, wie in mehr als zweihundert Millionen Jahren aus einem tropischen Meer mit Vulkanen Atollen und Korallenriffen der heutige versteinerte Archipel entstand. Faszinierende Panoramen und fulminante Einblicke in die geologische Herzkammer Europas garantieren ein außergewöhnliches Wandererlebnis.  Los geht es mit der ersten Wandertranche.

Prolog – Der Adolf-Munkel-Weg

Villnöß – Als stimmungsvoller Einstieg nach einer achtstündigen Anreise bietet sich eine Akklimatisierungsrunde durchaus an. Beine ausschütteln, Höhenluft schnuppern, sanfte Anstiege erproben, erste Gebirgszipfel erspähen – all dies abgerundet mit einer zünftigen Einkehr in einer Almhütte. Bestens geeignet ist hierfür der Adolf-Munkel-Weg am Fuße der imposanten Geislernordwand.

Gestartet wird im Villnösser Talschluß an der Zanser Hütte auf 1.600 Meter Höhe. Entlang des Sankt Zenon Bachs wandert man durch den Südtiroler Schwarzwald, den Selva Nera, moderat aber sukzessive ansteigend durch den Zirbenwald, der zum Gebirgsmassiv der Geislergruppe führt.

Ein beschaulicher Start an der Zanser Hütte
Mächtig gurgelt der Zenonbach durch das Villnösstal
Noch hüllt eine massive Wolkendecke das Gebirgsmassiv ein
Felsbrocken und knorriges Geäst – die klassische Kombination in der bewaldeten Gebirgszone
Bergfrühling ist angesagt und rascher als erwartet verzieht sich zumindest temporär die Wolkendecke
Für Wanderer nur nackter Fels – für Geologen ein geöffnetes Lesebuch

Zwanzig Bergspitzen krönen die Geislergruppe. Bergsteiger haben mittlerweile sechsunddreißig Routen an den Nordwänden für sich entdeckt. Acht davon haben die Gebrüder Messner als Erstbegeher absolviert – die erste im Jahre 1965. So nachzulesen in der Malga Casnago, dort wo man in exponierter Lage einkehren kann.

Die Gschagenhardt Alm – im Italienischen als Malga Casnago bezeichnet. Im Hintergrund die markante Nordwand der Geislerspitzen
Vorbei an der benachbarten Geisleralm……..
…die mit zahlreichen landestypischen Schnitzereien bestückt ist, geht es wieder zurück zur Zanser Alm

Durch das Latemar

Obereggen– Eine Traumwanderung bei passender Wetterlage – und wir hatten die passende Wetterlage. Blauer Himmel: Fehlanzeige. Die Sonne: noch abgetaucht. Tiefliegende Wolkenschwaden waberten um das Latemar-Massiv. Ergo beste Voraussetzungen um nach einem kräftigen Anstieg in eine mystische Atmosphäre einzutauchen, dort wo bizarre Felsformationen als Relikte des schleichenden Verfalls der Höhenspitzen für eine faszinierende Stimmung sorgen. Minütlich legen Wolkenlücken Felsformationen frei – sporadisch blitzten blaue Himmelsstreifen auf, permanent ändern sich Lichtverhältnisse und Temperaturbedingungen – kurz um die Bergwelt lebt.

Zunächst geht es in Obereggen mit dem Lift aufwärts, um auf 2.090 Meter Höhe in den Latemar-Höhenweg einzusteigen. Entgegen einschlägiger Empfehlungen steigen wir im Uhrzeigersinn gen Gamsstallscharte auf, um auf knapp 2.700 Meter Höhe den Peak am Rifugio Torre di Pisa zu erreichen.

Knackig die erweiterte Latemar-Tour inclusive Rückpassage zur Talstation, wie die gelbe Markierung veranschaulicht
Klimabedingt verschieben sich die Blütengrenzen immer weiter nach oben- Im Rahmen eines spannenden Biodiversitätsmonitoring ist im Latemar sogar eine Dauerbeobachtungsfläche durch das Forschungsnetzwerk GLORIA eingerichtet worden.
In den ersten Stunden gibt es nur einen Auftrag……
….strack aufwärts……
Sven Plöger schrieb in seinem Buch: “Die Alpen und wie sie unser Wetter beeinflussen”: Pflanzen klettern immer weiter aufwärts. Nicht weil sie müssen, sondern weil sie es können”
Unterhalb des Eggentaler Horns betritt man eine surreale Welt, insbesondere dann, wenn man eben nicht von einem strahlend blauen Himmel geblendet wird. Wolkenschwaden treiben durch die bizarre Landschaft und erhöhen damit den Genussfaktor
Hier gilt nur eine Devise: Abtauchen, eintauchen und staunen
Im Schneetunnel geht es aufwärts
Schon heftig, wenn man trotz Schneelage ins Schwitzen kommt
Man hat einfach nur Respekt vor der Bergwelt wenn man auf diesen Pfaden unterwegs ist
Nichts wird von Dauer sein. Irgendwann werden die beiden Spitzen abgetragen sein. Jedoch die Alpen wachsen, jährlich um 1,8 Millimeter dank Kontinentaldrift. Macht in einer Million Jahre 1,8 Kilometer..
Einige Stellen sind durchaus tricky und mit Schuhgrösse 46 ist man hier nicht wirklich begünstigt….

An der Gamsstallscharte hat man die nächste Etage erreicht. Eindrucksvoll der Weg bis dahin. Als Sahnehäubchen rückt man nun den Felsspitzen auf die Pelle und man ist durchaus gut beraten dem Auslöser der Kamera eine Ruhepause zu gönnen und einfach das gewaltige Felsspektrum zu genießen. Hier oben am Latemarkamm verläuft auch die Provinzgrenze zwischen Südtirol und Trentino und an der Ostflanke des Latemars charakterisiert ein abrupter Wechsel zwischen Felstürmen und sanft gewellten Almen das Landschaftsbild. Selbstredend, dass die Torre-di-Pisa-Hütte, die einzige bewirtschaftete Hütte des Latemars, die eingeduckt wie ein Adlerhorst am Kamm des Cavignon-Gipfels eingebettet ist, ein beliebter Anlaufpunkt für Bergwanderer und -steiger ist.

Die klassischen Wegweiser in den Dolomiten
Jedoch aufsteigen muss man selbst….
Ein weiterer Klassiker: das Felsenfenster Porta del Latemar
Einfach hinsetzen und staunen
Dem Rifugio auf das Dach gestiegen….

Der 700 Meter-Aufstieg war jedoch nur die halbe Miete, denn nach Einkehr im Rifugio werden die Waden anderweitig beansprucht. Stolze 1.300 Meter stehen bis zur Talstation an, die sich jedoch, mit Ausnahme der ersten 1,5 Kilometer gut verteilen. Bewusst haben wir zunächst den aussichtsreichen Rückweg über den Latemar-Höhenweg gewählt. Passend für diesen Abschnitt haben nun satte Cumuluswolken die Regentschaft über den Gipfeln übernommen. Kurzum, besser kann man sich die Wetterkonditionen nicht schnitzen.

Wer zum Lift will, darf erst einmal kräftig absteigen
Ein Berg ist ehrlich – wo es rauf geht, geht es auch wieder runter
Auch hier sind die Felsabgänge vorprogrammiert….
Ein ungewohnter Anblick: grün über grün
Eine von mehreren Station des Latemar.iums
Il classico: Was wären Berge ohne Adler

Sicherlich – es gäbe zwei bequemere Varianten. An der Bergstation Maierl könnte man abkürzen und direkt zur Mayrl Alm wandern, oder man kehrt zurück zur Oberholzhütte um talabwärts zu gondeln. Jedoch die Tage sind lang, die Region einfach herrlich und so wählen wir die erweiterte Variante, um vor der Bergstation Oberholz in einer verlängerten Runde abzusteigen. Zwischendrin steht noch einer Einkehr in der ausgezeichneten Mayrl-Alm an, bevor der Abstieg in das fünfhundert Meter weiter unten liegende Obereggen ansteht.

Abwechslung für das felsgeladene Auge. Bunt geht auch, wie hier an einer Wassertränke unter Beweis gestellt wird
Die Baumgrenze ist wieder erreicht
Und an der Mayralm wird 24/7 die Tiroler Flagge hochgehalten
Auch wenn die großartige Felslandschaft diese Tour prägt. Ab und an sind es die Kleinigkeiten am Rande, die ebenso begeistern

Rund um den südlichen Rosengarten

Karersee – Einfach gewaltig. Fährt man über Welschnofen hinauf nach Carezza so türmt sich das Felsmassiv des Rossengartens schier unendlich in den Himmel. Und wenn frühmorgens sonnenstandsbedingt die Westflanke noch verschattet ist, verstärkt sich diese Dramaturgie. Gut beraten ist man bereits frühmorgens mit eine der ersten Berggondeln von der Paolina-Talstation zur 2.130 Meter hoch gelegen Bergstationen zu fahren um in diese eindrucksvolle Tour einzusteigen. Kurzwanderer präferieren, wie die Ströme der Bergwanderer belegen, die Gondelfahrt von Welschnofen aus hinauf zur Kölnerhütte um nach einer panoramereichen 1,5-Stunden Tour mit der Paolinabahn zum Karersee hinterzugondeln und abschließend per Linienbus nach Welschnofen zurückzukehren.

Von der Paolinabergstation folgen wir zunächst dem Hirzelweg zur Kölner Hütte. Blickt man in südwestlicher Richtung dann türmt sich gegenüber der mächtige Gebirgsblock, der am Vortag erkundet wurde, das Latemar-Massiv auf. Lediglich die “letzte Meile” zur Kölner Hütte ist unanständig. Ob der steil hochziehende Wirtschaftsweg als Durstlösch-Erhöhungsfaktor eingezogen wurde, oder ob dadurch die Wanderkundschaft eher dazu animiert wird von von der Laurinbahn an der Kölner Hütte zu starten, sei einmal dahingestellt. Allemal ist zunächst eine Kaffeepause nach der aussichtsreichen Einstiegspassage angesagt.

Pünktlich um 08.30 lassen wir uns via von der Paolinastation auf den Rosengarten heben
Links rum, oder rechts rum. Jedoch im morgendlichen Bergschatten zu wandern ist durchaus eine empfehlenswerte Entscheidung, zudem gegenüber das Latemar bereits im Spot der Sonne steht….
..wie hier eindrucksvoll festgehalten werden kann. Und wenn man sich veranschaulicht, dass vor 200 Millionen Jahren der Meeresspiegel oberhalb der Spitzen des Latemars lag…..
Es grünt so grün am oberen Rand der Waldeszone
Es ist angerichtet – zumindest für Geologen. Dieser Abschnitt ist Bestandteil des UNESCO Geotrails und die bunt gebänderten Gesteinsschichten hat man sogar benamt. Es ist das Richthofen-Konglomerat, benannt nach dem deutschen Pioniergeologen, der hier im 19. Jahrhundert Studien durchführte
Einmal mehr geht es durch das Felsenmeer
Was bleibt dem Menschen: Profane Nachbauten der Natur – ansonsten staunen und wundern
Schichtweise zersetzt die Witterung die brüchigen Steinkanten
Ab und zu sollte man sämtliche Konventionen missachten, die in Fotosachbüchern propagiert werden..
..und nicht immer muss die Welt bunt sein, wenn man sich auf Form und Inhalt zentriert…
Offiziell seit 2009
Mit dem Quad kann man locker zur Kölner Hütte preschen
Fast könnte man geneigt sein, wie hier an der Kölner Hütte, sitzen zu bleiben und sich keinen Millimeter zu bewegen…

Grundsätzlich ist man gut beraten die Passage zum Tschager Joch über den offiziellen Wanderweg 550 zu wählen. Jedoch einfach kann jeder. Wir wählen eine mittlerweile aufgelassene Passage um mehr oder minder der Nase folgend direkt zum Grat aufzusteigen – natürlich mit Schweißtropfengarantie. Belohnt wird man mit spektakulären Einsichten in das Fassatal. Von hier aus könnte man auch eine nicht minder spektakuläre Tour zu den Vajoletttürmen angehen- jedoch auch die Zeit setzt ihre Grenzen.

Prinzipiell sollte man dem Weg 550 folgen
Jedoch wir wählen eine anspruchsvollere Variante
Im Dreiklang der Streckenbewältigung: Phase I: Stetig aufwärts
Phase II: Kräftig durchpusten am Grat
Phase III: Einfach nur staunen………..
..denn einmal mehr haben sich die Mühen gelohnt, wie die Blicke zum Santnerpass, in das Fassatal oder zu den Rosszähnen unter Beweis stellen

“Von nun an ging es bergab” so die Devise – verstärkt auf dem nächsten Kilometer dort wo es durch Schutt- und Steinkaren erst einmal kräftig abwärts geht zum Soffion-Pass, der die Wasserscheide zwischen dem Vajolettal und der Vael-Mulde bildet. Ab hier gestaltet sich die weitere Passage als sehr angenehm und entlastend für Mensch und Material. Angenehme Pfade führen zunächst zum Rifugio Roda di Val, bevor man nach weiteren vierzig Gehminuten, vorbei am Aquila di Christomannos den Einstiegsort dieser spannenden Tour erreicht, die Bergbahnstation Paolina. Eine wunderbare Tour mit insgesamt 810 punktuell doch heftig verdichteten Höhenmetern.

Immer überraschen, wie hier auf 2.500 Meter Höhe, grüne Inseln
Blick hinüber in den nördlichen Rosengartenblock
“Oh Herr – lass bloß den Brocken oben” denkt man zwangsläufig, wenn man hier vorbeiwandert
Blick hinüber zur Sellagruppe und zum Marmolatablock – der höchsten Erhebung in den Dolomiten
Ruhepol I: Rifugio Roda di Val – eine tolle Einkehrstation mit Flair
Ruhepol II: Aquila di Christomannos – ursprünglich 1912 errichtet, 1959 in Bronze revitalisiert und dem Südtiroler Tourismuspionier Theodor Christomannos gewidmet
Ruhepol III: Man kann auch zehn Gehminuten von der Bergstation entfernt die Dolomiten genießen, ohne ausgedehnte Tagestouren zu unternehmen – wobei Letzteres allemal bereichernd ist

Durch die Bretterbachschlucht

Maria Weißenstein – “Man muss sich das Ganze wie ein riesiges altes umgeworfenes Hochhaus vorstellen. Der Keller liegt in der Bretterbachschlucht und die obersten Etagen in den Drei Zinnen, wobei jede Etage für eine geologische Zeitepoche.” So nachzulesen im Wanderführer Dolomites UNESCO Geotrail. So liegt es auf der Hand diesmal abzusteigen in die geologische Herzkammer der Dolomiten, dort wo Regenperioden und heftige Gewitter permanent die gewaltige Schlucht umformen und dort wo gewaltige Felsblöcke stetig aber langsam herunterwandern. So besteht Helmpflicht in der Schlucht und situativ werden Passagen gesperrt oder der Zutritt im Generellen verboten.

Wir starten an unserem Stützpunkt Maria Weißenstein. Regelmäßig verbrachte hier, damals noch als Bischoff von Venedig, Pabst Johannes Paul der II. seinen Urlaub im Dom der Dolomiten, der bereits seit 1553 als Wallfahrtsort weit über die Grenzen der Dolomiten bekannt ist. Vom Kloster aus geht es erst einmal bis zu den Pichlwiesen steil aufwärts um im Anschluss in das Almenrevier rings um den Schönrastberg einzutauchen. Auch wenn gerade einmal erst zwei Kilometer und 170 Höhenmeter auf dem Wandertacho stehen, eine Einkehr in der Schönrastalm gehört zum Pflichtprogramm. Nicht umsonst wurde im Jahre 2008 das Rifugio als schönste Alm Südtirols prämiert. Über die allseits bekannte Schmiederalm schwenken wir abwärts auf den Gorzsteig, der uns hinab in die Bretterbachschlucht führt.

Start am Wallfahrtsort Maria Weißenstein, dem Dom der Dolomiten
Zwar durch den Wald, aber steil aufwärts geht es in die Almregion des Schönrastberges…
.., dort wo man schön rasten kann, wie hier in der herrlichen Schönrastalm
20 Millionen Euro hat die Südtiroler Landesregierung in 2022 freigegeben um den Borkenkäfer zu bekämpfen. Mittlerweile sind mehr als 10.000 Hektar Waldfläche vom Befall betroffen
Helm auf und ab in die Bretterbachschlucht. Wer mag kann an einer Führung teilnehmen…
..oder wie wir auf eigene Faust den Grand Canyon der Dolomiten erkunden
Wie ein Kaleidoskop verändert sich ständig das Anlitz der Schlucht
Dynamisch geht es flußaufwärts
Man schätzt, dass der Bletterbach in den letzten 18.000 Jahren bereits mehr als zehn Milliarden Tonnen Geröll ins Etschtal gespült hat
Und vom Bletterbach bis zum Mars ist es nicht weit, denn die ESA plant 2040 eine bemannte Marsexpedition und zu Trainingszwecken für potentielle Astronauten ist die Bretterbachschlucht ideal, denn hier findet man eine ähnliche geologische Struktur wie am Roten Planeten vor. So hat sich das Reiseziel Mars für uns bereits erledigt…..
Unablässig brettert der Bretterbach durch die Schlucht…

Nach dem Besuch der Schlucht wandern wir über die benachbarte Laner Alm auf einem schönen Höhenweg zurück nach Maria Weißenstein. Alles in allem eine abwechslungsreiche und informative Wanderungen zwischen unseren ausgedehnten Hochgebirgstouren, die jedoch auch mit gut verteilten 670 Höhenmetern dolomitentypisch ausgefallen ist

Zurück in Maria Weißenstein….
Mariakirchentypisch sind die Wände der Klostergänge mit zahllosen Votiftafeln gespickt, die Hoffnung und Dankbarkeit der Gläubigen zum Ausdruck bringen. Gebündelte Lebensgeschichten und Schicksale des menschlichen Daseins
Und Mächtiges tut sich oberhalb des Klosters auf. Gewaltige Wolkenkaskaden, die man so nur im Hochgebirge antrifft, krönen die Dolomitenlandschaft. Hier sind nicht nur die Berge beeindruckend…

Rund um den Langkofel

Sellajoch – Vielleicht DIE populärste Runde in den vorderen Westdolomiten. Gut beraten ist man frühmorgens am Sellajoch aufzuschlagen, denn Parkplätze sind hier rar. So starten wir am Sellajochhaus im Epizentrum von Freizeitwanderern, Stehgondelfahrer und Kletterexperten. Mit einer Wandflucht von spektakulären eintausend Metern ist der Gebirgsbolide mehr als beeindruckend. Einziges Manko ist die gewaltige Flut der Besucher. Man fühlt sich wie auf der Frankfurter Zeil oder der Hohen Straße in Köln. Zwischen dem Sellajochhaus und dem Rifugio Sandro Pertini pendeln Ströme von Tagesbesuchern hin und her. Immerhin: nach sechs Kilometern, hinter der Plattkofelhüttte ist der Spuk vorbei, denn ab hier wird es beschwerlicher und eine komplette Lang- und Plattkofelumrundung ist nicht wirklich jedermanns Sache.

Eine der beiden Schokoladenseiten des Langkofelstocks
Die Infrastruktur dieser Runde ist hervorragend….
Sage und schreibe neun Einkehrstationen lassen hier niemand verhungern oder verdursten
Maximal bis zur Plattkofelhütte – so das Wanderziel der meisten Tagesgäste
Im Allgemein präparieren sich asiatische Gäste wesentlich besser gegen die intensive Sonneneinstrahlung als gewöhnliche Mitteleuropäer
Noch sind gegenüber die höchsten Berge im Marmoladablock verschattet
Hüttenwanderung: von Hütte zu Hütte
Von der Terrasse der Plattkofelhütte blickt man hinüber zum Tierseralplblock…
…und am Rande des Horizontes taucht der Schlern auf

Ausblicke, Ausblicke, Ausblicke. Normalerweise sollte diese Tour kurtaxenpflichtig sein. Entlang der kurzen Westkante wechseln sich Steingärten und begrünte und beblumte Felsflächen ab – während es entlang der Nordpassage, dort wo das Plattkofelmassiv in die Langkofelzone übergeht anspruchsvoller zugeht. Steile Schuttkarren, schmale Felsgrate und Altschneeflächen erfordern Trittsicherheit und Ausdauer. Lebendig auch die Textur des Geländeprofils. Munter geht es auf und ab, so dass für eine kontinuierliche Beanspruchung aller Beinmuskeln gesorgt ist – eben dolomitentypisch. Just unterhalb des mächtigen 3.181 hohen Langkofels geht es beschaulicher zu. Durch eine Waldzone mäandert der Weg zur beliebten Comicihütte, dort wo man gerne zu einer Rast einkehrt, bevor man im Grenzgebiet der Landschaftszone Seiser Alm über die Steinerne Stadt wiederum das Sellajoch erreicht. Planungstechnisch simpel, jedoch sollte man die Runde, die mit insgesamt 800 Höhenmetern bestückt ist, nicht unterschätzen.

Nicht nur nackter Fels….
..sondern auch wunderbare Blumenflächen in der Fläche….
..die im Detail facettenreich sind…
..und auch in größeren Höhen ein Tummelplatz für Insekten sind
Und wenn zudem ab und an knorriges Gehölz das Szenario bereichert, blüht das Wanderherz auf
Die Hochegge -der Einstieg in die Nordflanke…
…mit Ausguck gen Rosengarten/Schlern
Ausblicke die diese Gattung permanent genießen kann…
Heftig mächtig strecken sich die Langkofelboliden in die Höhe
Und an der Langkofelhütte ist Kärrnerarbeit angesagt….
Auch im Hochsommer nicht ohne. Die permanent verschatten Felsflächen sind in der Regel immer feucht
Gewaltig das Sellamassiv – und der Ausblick ein Sahnehäubchen auf den letzten Metern

Die Puez-Plateau-Überschreitung

Wolkenstein – Rosengarten, Langkofel, Sella, Latemar -nicht nur die großen Namen beeindrucken. In der unmittelbaren Nachbarschaft ist die Puez-Plateau-Überschreitung ohne Frage ein weiteres Highlight dieser Best-of-Dolomiten-Tour. An der Wolkensteiner Talstation Danterpieces geht es los und wir lassen uns ohne Rückfahrkarte auf 2.300 Meter Höhe heben, denn der Tagesauftrag ist klar. Auf dem Dolomiten-Höhenweg geht es hinauf zum Crespeinajoch, weiterführend zur Puezhütte und über das canyonartige Langetal abwärts zur Talstation in Wolkenstein. Gut beraten ist man frühzeitig zu starten, den auf den ersten Höhenmetern strömen Bergwanderer aus drei Richtungen – aus Wolkenstein, aus dem Grödnerjoch und aus der Aufstiegsanlage bei Kolfuschg. Entsprechend schlängelt sich die Wanderschar in das felsige Anstiegsareal des Danter la Pizes, wobei sich mit zunehmender Höhe die “Schlange” entzerrt.

Drei Aufstiegsanlagen hieven die Bergfreunde hinauf zum Sentiero per il Cir
Wer keine Lust hat zu wandern bleibt hier einfach sitzen, inhaliert die Landschaftsbilder und besucht die naheliegende Jimmyhütte
Noch dampft es zu früher Stunde gewaltig im Talkessel
Blick hinab zum Grödnerjoch und dem massiven Sellablock
Unterdessen sind die ersten Kletterexperten im Fels
..und der Rest schraubt sich eigenständig einige hundert Meter aufwärts
Hier, beim Anblick der zerklüfteten Nordflanke des Sellamassivs, blüht das Herz jedes Geologen auf
..während das einfache Wanderherz bereits beim Anblick dieser Felsgebilde Freudensprünge macht
An jeder Ecke überraschen neue Eindrücke
Reduziert man alles auf das Wesentliche dann wird es richtig spektakulär
Kameraspezialisten unter sich – ein Paradies für alle die mit Freude an der Linse arbeiten
Just an der Grenze am Cirjoch. Linker Hand die Region Selva di Val Gardena, rechter Hand setzt das Pustertal ein…
..und mit der großen Tüte holt man die Seiser Alm nebst Schlern heran
Nur selten ist man dem Himmel so nahe

Auf der Hochebene des Pustertals setzt eine Landschaftsbild ein, gleichzusetzen mit einer verkarsteten Mondlandschaft so wie man es auch aus der Fanes-Hochfläche kennt. Spektakuläre Aussichten eröffnen sich bereits vor der Puezhütte Richtung Alta Badia und ermöglichen perspektivische Ausblicke in das Wandergebiet welches auf der zweiten Passage der Best of Dolomiten erschlossen werden wird.

Kilometerweit geht es durch die verkarstete Mondlandschaft, die punktuell auch bunt bestückt ist
Blick in das Pustertal. Hier kann man nach Kolfuschg absteigen
Und zwischendurch geht es immer wieder ein Stück höher….

Nach einer ausgedehnten Hüttenrast steht ein nicht minder spannender Abstieg durch das Langetal an. Über den Dolomitenhöhenweg geht es am Westrand der gewaltigen Schlucht abwärts in das weitläufige Freizeitgebiet dem Parch Natural Puez Odles. Was waren schon 600 Meter Aufstieg, wenn es nun 1.220 Meter abwärts geht. Medizinisch gesehen wirken dabei Kräfte ein, die etwa sechsmal so hoch sind wie beim Gehen in der Ebene. Beim Bergaufgehen ist die Belastung lediglich zwei- bis dreimal so hoch. Selbst Schuld wer da hoch geht, mag manch ein Flachlandtiroler denken….

Knapp unter der Puezhütte blickt man in das gewaltige Langetal. Hier geht es abwärts nach Wolkenstein
..vorbei an den mächtigen Ausläufern der Puezspitzen
Edelweiß liebt kalkhaltige Böden. Beste Voraussetzung gibt es daher in den Dolomiten
Je mehr grün desto näher am Zielort
Und mit einem entspannten Move mit dem Huf wird das Freizeitareal vor den Toren Wolkensteins gequert

Die Seceda-Runde

St. Ulrich – Kann man all das noch toppen? Man kann! Auf dieser Tour ist Heimspiel angesagt, denn wir starten vom zweiten Stützpunkt St. Ulrich. Beeindruckend schon der Hub auf den höchsten Aussichtspunkt in ganz Gröden, die 2.500 Meter hohe Seceda. Es lohnt 33 Euro in das Einzelticket zu investieren, denn 1.150 Höhenmeter wollen auf der bislang längsten Seilbahnfahrt überbrückt werden, inklusive eines Umstieges in den Furnes-Seceda Großraumlift. Eigentlich möchte man gar nicht mehr weiterlaufen, wenn man oben auf der Seceda angekommen ist. Am besten sitzen bleiben bis zum Sonnenuntergang und eines der außergewöhnlichsten Panoramen der Dolomiten einsaugen – permanent mit jedem Atemzug. So erkunden wir zunächst die kleinen Anrainergipfel der Seceda und bringen die Speicherchips der Kamera zum Glühen.

Der Ausblick von der Seilbahn – Hammer
Alte Bekannte, die in den letzten Tagen allesamt erkundet wurden
Nicht schlecht, wenn eine Identifizierungshilfe angebracht ist, auch wenn man die markantesten Vertreter rasch lokalisieren kann
Bemerkenswert auch, wie akribisch die Höhenzüge nachgebildet wurden, wie hier die Abordnung der Puez-Odlesgruppe
Schweren Herzens eisen wir uns nach 45 Minuten vom Aussichtsplateau los
Doch der Abschiedsschmerz hält nicht lange an, denn die 1.400 Meter lange Abstiegsrunde hat es in sich

Oberhalb der traumhaft gelegenen Seceda-Almen wandern wir zunächst zur Peralongiahütte. Auf dem Weg zum Punta Panoramica delle Odle passieren wir zunächst ein blühendes Almen- und Felsparadies – eine klassische Postkartenlandschaft, die je nach Sichtachse immer wieder Überraschungen für das Auge bietet.

Die Secada-Almen am Fuße der Dolomiten-Skyline
Es ist alles eine Frage des Standpunktes…..
Toll gelegen – das Rifugio Pieralongia
Unterwegs im Felsenparadies
Und hart an den Puezfelsen toben sich stundenlang Gleitschirmflieger aus
Einfacher und nicht minder unspektakulär scheint es mit beiden Beinen auf der Erde zu bleiben…..
Gigantische Panoramen kennzeichnen diese außergewöhnliche Tour
Tierische Begleiter gibt es hier zur Genüge. Die freilaufenden Haflinger fühlen sich hier sichtlich wohl
Und diese Tiergattung genießt hier ebenso das Umfeld

Ohne Zeitdruck genießen auch wir die einmalige Berglandschaft. Es lohnt immer wieder innezuhalten und die Naturlandschaft bewusst aufzunehmen. Prägnant ist die Raststation Regenbürger Hütte die man aus verschiedenen Richtungen erreichen kann und letztendlich eine zentrale Drehscheibe im Naturpark Puer-Odles ist. So wäre beispielsweise auch eine Verbindung zur Tour des Vortages, von der Puezhütte zur Regensburger Hütte möglich gewesen. So wundert es auch nicht, dass ein reger Betrieb in der Regensburger Hütte zu verzeichnen ist. Die Außenplätze sind komplett belegt, jedoch wir sind nicht böse einen schattigen Platz in der Hütte zu ergattern.

Hinein in das Almengebiet der Regensburger Hütte
Nicht nur am Berg wird hart gearbeitet sondern auch am Hüttentisch. Freudig und dankbar nahmen die beiden Südkoreanerinnen unsere Anregungen auf, statt des für die Gruppe vorgesehenen stillen Wassers zu den servierten Knödeln mit Speckkraut ein Weizenradler (auch Russ genannt) zu genießen. Auch unsere Lernkurve wurde erhöht. “Geonbae” sagt man auf koreanisch, wenn die Gläser klirren. Einzig beim koreanischen Reisebegleiter löste unsere internationale Beziehungspflege offenkundig keine Begeisterungsstürme aus.

Von der Regensburger Hütte geht es Schlag auf Schlag. Tolle Hütten begleiten den Gang in das Grödner Tal. Malga Odles, Almhütte Col Raiser und Gamsbluthütte liegen auf der Strecke. So bleibt es nicht aus, dass die finale Tour mit passender Begleitung gekrönt war. Da ein Espresso, dort ein Russ, drüben ein kraftvolles Weissbier und zur Krönung ein Zirbenlikör – in Gänze verantwortbar, da der Abstieg in toto sehr moderat und gut gangbar ausfällt und zwischendurch mit Wasser nachgespült wird.

Almenparadies Regensburger Hütte
Auch an der Malga Odles werden feinste Biere ausgeschenkt. Wer ein Helles bevorzugt kann Augustiner ordern und für Liebhaber exzellenter Weißbiere ist ein Ayinger hochgradig zu empfehlen. Und wenn man zudem im Liegestuhl die Bergregion genießt, ja dann herrschen paradiesische Zustände
Einmal mehr hebt sich im Hintergrund der Sellablock hervor
Und nebenan das bereits umrundete Langkofelmassiv
Fast schon eine Symbiose….
Und zwei Kilometer vor Zieleinlauf in Sankt Ulrich darf natürlich eines der bekanntesten Postkartenmotive der Dolomiten nicht fehlen – Sankt Jakob am Joch, die älteste Kirche im Grödner Tal.

Best of Dolomiten I – was für eine Wanderwoche. 52 Stunden Gehzeit, über 5.000 Höhenmeter im Anstieg, mehr als 7.000 Höhenmeter im Abstieg. Das Bildmaterial im Bericht – lediglich die Spitze des Eisberges. Zu gewaltig sind die Eindrücke die man erst sukzessive verarbeiten kann. Dabei kann man durchaus von in Stein geformter Reizüberflutung sprechen. Ein einziger Wermutstropfen fiel auf diese Wanderwoche. Gewitterbedingt musste die eingeplante Tierser Alplhüttentour über die Roßzähne entfallen. Jedoch eröffnet auch dieses Tourenpaket die Möglichkeit intensiv und aus unterschiedlichen Blickwinkeln heraus die westliche Dolomitenlandschaft zu entdecken. Bereits heute schon eingeplant ist die Anschlusstour mit der wir in acht Wochen starten: Best of Dolomiten II. Man darf gespannt sein.

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