Wenn man schon mehr als 35.000 Kilometer unter den Wandersohlen hat, ist es schwierig, ja fast unmöglich, eine Best-of-Liste anzulegen. Zahlreiche Wandererlebnisse in den unterschiedlichsten Regionen in Deutschland und Europa waren bereichernd und spannend, eindrucksvoll und erlebnisreich. Jede Region hat ihren besonderen Reiz, jede Landschaft stellt besondere Anforderungen. Ob Küstenwanderungen, Bergtouren, Stadtexkursionen, Weinlagenwanderungen, Mittelgebirgstrails, geologische Exkursionen, Spurensuche auf historischen Pfaden, Flusswanderungen oder Thementouren. Die Bandbreite der Möglichkeiten ist groß und die persönlich angelegte Bucketliste schrumpft nicht… im Gegenteil, sie wächst von Jahr zu Jahr.
Trotz allem ist es ein Versuch wert eine Best-of-Liste zu kreieren. Hochgradig subjektiv, sicherlich auch eingefärbt von den seinerseits angetroffenen Rahmenbedingungen, angefangen vom Wetter, der Jahreszeit, den persönlichen Begegnungen, markanten Erlebnissen und und und…. Und sicherlich wird diese Liste im Zeitverlauf anzupassen sein, denn wie schon Heraklit treffend bemerkte ist der ständige Wandel der einzige konstante Aspekt des Lebens…
1. Wainwright,s Coast to Coast Walk
Auf dem zweitschönsten Weitwanderweg der Welt – so zumindest nach Meinung des Country-Walking-Magazines im Jahre 2004 – begibt man sich, wenn man den Spuren von Alfred Wainwright folgt, um in Nordengland von der Irischen See bis zur Nordsee zu wandern. Auf der 190 Meilen oder 309 Kilometer langen Strecke quert man dabei drei Nationalparks und überwindet mehr als 10.000 Höhenmeter. Jährlich stellen sich tausende Wanderer dieser Herausforderung, um Teile der Strecke oder den kompletten Trail von St. Bees in der Grafschaft Cumbria bis nach Robin Hood,s Bay in Yorkshire zu absolvieren.

2. Der Heidschnuckenweg
Das Gesträuch kratzt am Schaft der Wanderstiefel, feiner Sand knirscht unter den Schuhsohlen und das zarte Lila einer blühenden Heidelandschaft entfaltet ein außergewöhnliches Naturschauspiel. Der Heidschnuckenweg – ein beeindruckender und außergewöhnlicher Weitwanderweg und beste Gelegenheit die Lüneburger Heide im Gesamten zwischen Hamburg und Celle zu entdecken. Natürlich ist es die Krönung diesen Trail zur Hochblütezeit im August zu absolvieren. So kann man bei guter Wetterlage in einen opulenten Farbenrausch abtauchen. 224 intensive Heidekilometer, die man gut auf sechs Etappen verteilen kann, um diese tagesfüllend zu genießen.

3. Der Urwaldsteig
Herbst – es muß der Herbst sein. Nicht Frühjahr, nicht Sommer, nicht Winter! Der Herbst! Die Kombination ist es, die eine atemberaubende Wanderung ausmacht. Man wähle drei Sonnentage, sinnvoller dann, wenn die Wälder ihre opulente Farbenpracht voll entfalten, sucht sich eine sanfthügelige Mittelgebirgslandschaft mit ausgewiesenen Premiumwegen aus, schnüre die Wanderstiefel und mache sich ohne Zeitdruck daran einzutauchen in eine Welt unvergesslicher Naturerlebnisse. Und wenn dann noch frühmorgens der Nebel dampft und die Sonne sich bis zu den Steilhängen des Edersees durchfräst, dann ist man geerdet. Eindrucksvolle 68 Kilometer, unterlegt mit 3.700 Höhenmetern… und man sollte sich Zeit lassen, um zu staunen…..

4. Der Kerry Way
Irlandbesucher schwärmen vom legendären Ring of Kerry, die spektakulärste Autoroute, die die grüne Insel zu bieten hat. So hat es sich 1989 angeboten, entlang alter historischer Pfade auf der Iveragh-Halbinsel eine Low-Level-Long-Distance-Walking-Route, kurz LDWR genannt, zu entwickeln. LDWR,s zeichnen sich dadurch aus, dass man in der Regel unter 300 Höhenmeter bleibt, und die Textur der Strecke keine größeren Schwierigkeiten beinhaltet, was beim Kerry Way grundsätzlich der Fall ist. 220 erlebnisreiche Kilometer, die man in acht Etappen gut erwandern kann. Der krönende Tagesabschluß, natürlich die Einkehr in einem irischen Pub, dort wo die irische Lebensfreude pulsiert.

5. Der Malerweg
“Jeder der hierher kommt, ist gewöhnlich einige Augenblicke wie außer sich, und weiß nicht wie er sich äußern soll. Da steht man wie in eine andere Welt versetzt, in einer schmalen Kluft, von zwei Reihen Felswänden eingeschlossen, am Rande eines kleinen ganz heiteren Bächleins….” Noch heute spürt man die 1801 niedergeschriebene Faszination des Verfassers, ein gewisser Carl Heinrich Nicolai, seines Zeichens Pfarrer, Fremdenführer und Autor des ersten Wanderführers mit dem Titel “Wegweiser durch die Sächsische Schweiz. Just fünfzig Jahre zuvor waren bereits Künstler aus der Schweiz, aus Italien und der heimischen Dresdner Kunstakademie mit Skizzenpapier und Zeichenstiften unterwegs, um die spektakuläre und wundersame Landschaft für nachfolgende Generationen festzuhalten. Heute ist Wandern auf höchstem Niveau angesagt. Der Malerweg – 121 Kilometer -3700 Höhenmeter. Zweifelsohne – das Elbsandsteingebirge ist eines der spektakulärsten Naturlandschaften Europas und ein Muß für alle Outdoorfans.

6. Percorsi Occitani in der Valle Maira
„Il buco nero del Europa“ . Valle Maira – das schwarze Loch Europas, gelegen in einem engen Talschlauch der Cottischen Alpen des Piemonts nahe der französischen Grenze. Dort wo pro Quadratkilometer weniger Menschen (2/qkm) als in Alaska (4/qkm) leben, dort wo das höchste Schmetterlingsaufkommen Europas zu verzeichnen ist, dort wo die okzitanische Küche auf piemontesische Weine trifft, dort wo feinstes Wasser scheinbar im Überfluss von den Bergen fließt und dort, wo seit nunmehr 25 Jahren ein außergewöhnlicher Wanderweg, der Percorsi Occitani, auf 177 Kilometer ein besonderes Wandererlebnis garantiert. Wenn man noch talüberschreitend das Kloster Castelmagno in diese Hochgebirgswanderung integriert, dann ist das Wandervergnügen perfekt.

7. Der Obergermanisch-Raetische Limes
Der Obergermanisch-Raetischen Limes, wandertechnisch gestreckt auf 913 Kilometer und portioniert in 24 Etappen. Das längste Bodendenkmal Europas, das Zweitlängste der Welt. Ein Bauwerk der Superlative, bestens geeignet als Wanderthema für die karge Winterzeit. Vom Ende des 1. Jahrhunderts n. C. trennte er für rund 150 Jahre die römischen Provinzen Obergermanien und Raetien von den Barbaren, wie üblicherweise in römischen Kreisen Germanien bezeichnet wurde. Mauern und Palisaden sind seit langem abgetragen, die Erinnerungen jedoch nicht. Heute kann man auf einem der größten Kulturwege Europas entlang der Grenzlinien des Altertums entlangwandern. Mental sollte man sich auf eine Wanderung durch die Provinz einstellen, da sich ehemals und auch heute noch keine größeren Städte entlang des einstigen Limes befinden. Deutschland neu entdecken…..

8. Trans Tramuntana
Ein Geheimtipp ist es ja nicht wirklich. Aber unbestritten ist die 120 Kilometer lange Tour durch die Serra de Tramuntana auf der Insel Mallorca ein absolutes Wanderhighlight. Ob man durch Olivenhaine wandert, kilometerlang den steinigen Pfaden entlang der Trockensteinmauern folgt oder die Panoramen auf über 1.000 Höhenmetern genießt, ständig begleitet vom ewigen Rauschen des Meeres – jede Etappe ein Highlight und oftmals unterlegt durch den Duft von Mandel- und Zitrusbäumen Ob im frühen Frühjahr, oder im späten Herbst, das mediterrane Klima verlängert die Wandersaison auf der Baleareninsel

9. Berliner Mauerweg
Sie war das Symbol des Kalten Krieges. Durch das Politbüro der SED als “antifaschistischer Schutzwall” deklariert, durch den West-Berliner Senat als “Schandmauer” identifiziert und für mindestens 136 Menschen als Todesmauer endend – die Berliner Mauer. Gemauerte Symbolik einer Nachkriegsweltordnung – ein bitterer Preis, der Deutschland 28 Jahre spaltete, Leid und Opfer mit sich brachte. Der Berliner Mauerweg – 160 geballte Kilometer – hochgradig zu empfehlen für Alle die fernab der Berliner Dunstglocke in der bundesdeutschen Komfortzone leben durften und wenig bis keine Berührung zu diesem historischen Meilenstein unseres Landes hatten. Diese außergewöhnliche Strecke gehört im Regelfall auf die Bucket-List eines Langstreckenwanderers. Man sollte allerdings Zeit und Muse aufbringen sich mit der Geschichte Berlins auseinander zu setzen. Vier Tage genügen um die Strecke in tageslichttauglichen Häppchen zu entdecken.

10. Best of Dolomiten
“Sie sind die schönsten Berge der Welt” – sagte einst die Bergsteigerlegende Reinhold Messner. Poetischer formulierte es der Schriftsteller Dino Buzzati: „Treten Sie näher, ich bitte Sie, und betrachten Sie dieses Schauspiel, das ohne Zweifel eines der schönsten, imposantesten und hervorragendsten Dinge unseres Planeten ist. Sind es Steine oder Wolken? Sind sie real oder ein Traum?” 2009 wurden die Dolomiten wegen ihrer einzigartigen Schönheit von der UNESCO als Weltnaturerbe ausgezeichnet. Auf den Spuren des Dolomites World Heritage Geotrails wurden auf diesem Blog bereits zwei spektakuläre Wochentouren vorgestellt. Eine Weitere ist in der Pipeline. Wandern unterhalb des Klettersteigniveaus – für trittsichere Wanderfreunde ein regelrechter Genuß.
