Frankenalb Panoramaweg

Happurg, den 22.September 2022 – Es ist ein sogenannter Lassoweg, der Frankenalb Panoramaweg, der in Form eines ausgeworfenen Lassos in der Fränkischen Alb liegt, die sich wiederum um die östliche Achse der Metropolregion Nürnberg/Fürth/Erlangen schmiegt, wobei die südlichen Ausläufer der Fränkischen Alb bis nach Ingolstadt reichen.

Oftmals wird der Einstieg des Lassowegs über den Erzweg von der S-Bahn-Station nach Hartmannshof gen Burg Lichtenegg genutzt, um eine verkehrstechnisch gangbare Rückreise von Happurg aus zu gewährleisten. Für Wanderfreunde längerer Etappen bietet sich jedoch die hier vorgestellte Alternative an, um in zwei Rundetappen 65 Kilometer und 2.080 knackige Höhenmeter zu absolvieren.

Das Original – der 50 Kilometer lange Lassoweg
Die Alternative – zwei gut gangbare Rundkurse über insgesamt 65 Kilometer

Frankenalb -Ostschleife Happurg-Burg Lichtenegg-Happurg

Gestartet wird in der im Nürnberger Land gelegenen 3.800 Seelen-Gemeinde Happurg. Wer die Gunst der frühen Stunde vor Sonnenaufgang nutzt, kann beim kräftigen Anstieg hinauf zum Jungfernsprung prächtige Landschaftsimpressionen ernten. Wenn zudem beim Tagesprung von Sommer auf Herbst Nebelschwaden vom Sonnenlicht durchstochen werden, spätestens dann ist das Signal gesetzt, dass die schönste Wanderzeit des Jahres eingeläutet ist. Von der Felsformation Jungfernsprung, die ihren Namen einer abenteuerlichen Sage verdankt, kann man erste Panoramablicke über die Hersbrucker Schweiz und den Happurger Stausee einfangen.

Frühstart in Happurg
Magische Momente am frühen Morgen. Nebelschwaden ziehen über den Happurger Stausee und die Sonne schubt sich langsam über die Hersbrucker Schweiz
Sonnenaufgänge sind wie Möglichkeiten. Wenn Du zu lange wartest, verpasst du sie….
Das schönste Licht des Tages….
Blick gen Förrenbach – die Marschrichtung für die nächste Stunde
Am Jungfernsprung
Unverkennbar – der Sommer verabschiedet sich……

Ein Berg ist ehrlich, dort wo es steil aufwärts geht, geht es meistens auch steil wieder herunter. Vorbei an den Weilern Kainsbach und Förrenbach wandert man durch ein Naturschutzgebiet entlang des Rohrbachs in östlicher Richtung. Das Tal verengt sich auf dem Weg nach Thalheim, dort wo ein Wechsel auf die gegenüberliegende Seite angesagt ist. Die Textur der Strecke ist lebendig, in einem munteren Auf und Ab wandert man über die Höhenzüge der Mittelgebirgsregion. Die Weiler Aicha und Heldmannsberg querend steht eine längere Waldpassage zum Grenzübertritt in die Oberpfalz an. Sowohl Franken als auch Oberpfälzer schenken sich hier nichts – gepflegte Sticheleien und Neckereien sind an der Tagesordnung, wie man dies- und jenseits durchaus beobachten kann. Nach siebzehn Kilometern ist die Burgruine Lichtenegg erreicht, dort wo man die Blicke bis hinüber in den Bayrischen Wald und das Fichtelgebirge schweifen lassen kann.

Durch eine Jurasteingasse geht es aufwärts gen Aicha
Nützlich der Hinweis beim Abstieg – jedoch blöd wenn man unbemerkt an der Burg Reichenberg vorbeigelaufen ist, die mittlerweile als Wohnhaus umgewidmet wurde
Wasserreich ist die Gegend durchaus
Ein Nürnberger Patrizier ließ in Thalheim Anfang des 18. Jahrhunderts ein Herrensitz errichten
Gegenfrage: Wo sind dann Wanderer nicht willkommen? Schätzungen zufolge geben Wanderer 7,5 Milliarden Euro im Jahr in Deutschland aus.
Typische bemooste Felsformationen am Wegesrand
Schon die alten Rittersleut pflegten Essen Trinken und Gemütlichkeit….
Burgruine Lichtenegg
Mit Panoramablicken in den Bayrischen Wald
Unterhalb des Schlosses ist eine Jausestation 24/7/365 eingerichtet. Lediglich Vegetarier, Veganer und Frutarier werden hier keine rechte Freude haben, denn das frische Brotzeitangebot beschränkt sich ausnahmslos auf deftig-fränkische Wurstware.
50 Cent für 30 Minuten unter einem 2.000 Watt-Strahler – im Jahre 2022 fast geschenkt.
Blick auf den Steinbruch Hartmannshof

Von Burg Lichtenegg geht es zurück, nun wiederum der Originalstrecke des Frankenalb Panoramaweges folgend, zur Ortschaft Mittelburg und weiterführend hinauf zur höchsten Erhebung der nördlichen Frankenalb, dem 619 Meter hohen Bergkegel namens Hochberg. Bereits die Kelten hinterließen hier ihre Spuren. Besondere Felsformationen wie die Steinerne Brücke, die Johannisburg, der Dom und Teile des Keltenwalls sind heute noch als Zeugen der Erdgeschichte zu besichtigen.

Typische Fachwerkbauten mit mehrgeschossigen Getreidespeichern findet man oft in den kleinen fränkischen Weilern
Der Innovationspreis 2022 für das kreativste Gastroschild wird an das Gasthaus “Zum Schottental” verliehen
An der Steinernen Brücke
Zur Erinnerung: man befindet sich hier im Dunstkreis von Nürnberg
Das Sonnenlicht zaubert beeindruckende Waldpanoramen
…der Rest komponiert bemoostes Juragestein
Die Felsformation Johannisburg
Früher waren Zeitanzeigen bei der Streckenkennzeichnung gang und gäbe. Hier werden 3 Kilometer pro Stunde als Marschvorgabe veranschlagt
Wer jedoch Umrechnungsprobleme hat kann sich nebenan an den üblichen Standardangaben orientieren
Ein kreativer Künstler war hier zugange…..

Vom Hochberg führt ein wunderschöner Weg durch zahlreiche Felsformationen, wie man sie hier typischerweise in der Fränkischen Alb vorfindet. Zweifelsohne ist der Hohle Fels am Houbirg das absolute Highlight des Tages. Hier lohnt es sich eine längere Rast einzulegen um die Aussicht rund um den Happurger Stausee zu genießen, bevor man nach einem Abstieg über zwei Kilometer zurück zum morgendlichen Startort nach Happurg gelangt.

Panoramablicke..
..kann man vom Hohlen Fels..
…ausgiebig einsammeln
Und wer vergisst seinen Krempel einzusammeln kann sich der Gattung des Bergwaldschweines unterordnen

Frankenalb -Westschleife Kainsbach – EgensbachKainsbach

Zwei Kilometer hinter dem südlichen Zipfel des Happurger Stausees startet im Weiler Kainsbach die zweite Runde der Frankenalb-Exkursion. Idealtypisch wabern die Produkte der nächtlichen Abkühlung, die Nebelschwaden, am ersten Herbsttag durch das schmale Kainsbachtal. Hinter Moserhof setzt ein naturbelassener Waldabschnitt ein. Umgefallene Bäume rotten vor sich hin und formen das enge Flusstal zu einem kleinen Urwald aus. Hinterhaslach querend führt ein längerer Waldabschnitt zu einem Windpark aufwärts, wo just die einstellige Zahl an Windkraftanlagen betrieben wird, die in 2021 im gesamten Freistaat Bayern aufgestellt wurde.

Der erste Herbsttag 2022
Landestypisch einfache Fachwerkhäuser, wie hier in Moserhof prägen die kleinen Weiler
..Herrliche Waldpanoramen
Ein roter Strich auf gelbem Spiegel – das offizielle Wanderwegezeichen des Frankenalb Panoramaweges
Zum Glück genießen freilaufende Wanderer Artenschutz……

Hinter dem Weiler Kucha führt ein steiler Pfad aufwärts zum 548 Meter hohen Keilberg, dort wo neben den ehemaligen Fundamenten nur noch der wiedererrichtete Glockenturm an die ehemalige St. Ottmar und Ottilien-Kapelle erinnert. Hier offenbart sich auch eine Schwäche des Weges. In Kreuzungsbereichen von Waldabschnitten fehlt oftmals eine Wegekennzeichnung, während man an anderen Stellen von einer regelrechten Schilderinflation sprechen kann. Zwischen Egensbach und Schrotsdorf wurde die Wegeführung verändert und führt offiziell und nicht panoramagerecht durch einen Waldabschnitt hinauf zur Steinernen Rinne. Empfehlenswerter ist es jedoch auf den Spuren des Streuobstweges Offenhausen zu wandern um einerseits die Aussichten und andererseits den interessanten Themenweg mitzunehmen.

Der Stein der Region
Ein “Hoch” auf die Schnupfer in Kucha, die bereits mehrfach die Deutschen Schnupfmeisterschaften gewannen
1436 starben 10.000 Menschen in der Nürnberger Region an der Pest – so schlug die Geburtsstunde der Keilbergkapelle
Dieser Weg wird eher selten frequentiert…
In der nördlichen Fränkischen Alb ist der Mischwald noch gesund…
..und die Rastplätze urig
In Franken ist es nicht verboten bereits am späten Morgen, wie hier in Egensbach sich einen Russ zu genehmigen. (Das Mischgetränk aus Weißbier und Zitronenlimo wurde sehr gerne von russischen Arbeitern getrunken, weshalb man ihm den Namen Russ gab. Ursprünglich soll das Gemisch Riesen-Maß geheißen haben, da dass Weißbier nach Zugabe der Zitronenlimonade stark aufschäumte und deshalb “riesig” aussah.
Ein typischer Hutanger in der Nürnberger Region
Hier sollte man nicht der neuen Wegweisung folgen
Wandern bildet: Der Obstbaum als Durstlöscher. Wer einen Hungerbaum pflanzt, darf sich jährlich auf Freibier freuen……
Ein wunderschönes Totholzexemplar

Vom Ortsrand Schrotsdorf wandert man in westlicher Richtung aufwärts zu einem proklamierten “Highlight” des Panoramaweges, der Steinernen Rinne. Hier entstanden einst Kalksinter, da sich das kalkhaltige Quellwasser an der Erdoberfläche erwärmte und die Ablagerungen Krusten, Wälle und Terrassen ausbildeten. Jedoch heute kann man die Steinerne Rinne nur noch erahnen, da das Naturgebilde bereits mehrfach und sinnlos von Vandalen zerstört wurde. Schön hingegen ist der ausladende Waldabschnitt der nach Engelthal führt, dort wo man auch zu einer Mittagsjause einkehren kann. Waldreich geht die Passage weiter gen Prosberg um im Anschluss auf den letzten zehn Kilometern waldlos via Deckensberg den Startort Kainsbach wieder zu erreichen.

Ein unkonventioneller Jagdsitz in Sichtweite einer Wildschweinkuhle
Es war einmal eine Steinerne Rinne…..
Es gibt 1.158 Kilometer Main-Donau-Wege und der Frankenweg kommt auf immerhin 520 Kilometer
Waldpanoramen….
…kann man hier zur Genüge genießen
Ein offensichtlicher Fehlgriff, oder ein Schildbürgerstreich eines Forstarbeiters: Eine sinnlose Kraftfahrzeug-Abstellfläche mitten im Wald
Lebende Holzskulpturen
Bei diesem Aufmaß darf der Unterschenkel eine maximale Länge von 15 Zentimeter haben um kommod zu sitzen ……
Die Buchempfehlung des Tages im offenen Bücherschrank von Deckersbach: “So weit ich gehen kann”…..
Was will der Künstler uns damit sagen?
Schöner als die Steinerne Rinne – die Kalktuffterassen oberhalb von Kainsbach
Start/Zielort Kainsbach – dort wo die Natur noch die Oberhand behält

Der Frankenalb Panoramaweg – steigungstechnisch im Gesamten durchaus anspruchsvoll – in der vorgestellten Variante mit zwei Rundwegen eine gut gangbare Möglichkeit in die Ausläufer der Fränkischen Alb einzutauchen. Einzig die Namensgebung Panoramaweg ist nicht wirklich glücklich, denn es werden Erwartungshaltungen geschürt, die nicht gehalten werden können. Begibt man sich auf einen Panoramaweg, dann stellt man sich auf längere Wegabschnitte ein, die weite Blicke über den vorhandenen Landschaftsraum ermöglichen. Dies ist beim Frankenalb Panoramaweg nicht gewährleistet. Der Waldanteil ist sehr hoch, die “Panoramaaussichten” beschränken sich auf einige wenige Punkte. Mögen Marketingexperten ihren Grund gehabt haben den ehemaligen Ulrich-von-Königstein-Weg (der nach dem hier ansässigen Ritter so benannt wurde) als Panoramaweg zu klassifizieren, sachgerecht ist die Bezeichnung nicht wirklich. Jedoch schmälert dies den Erlebniswert nicht. Die Waldabschnitte sind herrlich und man kann wunderbar eintauchen in die ländlich geprägte fränkische Lebens- und Landschaftskultur.

Keine Frage: Wandern im Bierland Franken ist immer ein Genuß

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