Marathon

Barbarei am Barbarenstein

Birklar, den 18. Januar 2022 – Nicht alle Wege führen nach Rom. Zählte schon 200 n.C. die nördliche Wetteraustrecke des Limes zu den stärker gefährdeten Grenzabschnitten in Obergermanien, so sind 1.800 Jahre später Streckenbegehungen des römischen Grenzwalls in dieser Region logistisch herausfordernd. So wurde diesmal eine Rundwanderung mit Wendepunkt im mittelhessischen Butzbach eingeplant, um jeglichen Stress mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu vermeiden. Gestartet wird im Gießener Becken, in Birklar, am nördlichsten hessischen Zipfel der ehemaligen römischen Befestigung. Hier trafen die Römer auf die Chatten, vor denen die Südeuropäer sichtlich Respekt hatten. Der römische Autor Tacticus wusste zu berichten: “Die Menschen des Stammes Chatten haben kräftigere Körper, straffere Glieder, drohenden Blick und eine größere geistige Kraft”. So war es nicht verwunderlich, dass die Römer, die normalerweise keine feindlichen Ansiedlungen im Vorfeld des Limes duldeten hier eine Ausnahme machten und die hier ansässige Gruppierung sogar vertraglich zum Grenzschutz verpflichtete. Hier gilt durchaus die Erkenntnis aus der modernen Managementlehre:  “Einem Feind kannst du mehr trauen als einem Freund”. Durch die offene Landschaft geht es mit viel Ausblicken durch die Region Münzenberg über die schon im Rahmen der Lutherwegsexkursionen auf diesem Blog berichtet wurde. Die Höhenzüge des Taunus vor Augen geht es durch die Klosterwiesen von Rockenberg entlang des Münzenberger Weges nach Butzbach, dort wo nach sechzehn Kilometern die eigentliche Limeswanderung einsetzt. In der Butzbacher Gemarkung selbst gab es einst zwei römische Kastelle, von denen allerdings keine Reste mehr erkennbar sind. Einzig die älteste Fachwerkskirche Hessens kann man in Butzbach als gebaute Historie besichtigen. Mitnichten war der Limes [read more…]

Marathon

Luther 1521 -Westroute

Butzbach, den 7. Juli 2021 – Mit Luther war noch eine Rechnung offen. Just vier Jahre nachdem in 2017 der seinerseits offiziell in Betrieb genommene Lutherweg von Worms nach Eisenach in neun Etappen erkundet wurde, fehlte noch eine Passage – die Westroute. Da Luthers Reiseroute nicht immer eindeutig überliefert war, bietet die Pilgerstrecke in Mittelhessen eine Besonderheit. Zwischen Friedberg und dem Hessenbrückenhammer bei Laubach trennt sich die Strecke in eine Ost- und eine Westroute. Gestartet wird am Bahnhof des Butzbacher Ortsteils Ostheim, gelegen am Rande des Taunus, in der mittelhessischen Kornkammer, der Wetterau. Im Hinterhof der höchsten Erhebung des Taunus, dem Feldberg, ist es flach wie eine Flunder. So kann man bei klarer Sicht Weitblicke auf die 80 Kilometer entfernten Anhöhen der östlich gelegen Rhön ernten. Gerade einmal zwei Kilometer hinter Ostheim gelangt man nach Nieder-Weisel, dem geistigen Zentrum des Johanniter-Ordens. Hier betreibt der Orden sogar ein Drei-Sterne-Hotel und der Verkehrskreisel in der Stadtmitte ist mit dem Johanniter-Kreuz-geschmückt. Nach einer A5-Querung gelangt man zum Nachbarort Rockenberg. Auch hier ist eine Besonderheit auszumachen. Dort wo im Marienkloster sich Zisterzienserinnen im 14. Jahrhundert freiwillig einschlossen, sitzen heute jugendliche Straftäter nicht wirklich freiwillig in den Zellen. Wenn man sich an der Pforte meldet, kann man sogar das Gefängnisareal betreten, um die Marienkapelle zu besichtigen. Jedoch kurz nach sieben Uhr morgens erklärte der diensthabende Justizvollzugsbeamte an der Pforte, dass zu dieser Zeit leider noch kein Kollege für einen begleitenden Klostergang abgestellt werden könne. Zu einer anderen wohlgefälligeren Zeit herzlich gerne. Luther, der für seine [read more…]

Mittelhessen

Rosen, Römer, Ritter und Ruinen

Bad-Nauheim, den 26. Mai 2016 – Wer eine gepflegte Langstreckenwanderung mit kulturhistorischen Höhepunkten und weitreichenden Panoramablicken sucht, dem sei dringendst die erste Hälfte des insgesamt 96 Kilometer langen Taunus-Rhönweges empfohlen. Auch wenn der VHC, der Vogelsberger Höhenweg-Club, für die Teilstrecke von Bad-Nauheim nach Laubach zwei Wandertage veranschlagt, ist es nicht verboten die Strecke für einen ausgedehnten Wandertag zuzüglich ÖVM-getriebener Verlängerungsoption einzuplanen. Gestartet wird am Bahnhof der Kurstadt Bad Nauheim, die für ihre Solequellen bekannt ist und die von namhaften Kurgästen wie Otto von Bismarck, der Kaiserin Sissi oder u.a. Roosevelt besucht wurde. Angesichts des bevorstehenden Wanderpensums ist eine vertiefenden Besichtigung der interessanten Stadt nicht möglich, und aufgrund der frühen Morgenstunde auch nicht sinnvoll. So geht es zunächst durch den Goldsteinpark, dort wo 2010 eine Landesgartenschau stattfand und die Nachbildung eines Limesturmes an die römischen Zeiten in der Wetterau erinnert. Beeindruckend die hier im Park angebrachten außergewöhnlichen Installationen des Planetenweges. Durch ein schmales Waldstück geht es durch Feld und Flur in das fünf Kilometer entfernte Steinfurth, die Kommune, die sich als Rosenstadt auszeichnet. Hier wurde 1868 Deutschlands erste Rosenschule gegründet, die heute mit über 1.000 Rosensorten eines der weltweit größten Rosenangebote offeriert. Weiterhin kann ein Rosenmuseum (sonntags ab 11.00 Uhr) besichtigt werden, welches auch den weltweit umfangreichsten Literaturbestand über die Edelblume beherbergt. Das hochgewachsene Gras auf den ausgewiesenen Wanderwegen legt Zeugnis ab, dass dieser Wanderweg eher selten begangen wird. Die gesamte Strecke ist mit einem blauen Kreis auf weißem Spiegel gekennzeichnet, wobei man sichtlich bemüht war, die Wanderstrecke auszuzeichnen, was nicht immer gelungen ist. Teilweise irreführend, [read more…]