Worms, den 31.5.2014
Mit einem großen Marketingaufwand ist der Rheinterassenweg am 27. April 2014 eröffnet worden. “Genießen Sie auf 60 km Länge die rheinhessische Kulturlandschaft in ihrer reinsten Form. Der RheinTerrassenWeg verbindet entlang der Rheinebene die beiden geschichtsträchtigen Städte Mainz und Worms mit vielen malerischen Weinorten. Die Absenkung des Oberrheingrabens, die schone viele Jahrmillionen andauert, hat die typischen Rheinterrassen entstehen lassen. Ideale Grundlage für den Anbau charakteristischer Weine und einen abwechslungsreichen Ausflug. Wandern Sie auf bestens ausgeschilderten Wanderwegen, durch Weinlagen von Weltruf und erkunden Sie die historischen Baudenkmäler entlang der Strecke. Zudem lohnt sich der Besuch einer der vielzähligen Straußwirtschaften, wo sich der Tag mit den Besten Weinen der Region und rheinhessischen Spezialitäten vorzüglich ausklingen lässt. Die parallel dazu verlaufende Bahnlinie ermöglicht es, bequem an den Ausgangspunkt zurückzukehren. Es ist ein Weg mit Tradition; bereits seit 1907 benutzten die Wanderer auf dieser Strecke gerne den Rheinhöhenweg.” so die Darstellung der Rheinhessen-Touristig GmbH.
Der Rheinterassenweg ist offiziell in sechs Etappen eingeteilt. Für Langstreckenwanderer ist die Absolvierung in zwei Etappen unproblematisch, zudem sich die Steigungen in Grenzen halten. Start der ersten Etappe war Worm,s – Ziel das 44 Kilometer entfernte Oppenheim. Der offizielle Start beginnt am Wormser Hauptbahnhof, was aus Sicht der Wegeplaner durchaus sinnvoll ist, da in Sachen Anbindung an den ÖPNV die Zubringerfunktion gewährleistet ist. Schade jedoch, dass Worms mit seinen Sehenswürdigkeiten nicht ausreichend berücksichtigt wurde und der gelbe Zubringerweg zum “offiziellen Etappenbeginn”,dem Schoß Herrnsheim nur sehr mäßig ausgezeichnet ist. Ortsunkundige und kartenlose Wanderer können sich auf die angelegte Markierung nicht verlassen. Bedenklich auch im weiteren Streckenverlauf nach Osthofen, dass dort, wo die Hauptwegeführung beginnt aufwändige Wegekennzeichnungen mit Holzstehlen eingesetzt wurden, die aber nicht immer sachgemäß angelegt wurden.
Auf teilweise mittelmäßigen Wegabschnitten durch die in diesem Areal noch flach auslaufenden Weinbergen führte der erste Zwischenstopp zum Schloß Herrnsheim. Ein sehenswertes Schmuckstück ist der im englischen Stil angelegte Schloßpark, der auf der Wanderstrecke liegt. Auf unspektakulären Pfaden geht es weiter zu einem Abstecher nach Abenheim. Allemal Wert istein Abstecher in die barocke St. Bonifationskirche. Über den Kreuzweg hinauf zur Michaeliskapelle ging es auf durch landwirtschaftliche Maschinen maltretierten Wege Richtung Osthofen. Hinter Osthofen, dort wo eine gute Infrastruktur für Einkehrmöglichkeiten vorhanden ist, gestaltet sich der Wegverlauf tendentiell interessanter. Nun setzt eine leicht hügelige Landschaft ein, mit Ausblickmöglichkeiten auf die gegenüberliegende Bergstrasse. Als Mahnmal der industriellen Entwicklung domestiziert der Blick auf das Atomkraft Biblis auf den nächsten 20 Kilometern.
An dieser Stelle ein offenes Wort: wer glaubt am Rheinterassenweg entlang des Rheines flanieren zu können, wird enttäuscht werden. Mit Ausnahme eines kleinen Zipfels bei Oppenheim war der Flußverlauf des Rheines nur zu vermuten. Zwischen drei und fünf Kilometern beträgt die durchschnittliche Distanz zum Vater Rhein.
Vorbei am unspektakulären Bechtheim (entgegen der blumigen Darstellung in der Wegbeschreibung) geht es auf Höhenwegen weiter Richtung Guntersblum. Auf dem Höhenweg bleibend bieten weitreichende Aus- und Rundsichten die Möglichkeit das Rhein-Main-Areal optisch zu ergründen. Bergstraße, die Pfalz, der Taunus bis hin zur sichtbaren Skyline in Frankfurt entschädigen für den ersten Streckenabschnitt. Mit Blick auf die Sarazenentürme von Guntersblum geht es über die Ludwigshöhe nach Oppenheim. Weithin sichtbar die gotische Katharinenkirche, die oberhalb der Altstadt tront. Durch die hübsche Altstadt geht es hinab zum Bahnhof um die Rückreise per Bahn nach Worms anzutreten. Die gute Verkehrsanbindung (Stundentakt) ermöglicht es den Wanderer die Abschnitte ohne Zeitdruck zu erkunden.
Alles in allem ein interessanter Trail, der Lust auf mehr macht auf dem zweiten Abschnitt Richtung Mainz. Fortsetzung folgt alsbald.
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