Es gibt eine Vielzahl wunderbarer Wanderblogs mit unterschiedlichen Facetten und Schwerpunkten. Am langen Ende sind es drei Fraktionen, die in der Bloggerwelt vertreten sind: kommerzielle Blogger, wandernde Blogger und bloggende Wanderer.
powerwalker,s blog gehört dabei zur letzten Fraktion. Im Fokus stehen ausgedehnte Wanderungen, im Idealfall gepaart mit einer zünftigen Einkehr zwischendurch oder zum krönenden Abschluss. Dieser Blog, 2013 aus der Taufe gehoben, ursprünglich als persönliche Gedächtnisstütze, Wiedervorlage für Wandertermine und zweckmäßiges Archiv konzipiert, hat sich mittlerweile als mediales „Payback-System“ etabliert. Der gereifte Gedanke dahinter ist einfach: Die unendlichen Tiefen des Internets bieten interessierten Wanderinnen- und Wanderern eine Vielzahl von Informationsmöglichkeiten. Ob Tourismusverbände, Outdoor-Magazine, kommerzielle Anbieter oder Wanderer die auf Tourenportale ihre Trails präsentieren – sie alle liefern ausgezeichnete Anregungen für tolle Wanderexkursionen. Daher scheint es angemessen zu sein auch ein Stück an die Internetgemeinschaft zurückzugeben. Authentische Wanderberichte (natürlich immer subjektiv eingefärbt), die die Entdeckung wunderbar wanderbarer Regionen, aber auch die Kombination von traditionellen Wanderwegen oder die Erschließung themenbezogener Touren veranschaulichen. Dies alles als Anregung und Anreiz für wanderbegeisterte Interessierte, die, unabhängig von Jahreszeiten, den Drang verspüren die Welt zu Fuß zu entdecken.
Was ist eigentlich ein powerwalker……..?
powerwalkers,s blog -die Namensgebung eine Schnapsidee aus dem Bauch heraus, der Begriff selbst schwammig, vielleicht auch provozierend, wissenschaftlich nicht belegt, und mit vielfältigen Interpretationsmöglichkeiten behaftet. Wandern über lange Distanzen? Hochgeschwindigkeitswandern jenseits von sechs Stundenkilometern? Lange Distanzen in Hochgeschwindigkeit absolvieren? Wo hört Powerwalking auf, wo fängt Joggen an? Also: Fragen über Fragen. Einzig gesichert ist die Bezeichnung im technischen Bereich. Wer im Elektronikhandel einen Powerwalker bestellt, der ist auf der Suche nach einer USV – einer unterbrechungsfreien Stromversorgung.
Allemal prägnanter ist hingegen der Untertitel von powerwalker,s blog: „Ein Blog für ambitionierte natur- und kulturinteressierte (Langstrecken)wanderer.“ Zugegeben, das Unterbewusstsein hat sicherlich bei der Namensgebung auch seine Schmauchspuren hinterlassen. Powerwalking nach meiner Interpretation bedeutet mit Elan längere Strecken anzugehen, auch einmal zu beißen, wenn eine Strecke außerplanmäßig länger als geplant ausfällt; keinen Sitzstreik einleiten zu wollen, wenn anspruchsvolle Steigungen scheinbar nicht enden wollen; widrige Wetterverhältnisse mehr oder minder klaglos zu ertragen; mit geballter Faust in der Hosentasche weiter zu laufen, wenn eine kilometerweit vorher angekündigte Einkehrmöglichkeit geschlossen hat und letztendlich zu lernen dass die Wandersaison von Januar bis Dezember andauert – unterbrechungsfrei.
Ab wann ist eine Langstrecke eine Langstrecke… ?
Spannend die Frage: „Wo fängt eigentlich eine Langstreckenwanderung an?“. Hier zieht die juristentypische Standardantwort: Es kommt darauf an“. Ist für den einen eine 20 Kilometer-Tour bereits eine grenzwertige Angelegenheit, so hat sich eine andere nach dieser Schlagzahl erst einmal warmgelaufen. Erheiternd einst eine Zielgruppenbeschreibung einer Kasseler Sportwanderabteilung die ihre Ausschreibungen mit folgender Einleitung garnierte: „Du bist hier richtig, wenn du Angst hast unter 5 km/h Wurzeln zu schlagen; du zu faul bist, dir für 20 km die Schuhe zuzubinden, nach 30 km enttäuscht bist, dass das jetzt schon alles war; und wenn du 50 km hörst, du nicht fragst in wieviel Tagen“.
Hinzu kommen noch weitere Aspekte. Eine 40-Kilometer-Deichwanderung ist nicht zu vergleichen mit einem 40 Kilometer-Trail im Mittelgebirge. Experten arbeiten hier mit dem sogenannten Leistungskilometer um den energetischen Aufwand von Horizontaldistanz, Steigung und starkes Gefälle gebührend zu berücksichtigen. Ethnologischen Studien zufolge waren unsere wollnasenbärenjagenden Vorfahren täglich zwanzig bis vierzig Kilometer unterwegs, während der tatsächlich absolvierte Dienstweg eines Büroangestellten im Innendienst auf maximal 800 Meter täglich taxiert wird. Somit erübrigt sich die Frage, wann und für wen eine Langstreckenwanderung als Langstreckenwanderung zu klassifizieren ist. Es kommt eben darauf an…
Sicherlich, es gibt unterschiedliche Motive weite Strecken unter die Schuhsohle zu nehmen. Ob, sportlich ambitionierte Extremwanderer, ob konditionsstarke Speedhiker, ob raumdurchquerende Genusswanderer oder Stempel, Urkunden und Trophäen sammelnde Streckenwanderer, eines eint alle: den Spaß an der natürlichsten Fortbewegungsart des Menschen. So werden im Allgemeinen in diesem Blog Wanderungen ab zwanzig und im Mittel zwischen dreißig und fünfzig Kilometer Tagesstrecke vorgestellt, aber auch längere, mehrere Tage umfassende Streckenwanderungen. Am langen Ende gilt die zuversichtliche Erkenntnis: „Auch die längste Wanderung beginnt mit dem ersten Schritt“.
Von der Wandersucht zur Grenzerfahrung
Zugegeben, ein persönliches Faible gibt es noch. Die Vorliebe für 24-Stunden-Wanderungen. Die Motivation dabei ist simpel. Bewusst zu erleben, wie frühmorgens weit vor Sonnenaufgang ein neuer Tag hochfährt, goldene und blaue Stunden sich abwechseln, das Dunkel der Nacht sich über die Landschaft stülpt und alles scheinbar in Stillstand versinkt. Bewusst einen 24-Stunden-Zyklus zu erleben, den Rubikon des toten Punktes zu überwinden, die Grenzen jenseits der häuslichen Komfortzone auszuloten, eine Erfahrung der besonderen Art.
Das was wirklich zählt….
Letztendlich steht powerwalker,s blog für all diejenigen, die statt Kilometer Erlebnisse sammeln möchten, daran interessiert sind unbekannte Regionen zu erforschen, bekannte Regionen neu zu entdecken, ab und an die Blickrichtung zu wechseln und einzutauchen in kulturelle und naturelle Besonderheiten, die die Regionen bieten oder auch verbergen. Nicht gegen die Uhr zu laufen, sondern auch Zeit und Muse zu finden, zu einer gepflegten Einkehr in urigen Lokalen, oder an aussichtsreichen Stellen bei einer Rucksackrast sich als Momentensammler zu entspannen (Dank an den Liedermacher Werner Schmiedbauer für diesen wunderbaren Begriff!). Das mitlaufende fotografische Auge soll dabei für Leserinnen und Leser in diesem Blog nichts anderes als Anreize setzen und Neugier wecken aus eigener Motivation heraus die Welt zu Fuß zu entdecken. Mit welcher Streckenlänge und in welcher Zeit ist dabei nicht maßgebend. Jeder nach seinem Gusto. Und wenn man jenseits der etablierten und markierten Wege vergessene Pfade und historische Wege neu entdecken kann – umso besser.
Am langen Ende bleibt die persönliche Erkenntnis, dass Wandern mehr ist als die Summe gelaufener Kilometer und dass Landschaftsräume sich erst durch Langstreckenwanderungen wirklich erschließen lassen. Natur- und Kulturräume jenseits von Autobahnen und Landstraßen entdecken zu können ist spannend und bereichernd und bleibt oftmals nur denjenigen vorbehalten, die zu Fuß unterwegs sind. So hat die triviale aber auch tiefgreifende Erkenntnis „Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen“ mehr als ein Körnchen Wahrheit in sich.
Viel Freude und tolle Wandererlebnisse wünscht Euch allen
Martin Prasch
Redaktioneller Nachtrag: Meine Heimat: der Vordere Odenwald. Mein Rüstzeug: eine Ausbildung als Wanderführer des Odenwaldklubs und zertifizierter Natur- und Landschaftsführer. Meine Motivation: eine unbändige Neugier auf wunderbar wanderbare Regionen. Mein Dank: an alle Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen die Wanderwege nebst Infrastruktur planen, hegen, pflegen und ausschildern.