Günzburg, den 09. August 2021 – Auwälder gehören nach der Forstlehre zu den produktivsten, struktur- und artenreichsten Waldgesellschaften Mitteleuropas und zählen, da auch hochwassergeprägt, zu den noch wenig vorhandenen naturnahen von Menschen kaum veränderten Landschaftsteilen. Große Auwaldkomplexe sind am Oberrhein an der Isar, der Elbe, der Lech und der Donau vorzufinden. Wandertechnisch hautnah erlebbar ist dabei der DonAUwaldweg, der als Premiumwanderweg und gleichzeitig flachster Qualitätswanderweg Deutschlands von Günzburg nach Schwenningen führt, sich netto auf 60 Kilometer beläuft, mehr oder minder komplett durch eine Donauauenlandschaft führt und brutto auf 80 Wanderkilometer aufgebohrt werden kann und sollte , da es sich lohnt einer Vielzahl der flussnahen Städte einen Besuch abzustatten. Dass zudem der DonAuwald-Premium-Wanderweg 2020 als zweitschönster Wanderweg Deutschlands ausgezeichnet wurde erhöht natürlich die Erwartungshaltung an die Wanderstrecke.
Logistisch gestaltet sich die Planung einfach. Man wähle ein Standortquartier, beispielsweise in Günzburg, teile die Gesamtstrecke in zwei gut gangbare Etappen auf und pendele mit der flussbegleitenden Eisenbahnlinie auf der Hauptstrecke Ulm-Regensburg. Gestartet wird in Günzburg und hier ist fast schon die höchste Steigung des immerhin 88 Meter hohen Gefälles zwischen Günzburg und dem Schlussziel Schwenningen zu absolvieren. Zunächst geht es aufwärts zu den parkähnlichen Donauauhängen. Jedoch empfiehlt es sich hier nicht der Originalstrecke zu folgen, sondern über den Kreuzberg und vorbei am Schloß Reisensburg die gleichnamige Donaubrücke zu queren, um auf dem anderen Donauufer in die weitreichende Auwaldlandschaft einzutauchen. An den Topfletseen kann man dabei erstmals die Aura der Naturlandschaft genießen.
Zimperlich darf man, wenn man hier im Hochsommer unterwegs ist, nicht sein. Gefühlt sind hier Millionen von Insekten unterwegs, kurze Hosen sind nicht empfehlenswert (Zeckenrisiko), bei längeren Stehzeiten macht man mit der fliegenden Zunft intensivere Erfahrungen und knöchelhohe Wanderstiefel sind ebenso anzuraten, da man immer wieder durch Feuchtgebiete marschiert. Hier herrschen beste Bedingungen wo sich die sogenannte Brenne entfaltet, ein sehr trockener und warmer Kleinstlebensraum, der Wind und Luftzug abhält und im Hochsommer hohe Temperaturen erreicht. Die Seen wechseln sich ab, Großer Gießle, Hebelsee, Erdbeersee und Aschausee. Auf der Höhe des Kraftwerks Offingen folgt man ein Stück der Donau, um dann wiederum der Verschwenkung des Donauauwanderweges in die Auelandschaft zu folgen. Sicherlich, man könnte stur dem Donauradweg folgen, jedoch dieser selbst ist mehr oder minder reizlos – Schifffahrtsverkehr findet hier nicht statt und Einkehrmöglichkeiten verpasst man auch nicht. So folgt man lieber dem Verlauf des Premiumwanderweges und genießt die naturbelassene Region. An der Offingerbrücke ist der einzige Biergarten, der sich direkt am Premiumwanderweg und als “Radlertankstelle” deklariert ist, vorzufinden. Ehrensache, dass man hier auch als Wanderer sich zu einer kurzen Rast niederlässt.
Nach dem Biergarten ist vor dem Biergarten. Dreizehn wald- und insektenreiche Kilometer liegen zwischen der Offinger Brücke und der bayrisch-schwäbischen Kleinstadt Gundelfingen, der es, wenn auch nicht direkt am Weg gelegen, lohnt, einen Umweg einzulegen, genauso, wie dem benachbarten Lauingen. Zwischen den beiden Ortschaften wurde die Donau als Faiminger Donaustausee aufgestaut. Wer hier im Frühjahr oder Herbst vorbeiwandert, kann hier tausende von Zugvögel, die hier rasten beobachten. Lauingen selbst ist städtebaulich und historisch gesehen eine spannende Stadt. Im Zentrum fokussiert dabei der 54 Meter hohe Schimmelturm, der in seiner Bauweise durchaus an italienische Campanile erinnert. Nach vierzig Kilometern ist die erste Donauetappe in Lauingen beendet, von hier aus geht es per Bahn zurück nach Günzburg. Alternativ ist natürlich auch Lauingen ein durchaus zu empfehlender Standort für ein Quartier.
Am zweiten Tag der DoAuwaldexpedition geht es zunächst per Bahn von Günzburg nach Lauingen um von dort aus die restlichen 39 Kilometer einschließlich Zu- und Abwege nach Dillingen und Höchstädt in Angriff zu nehmen. An der Hergottsruhkapelle vorbei geht es über einen Zuweg in die Stadt wo ein gewisser Sebastian Kneipp den Grundstein für die wassertretende Gesundheitsbewegung legte, nach Dillingen. Als Kreisstadt und Universitätsstadt blickt Dillingen auf eine weitreichende Geschichte zurück. Zahlreiche historische Bauten erinnern noch heute an das “Schwäbische Rom”, wie die Stadt in Theologiekreisen gerne genannt wird. Allemal sollte man die Stadt in die Wanderplanung einbeziehen.
Studiert man die Karte so springen die Vielzahl der Seen zwischen Dillingen und Höchstädt in das Auge. Bei den meisten wurde der Baggerbetrieb eingestellt, die Seen entwickelten sich zu einem integrativen Bestandteil der Auelandschaft und im Naherholungskorridor sind die Seen im Dillinger Land ein beliebtes Ziel für Badegäste, Angler und Camper – wobei in Gänze die Seenlandschaft noch als Geheimtipp gilt und nicht überlaufen ist. Über einen dschungelartigen Pfad führt der Premiumwanderweg zum Hofmahdschwaigsee, wiederum ein prägendes Auelandschaftsgebiet. Hinter der Seenlandschaft quert man erneut die Donau an einer Staustufe um in östlicher Richtung entlang der Donau weiter zu wandern. Hier sollte man auf jeden Fall die Zuwegung nach Höchstädt einplanen. Belohnt wird man mit dem Anblick des prächtig-mächtigen Renaissanceschloss Höchstadt. Hier wurde zudem Weltgeschichte geschrieben, denn 1704 tobte vor den Toren der Stadt die entscheidende Schlacht des Spanischen Erbfolgekrieges.
Nach dem offiziellen Kartenmaterial umfasst der netto 60 Kilometer lange Donauwaldwanderweg fünf Etappen. So startet die “letzte Etappe” von Höchstädt in das dreizehn Kilometer entfernte Schwenningen. Hier hat man noch einmal die Chance einzutauchen in die Altarmzonen der Donaulandschaft, dort wo durch künstliche beziehungsweise natürliche Abtrennung des einstigen Flussverlaufes neue Stillgewässer entstanden sind. Ein Highlight dabei ist die Altwasserlandschaft rund um den Bruckmahdseen. Hier wird in der Donau-Aulandschaft nochmals mächtig für dass Auge aufgetischt. Hinter der Seenlandschaft wechselt man nochmals die Donauseite um durch das Naturwaldreservat Neugeschüttwörth zu wandern, bevor man abermals das Donauufer wechselt, um in Schwenningen am Bahnhof die Rückreise nach Günzburg anzutreten.
Schon das Wortspiel DonAUwald überzeugt. Wenn man die Muse hat in wunderbare Naturzonen einzutauchen, dann ist der Premiumwanderweg eine hochgradige Empfehlung und eine gewaltige Vorlage für ein Wandererlebnis der besonderen Art. Empfehlenswert ist es auch die ein oder andere am Wanderpfad liegende Stadt zu besichtigen. So bleibt ein besonderes Naturerlebnis mit einem kulturellen Touch in besonderer Erinnerung. Sehr zu empfehlen ist als Wanderunterkunft der Brauereigasthof Zur Münz, direkt am Marktplatz von Günzburg gelegen. Die Vorteile liegen auf der Hand: zentral gelegen, ausgestattet mit kostenfreien Parkplätzen, der Bahnhof in in walking distance gelegen, einem verstärkten wandertauglichen Earlybirdfrühstück ab 7 Uhr und einem sehr schmackhaften Hellen im Marktplatzbiergarten, um nach Wanderabschluss angemessen die Wandertour auf- und nachzubereiten. Wer das erhöhte Insektenaufkommen im Sommer scheut, dem sei ein nebelverhangener herbstlicher DonAuwald empfohlen, sicherlich auch ein grandioses Erlebnis.
Eine Bonusrunde gibt es noch. Wenn man, wie ich, von weiter anreist, dann ist es nicht verboten am Ankunftstag eine Akklimatisierungsrunde einzulegen und sich mit der Region vertraut zu machen. So bietet das Dillinger Land vier Panoramawegstrecken mit einr Länge zwischen 24 und 67 Kilometern an. So entschied ich mich im Vorgriff der Auwaldwanderung zur Grenzwegwanderung. “Über sieben Grenzen musst die gehen”, wie das verheißungsvolle Prospekt der Dillinger Lande verkündet. Als Start ist Oberliezheim zu empfehlen, denn nur so hat man die Chance zur Streckenhalbzeit die einzig noch verbliebene Einkehrmöglichkeit in Amerdingen zu nutzen.
Der Weg steht bei mir auch noch auf der Wunschliste. Also besser im Herbst erwandern, da sind die Stechviecher hoffentlich schon dezimiert.
Aber in zehn Tagen geht es für mich erst mal zum Marsch zwischen den Meeren entlang des Nord-Ostsee-Kanals
Hallo Michael,
allemal liegst Du mit dem Herbst goldrichtig im DonAuwald. Viel Erfolg zwischen Brunsbüttel und Kiel – hoffentlich quälen Dich die Steigungen nicht zu sehr 🙂 – Martin-
Die Steigungen hielten sich in Grenzen ☺
Der viele Beton auf dem Kanalweg ging aber auf die Knochen. Nach rund 22 Stunden und 106 km war ich in Kiel.
LG Michael
War die gleiche Zeiz am Donaudurchbruch Kelheim/Kloster Weltenburg. Genau so wunderschön; der Weg dort an der Donau lang hätte genau so traumhaft sein können. Wen, wenn nicht diese Milliarden von Mücken gewesen wären. Ohne Antibrumm wäre ich aufgeschmissen gewesen.
Die Viecher haben mir das Ganze etwas verleidet. Habe gehört, es hätte mit dem Hochwasser zu tun gehabt.
War dann auch mal an der Altmühl wandern auf der anderen Seite des Waldes; keine Spur von Mücken und die Luft war auch angenehmer (frische dort).
Und zum Abschluss: Top Fotos!
Danke Christian. Hoch lebe Antibrumm! Das Altmühltal steht auch noch auf dem Radarschirm inklusive Einkehr im Klosterbräu! Gruss Martin
Viel Spaß! Altmühltal mit Regensburg ist auf jeden Fall eine Reise wert.
Die Klosterschenke in Weltenburg fand ich, mit Verlaub, eher enttäuschen. Das ist schon ein ziemliche Massenbetrieb in einem nicht gerade idyllischem Hof. Das Bier st aber toll und seeehr bekömmlich. Auch das Gästehaus ist wirklich sehr schön und eignet sich gut als Ausgangspunkt für Tageswanderungen.